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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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glaube, ich habe alles eingepackt.« Sie schloss den Deckel und zog den Reißverschluss zu. »Wenn ich etwas vergessen habe, bring es einfach mit, okay?«
    »Neiiin, ich meine, dass ich einen Daddy habe.«
    Katie hob die Augenbrauen und blickte sie an. Ihre Augen waren groß, dunkelbraun, unergründlich.
    Katie war sehr viel zielsicherer als Mac. Sie landete einen Volltreffer.
    Grace spürte zuerst das Nachbeben, das Zittern, als sich ihr Körper für den Schlag vorbereitete, der bereits angekommen war, und schließlich fühlte sie den Schmerz, der sich sternförmig im ganzen Körper verbreitete. Es war heiß, elektrisierend, ein Draht, der ihr mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und der Wahrheit in die Haut schnitt.
    Grace hatte versucht, Mac für immer hinter sich zu lassen. Sie hatte nicht damit gerechnet, wie teuer diese Entscheidung Katie zu stehen kam.
    »Störe ich euch gerade?« Mac stand mit hoffnungsvollem Blick im Türrahmen, der Vater am Zaun, derjenige auf der anderen Seite.
    Einen Sekundenbruchteil lang hätte Grace Zeit gehabt, den Mund aufzumachen und zu kitten, was immer zwischen ihr und Katie im Argen lag, ein einziges Wort und alles wäre wieder im Lot gewesen. Doch in diesem kurzen Moment drehte sich Katie nach der Stimme um. Grace hatte die Hand nach Katie ausgestreckt, instinktiv, voller Freude, doch nun war sie wie gelähmt, befand sich im freien Fall und war nicht fähig, sich zu bewegen. Sie starrte Katie an, und zum ersten Mal fühlte sie die Unbeholfenheit, nicht an sie heranzukommen, sie nicht berühren zu können, und in diesem Augenblick verlor sie ihre Stellung als Mutter. Nicht vor Katie, sondern vor sich selbst.
    »Er ist hier. Das wollte ich dir nur sagen.«
    Katie drehte sich um und blickte aus dem Fenster. Officer
Epsten stand mit laufendem Motor vor der Tür. Katie sprang auf und wollte hinauslaufen.
    Grace seufzte leise auf.
    »Warte«, hielt Mac sie auf. »Willst du deine Mom nicht noch einmal drücken?«
    Katie legte schwach die Arme um sie, ihr Körper war nicht richtig bei ihr. Grace spürte einen Ellbogen. Katie machte sich frei und ließ nur den vertrauten Duft von frisch gemähtem Gras und Zitrone zurück.
    Grace schluckte. Sie fühlte sich schwach und ängstlich. »Mein Handy hat keine internationale Freischaltung. Ich rufe vom Festnetz aus an, wenn ich angekommen bin.«
    »Natürlich«, antwortete Mac, während er über Katies Locken streichelte.
    Grace ging mit den beiden durch die breite Tür hinaus zum Wagen. Mac verstaute das Gepäck im Kofferraum.
    Epsten lenkte den Wagen über den Feldweg, und Grace hielt sich am Rahmen fest, um nicht hin und her geschaukelt zu werden. Als sie sich noch einmal zur Villa umdrehte, waren die beiden bereits verschwunden.

5
    Samstag
    G race fuhr am Tätowierstudio vorbei, umrundete den Block und fand einen Parkplatz auf der Newport Avenue. Er war zwei Blocks von der Ocean Beach Promenade in San Diego entfernt; nicht weit weg von der Jugendherberge. Sie lief an einigen Antiquitätenläden vorbei.
    Der Himmel war blasser als der, den sie auf den Bahamas zurückgelassen hatte. Der intensive Geruch des Meeres hatte sich mit dem Gestank von Schmutz, Schweiß und rußgeschwärztem Zement gemischt.
    Eine Gruppe von Teenagern mit bunten Haaren stand bettelnd vor der vergitterten Tür. Beim Anblick von Grace zerstreuten sie sich und begannen eine Partie Boccia weiter unten auf der Straße, als sie die Tür öffnete und hineinging.
    Helix jaulte auf und rannte mit seinem falschen Bein und wedelndem Schwanz auf sie zu. Jeanne sah von ihrer Arbeit auf. Ein Ventilator wehte einen kalten Lufthauch über Graces Körper.
    Der Laden war leer bis auf ein zerbrechlich aussehendes Mädchen auf dem Tätowierstuhl. Sie trug kurze Hosen, ein Trägertop und Kopfhörer in der Größe von Muffins. Ihre Augen waren geschlossen, und ihr Mund war leicht geöffnet. Sie schlief.
    »Du bist früher nach Hause gekommen. Ich hatte dich erst am Montag zurückerwartet. Wo ist dein Gefährte?« Jeanne wusch die Nadel ab und nahm eine neue Farbe. Die
ersten Konturen eines Einhorns glitzerten auf der linken Wade der Kundin.
    »Hallo, Kumpel.«
    Grace bückte sich zu Helix hinunter und kraulte ihn zwischen den Ohren. Der Hund leckte ihr das Gesicht ab und bellte. »Du hast uns Mac nachgeschickt, damit er uns findet.«
    Jeanne sortierte die Farben, hielt ein Fläschchen ins Licht und stellte es wieder ab. »Das Licht hier drin ist Scheiße. Knips die Lampe an,ja?«
    Grace
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