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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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Andy beschützen. Alles andere... ja. Es tut mir leid, was passiert ist.«
    »Aber tut es dir leid, was du getan hast?«
    Ihr Onkel senkte den Kopf und rieb sich das Gesicht. »Grace, mein eigenes Kind ist Opfer eines brutalen Mannes geworden. Ins Gesicht ihres kleinen Sohnes zu sehen, wird mich ein Leben lang daran erinnern, was er ihr angetan hat. Ich muss ihr auf jede erdenkliche Weise helfen, diesen kleinen Jungen lieben und ihm das Gefühl geben, dass er bei uns willkommen ist und wie sehr wir ihn brauchen.
Das gleiche Gefühl möchte ich auch Vonda geben. Das ist meine Aufgabe.«
    Er hielt ihrem Blick stand. »Ganz gleich, was deine Aufgaben sind, arbeite weiter daran. Es gibt schon genug Verletzungen, Schuldzuweisungen und Sorgen, ohne in die Vergangenheit zu blicken und Altes auszugraben. Und was alles andere angeht, sehe ich jeden einzelnen Tag in meinem Leben schreckliche Dinge. Eltern richten die schlimmsten Dinge an. Verkaufen ihre Kinder, fesseln ihre Großmutter, stecken sie in den Kofferraum und lassen das Auto von einer Brücke herunterrollen. Ich dachte, ich würde das Richtige tun. Ich kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen.«
    Vergebung. Das war schon ein ganz schöner Mist, wenn sie jetzt dasaß und einem Spezialistenteam in der Dunkelheit bei der Dekontamination zusah.
    Sie war müde. »Ich möchte das alles nicht mehr mit mir herumschleppen.«
    Etwas Unerwartetes geschah.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Danke.«
    Dann spürte sie, wie sich ein Band, das um ihre Brust, um ihr Herz gespannt war, löste. Es ging nicht um ihren Onkel. Es ging nicht darum, wer sie heute war. Es ging um das kleine Mädchen im Biologieunterricht, das voller Angst durch das Klassenzimmer rannte, um zu ihrem weinenden Bruder zu gelangen. Es ging nur um dieses Mädchen. Ihr Onkel hatte recht. Es war ihre Aufgabe, sich um sich selbst zu kümmern. Weiterhin wütend auf ihren Onkel zu sein, das half ihr nicht dabei, sich selbst zu heilen.
    »Ob man jemals die Dunkelheit erklären kann?«
    Pete starrte auf die geschäftige Szene, die sich vor ihnen abspielte. »Deshalb sind wir ja die Guten, Grace. Die Wachposten am Tor zur Hölle. Wir müssen es nicht erklären, wir müssen es aufhalten.«

    Er stand auf, klopfte sich den Staub von den Hosen ab und berührte Grace an der Schulter.
    »Ich fahre später nach San Diego und befrage dich dort nochmals für deine formelle Aussage.« Er zögerte. »Gut gemacht, Mädchen. Jetzt stell dich deinen Aufgaben zu Hause.«

48
    A ls sie auf die Schnellstraße 10 bog, kurbelte sie das Fenster herunter. Hinter ihr im Rückspiegel sah sie nur einige Scheinwerfer in der Ferne. Niemand, bis auf einige LKW-Fahrer, war mitten in der Nacht auf der Straße. In Oceanside hielt sie kurz an, um sich bei McDonald’s einen Kaffee zu holen.
    Je näher sie ihrem Zuhause kam, desto dicker schien die Luft zu werden. Seit Monaten hatte es keinen Regen gegeben, viele fürchteten sich vor Bränden. Trotz all ihrer Schönheit war die Stadt San Diego ein zerbrechlicher Ort.
    Als sie sich den Randbezirken San Diegos näherte, ging die Sonne auf. Der Verkehr wurde dichter. Sie überlegte, ob sie Zeit hatte, um nach Hause zu fahren und zu duschen. Auf keinen Fall wollte sie es verpassen, Katie zu sehen, bevor diese zur Schule musste. Sie hatte einiges auf dem Herzen, aber sie wollte das alles nicht sagen, während sie stank und Stuarts Blut auf dem Hemd hatte.
    Lange stand sie unter der Dusche und versuchte den Geruch ihres Abenteuers von der Haut abzuwaschen! Es fühlte sich gut an, etwas Sauberes zu tragen.
    Als sie auf dem Parkplatz des Wohnkomplexes ankam, war es bereits fast sieben Uhr.
    Die rosa Sonnenstrahlen hatten sich zu einem Silbergrau verwandelt. Eine schwarze Wolkenkette hing über der Stadt. Wenn es brannte, sah der Himmel genauso aus, aber jetzt roch es nicht nach Rauch.

    Ein Fischer in Gummistiefeln kam mit einer Papiertüte aus einem Anglerladen, der sich auf der anderen Straßenseite befand. Ein Auto mit Bootsanhänger, war an der Straßenecke geparkt. Der Mann sprang auf den Anhänger und verschwand im Boot.
    Das Gebäude verfügte über eine Außentreppe, die sich um alle Eigentumswohnungen wand. Sie zögerte, bevor sie an die Tür klopfte, denn die Müdigkeit hatte sie, zusammen mit allem anderen, eingeholt.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, wenn er einfach nicht aufmachte. Sie lehnte den Kopf an die Tür, versuchte es noch mal. Dieses Mal konnte sie eine
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