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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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Bewegung im Innern hören. Jemand kam zur Tür.
    »Ja?« Macs Stimme klang zurückhaltend.
    »Ich bin’s.«
    Mac öffnete die Tür. Kurz musterte er sie, dann schloss er sie in seine Arme. Grace vergrub ihr Gesicht in seinem Bademantel, und er zog sie in die Wohnung.
    »Was ist passiert?«
    Sie umarmte ihn fester. Sein Körper war noch ganz warm vom Schlafen, und sein Bademantel duftete sauber.
    »Es tut mir leid.« Der Schmerz stieg in ihr auf. Jetzt war sie auf sich gestellt. Verloren. »Mac, ich dachte, ich würde das Richtige tun, aber ich habe alles falsch gemacht. Ich habe dich und Katie verletzt und mich gleich mit. Und ich weiß nicht, wie ich die Vergangenheit ungeschehen machen kann. Wie soll ich das je wiedergutmachen?«
    »Mom?« Katie kam ins Wohnzimmer; verschlafen rieb sie sich die Augen. Haut und Haar schimmerten golden.
    Sie blieb stehen. Ihr Nachthemd hatte sich um die Knöchel gewickelt. »Mommy.«
    Grace fiel auf die Knie. Sie streckte die Arme aus, und Katie rannte auf sie zu. Grace umarmte sie und atmete tief den süßen Duft des Schlafes ein.

    »Ich habe dich wegen Daddy angelogen.«
    Katie umarmte sie fester mit den dünnen Ärmchen und drückte das Gesicht an Graces Brust.
    »Das war gemein.«
    »Das war es.«
    »Wie konntest du nur so etwas Gemeines machen?«
    Katie löste ihren Griff, um ihrer Mutter ins Gesicht sehen zu können. Ihre dunkelbraunen Augen fixierten Grace. Diese Zurückhaltung brach Grace das Herz. Noch nie zuvor hatte Katie ihrer Mutter gegenüber vorsichtig sein müssen, und es war Graces Aufgabe, dass sie es niemals wieder sein musste.
    »Mommy war verletzt und wusste nicht, was sie sonst hätte machen sollen. Ich habe den leichtesten Weg gewählt. Das war falsch. Es tut mir leid.«
    Katie dachte über das Gesagte nach. »Du machst so etwas nie wieder, versprochen?«
    Es war ein so kleiner Wunsch angesichts der monumentalen Fehler, die Grace begangen hatte. Benommen starrte sie Katie an und sah, wie die Jahre an ihr vorbeirauschten. Eine Katie mit langen Beinen. »Nein.«
    »In Ordnung.« Katie löste sich aus der Umarmung und gähnte. »Können wir Pfannkuchen zum Frühstück machen?«
     
    Mac brachte Katie zur Schule. Ein großer Mann mit breiten Schultern reichte einem kleinen Mädchen die Hand. Zuvor hatten sie auf dem Parkplatz der Grundschule geparkt. Grace war im Wagen geblieben und beobachtete die beiden durch die Windschutzscheibe. Gleich würde die Schulglocke ertönen, und die Wege würden voller Kinder mit gegelten Haaren und Rucksäcken sein. Die kleineren Schüler in Katies Alter wurden alle von einem Elternteil begleitet, der sie zur Eile trieb.

    Ein Junge blieb stehen und musterte Mac, bevor er Katie mit schriller Stimme fragte: »Wer ist das denn?« Die Frage hallte über das Geplapper und Lachen der anderen Kinder.
    Katie schaute auf zu Mac und lächelte.
    »Das ist mein Daddy.«
     
    Mac fuhr Grace zurück zu ihrem Wagen. Er hielt an, starrte geradeaus, seine Hände lagen locker auf dem Lenkrad.
    »Ich habe nachgedacht.« Er schaltete den Motor ab.
    »Ich auch.«
    Er berührte sie nicht. Sie fragte sich, ob er es jemals wieder tun würde. Ein Kind schoss auf einem Skateboard an ihnen vorbei.
    Schließlich sagte er: »Ich habe sie gesehen, und zwei Dinge kamen wie aus dem Nichts hervor. Noch vieles andere, aber das bewegte mich am meisten. Diese intensive Liebe. Man hört davon, aber man versteht es erst, wenn es dein eigenes Kind ist.« Er lächelte kurz. Grace konnte den Schmerz erkennen.
    »Sie ist so lustig.«
    »Ja.«
    »Bildhübsch.«
    Grace sah auf die eigenen Hände und konzentrierte sich darauf, nicht zu weinen.
    »Das zweite Gefühl war Zorn. Eine regelrechte Wut. Auf dich. Das tut mir leid. Denn sogar im Krankenhaus, als ich die treibende Kraft war, alles wieder in Ordnung zu bringen, habe ich diese Wut schon gespürt und kein Wort davon gesagt. Ich habe einfach den Mund gehalten. Das tut mir von Herzen leid.«
    Grace schluckte. Sie musterte den Himmel, die aufziehenden Wolken, dabei spürte sie den Schmerz, der durch sie hindurchfuhr. Aus Angst vor diesem Schmerz wollte sie nicht zu tief einatmen.

    »Das, was ich im Krankenhaus und auch am ersten Tag auf den Bahamas gesagt habe, es noch mal zu versuchen, selbst wenn man sich nicht sicher ist, das ist nur ein Teil des Ganzen.«
    Er blickte auf den Wohnkomplex. Eine Frau in einem Hosenanzug kam aus einer Tür und eilte zum Wagen, während sie mit dem Handy telefonierte.
    »Gleichzeitig ist
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