Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesschach

Todesschach

Titel: Todesschach
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
noch einmal gesehen, der ihm Kerns Botschaft überbracht hatte. Er wußte, wo er wohnte. Er nahm ein Flugtaxi und ließ sich in die Nähe des Blocks bringen. Den Rest des Weges legte er zu Fuß zurück. Als er an der Tür klingelte, hörte er Geräusche, dann erst wurde geöffnet. Das Gesicht des Mannes verriet deutliches Erschrecken.
    »Sie? Was wollen Sie?«
    »Wo steckt Kern?« Thorn trat ein, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. »Hat er etwas mit Grödigs letztem Fernsehauftritt zu tun?«
    Der Mann schloß die Tür.
    »Sie sind unvorsichtig. Kommen Sie. Ich habe Besuch, doch ich glaube, das macht nun nichts mehr. Es kann sich nur noch um Tage handeln, bis die Lage geklärt ist. Wenn Grödig schweigt, so wird er seine Gründe haben.«
    »Sicher wird er die haben«, sagte Thorn und nickte den drei Männern zu, die ihm neugierig entgegensahen. »Guten Abend, meine Herren. Es wird sicher Zeit, daß wir an die Öffentlichkeit treten. In dieser Hinsicht ist in Terrapolis nichts geschehen. Niemand hat Grödigs Aufruf befolgt.«
    »Hier wäre es zu gefährlich«, belehrte ihn der Kurier, dessen Name auch Thorn noch unbekannt war. Er hatte an der Wohnungstür kein Schild entdecken können.
    »Warum sollte es hier gefährlicher als in anderen Städten sein? Wegen des Ministeriums etwa?« Thorn schüttelte den Kopf und setzte sich. »Wenn alle so denken wie Sie, werden wir unser Ziel niemals erreichen.«
    Der Kurier wechselte einen hastigen Blick mit seinen Besuchern, ehe er Thorn wieder ansah.
    »Grödig rief zum Aufstand, Thorn, und dann verschwand er von den Bildschirmen. Ist er gefangen oder frei? Was ist wirklich geschehen?«
    »Ich weiß es auch nicht. Jedenfalls können wir nicht untätig herumsitzen und warten. Wollen wir Grödig helfen oder nicht?«
    Der Kurier betrachtete ihn abwägend.
    »Natürlich wollen wir ihm helfen.«
    »Also gut! Dann setzen wir uns doch mit den anderen Freunden in Verbindung.«
    Einer der Männer sagte:
    »Haben Sie die Sendung heute gesehen?«
    »Welche Sendung?« fragte Thorn.
    »Die mit dem Angriff auf den Palast? Er wurde von Breda und seinen Leuten gestürmt. Dann wurde die Sendung unterbrochen.«
    »Sie meinen, es sei eine echte Sendung gewesen?«
    »Ziemlich sicher. Trotzdem weiß niemand, was eigentlich geschehen ist.«
    »Dann handeln wir endlich. Sie kennen die Leute und ihre Adressen. Worauf warten wir?«
    Zögernd schlossen sich die vier Männer Thorn an. Sie gingen durch die menschenleeren Straßen und suchten einen Verschwörer nach dem anderen auf. Sie vereinbarten einen Treffpunkt in der Nähe der Stadtadministration, genau drei Stunden nach Mitternacht.
    Dann trennten sie sich.
    Thorn rief etwas später Grams an.
    Und Grams unterrichtete Breda.
     
    *
     
    Die Leute der Untergrundbewegung waren zu Tode erschrocken, als sie sich drei Stunden nach Mitternacht plötzlich von einem starken Aufgebot der Sicherheitspolizei umgeben sahen. Widerstand hatte wenig Sinn, also ergaben sie sich. Mit Transportgleitern wurden sie ins Gefängnis gebracht, zur Überraschung Thorns jedoch nicht in Zellen eingesperrt.
    In der Vorhalle mußten sie warten. Dann erschien Breda, der Chef der Sicherheit, höchstpersönlich. Er lächelte, als er die ängstlichen Blicke der Männer und Frauen bemerkte, die mit empfindlichen Freiheitsstrafen oder gar mit der Deportation zum Jupitermond rechnen mußten.
    »Wo steckt Grödig?« fragte er ruhig. »Sie müssen es wissen, und wenn Sie mir helfen, sind Sie frei. Das ist ein Versprechen.«
    »Wenn Sie nicht wissen, wo Grödig ist«, rief der Mann, den Thorn als Kurier kannte, »woher sollen dann wir es wissen? Er ist im Palast, nehmen wir an. Von dort aus regiert er. Dann wurde der Palast gestürmt, also ist er gefangen. Oder war auch das ein Schauspiel, Breda?«
    »In gewissem Sinne ja – aber Grödig konnte fliehen. Ich muß Sie bitten, den Ernst der Lage endlich zu begreifen. Wenn es Grödig gelingen sollte, seine Anhänger zu sammeln, ist mein Leben genauso in Gefahr wie das Ihre. Wir müssen ihn fassen, bevor es zu spät ist. Oder glauben Sie, er würde sich dankbar erweisen – für etwas, das Sie nie für ihn taten?«
    »Warum sollten wir gerade Ihnen vertrauen?« fragte jemand.
    »Sie müssen!« erwiderte Breda hart.
    Die Diskussion war Thorn ziemlich gleichgültig, er sah nur, daß sein Plan von den Ereignissen durchkreuzt wurde. Es war nicht einmal sicher, daß man sie überhaupt verhaftete. Breda würde sich mit den Angehörigen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher