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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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flüchten, spieße ich dich mit der Armbrust auf. Es ist mir ein bisschen unangenehm, wie das eben gelaufen ist.
Ich bin wirklich besser darin, als es vorhin den Anschein hatte.«
    Noch einmal holte sie so viel Füllmaterial wie möglich aus der Kiste und machte sich dann am unteren Ende des Motors zu schaffen. Behutsam ließ sie das Licht über sein Innenleben gleiten. Ein gerippter Generator, ähnlich wie in einem Auto, war durch eine starke Achse mit einer größeren Metallkiste verbunden. Zahnräder. Keine Ecken. Nichts Scharfes. Nichts hier drin konnte sie retten.
    Über ihr sägte Stuart verbissen weiter. Ein lautes Pfeifen schnitt durch die Luft, darauf folgte ein metallisches Klicken, als ob etwas abgebissen worden wäre. Im Innern des Waggons fiel das untere Ende des Bolzens wie Metallhagel zu Boden.
    »Der Erste ist geschafft. Gibt es noch etwas, was du fragen möchtest, solange du noch kannst? Die Zeit wird knapp.«
    Er sägte energischer und schneller.
    Er wollte mit ihr reden. Also würde sie sich das zunutze machen. Nachdem sie noch mehr Stroh entfernt hatte, lag die Achse der Windturbine frei da.
    »Wie schlimm muss deine Kindheit gewesen sein, damit du so geworden bist?«
    »Komm schon, Grace, das kannst du doch besser.« Er klang amüsiert.
    »Wenn man so klug ist, muss man sich oft einsam fühlen. Mit wem kannst du dich denn unterhalten, Stu?«
    »Ich liebe Vonda. Und auch das Baby. Es ist ein Opfer, sie im Leben niemals wiedersehen zu können.«
    »Oh, du wirst jemand anderen finden.«
    »Das habe ich bereits. Ich habe ein komplettes Leben abseits von alldem hier, Grace.«
    Der Ton des Sägens veränderte sich, bevor ein zweites Metallstück geräuschvoll zu Boden fiel.

    »Eine schöne Idee. Die krummen Finger.«
    »Ich habe sie mir in der Grundschule im Sportunterricht beim Baseball gebrochen. Sie sind nicht richtig zusammengewachsen.«
    »Ich verstehe es nicht. Gib mir einen Tipp.«
    Grace leuchtete über das Getriebe. Der Lichtkegel wurde immer kleiner. Die untere Hälfte des Motors war immer noch mit Füllmaterial bedeckt, das Getriebe selbst lag frei. Sie suchte weiter in dem schwachen Licht.
    Inzwischen sägte er am dritten Bolzen.
    »Wirklich, ich will es wissen«, redete sie weiter. »Das, was du getan hast, war brillant, Stuart. Das Soja zu manipulieren und an Vonda auszuprobieren. Nicht nur an Vonda. An dir selbst. Du bist ein mutiger Mann. Ein Pionier.«
    »Ich bin verantwortlich für das Aussterben einer ganzen Rasse.« Er klang wie hypnotisiert. »Nicht einmal Hitler hat das geschafft. Und das Beste daran ist, dass es jeden Krieg beenden wird, Grace. Einfach so. Alle diese Politiker. Jahr für Jahr. Alle haben sie Hoffnung, einen Wandel oder die Rückkehr zu Traditionen versprochen. Worte. Das waren nur leere Worte, Grace. Das hier ist der Wandel. Kraftvoll. Effektiv. Kein Zurück. Es geht nur vorwärts.«
    Der Lichtkegel verschwand allmählich wie ein verblassender Stern, der von einem schwarzen Loch verschluckt wurde. So schnell es ging, ließ sie den Lichtkegel über den restlichen Inhalt der Kiste gleiten. Eine große, weiße Achse lugte am anderen Ende des Getriebes heraus und öffnete sich, um die Teile zu verbinden: die Hauptachse, mit der später die Rotorblätter verbunden sein würden.
    »Warum die Riverside University?«
    Fieberhaftes Sägen, dann fiel auch der dritte Bolzen zu Boden.
    »Sterbende Mütter haben einen starken Drang, sich die Dinge von der Seele zu reden, wirklich überflüssig, aber
wie soll ein Sohn da reagieren?« Das Sägen wurde immer heftiger.
    Sie reckte den Kopf nach oben, ihr Herz hämmerte gegen den Brustkorb. Natürlich.
    »Deine Mutter.«
    Sie dachte zurück an das zerrissene Foto, das ihr Onkel Pete gezeigt hatte. Das Foto, das an die Desert Sun geschickt worden war. Bartholomew und Jeanne als junge, lachende Radikale. Aber auf dem Foto war noch ein weiterer Arm sichtbar gewesen. Ein schlanker Frauenarm, und Bartholomew hatte diese Person angesehen, als das Foto geschossen worden war.
    Tasha. Samantha. Stuarts Mutter.
    »Du bist Bartholomews Sohn. Deshalb bist du hergekommen, du wolltest es ihm sagen. Du bist sein Sohn.«
    »Dieses Arschloch hat nicht einmal geantwortet. Er stand da mit offenem Mund, als hätte er nichts von dem verstanden, was ich gesagt hatte. Beim nächsten Mal, als wir uns sahen, hat er so getan, als kenne er mich nicht einmal. Ich kam hierher mit diesem perfekten Plan, wollte eine wortreiche Reaktion, und was bekam
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