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Todessaat

Titel: Todessaat
Autoren: Susan Arnout Smith
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Schlüsselbund nahm sie sich einen übergroßen Schlüssel und klemmte ihn unter einen Nagel im Deckel. Sie bewegte den Schlüssel hin und her und grub ihn weiter in das Holz. Ihr schmerzten die Finger, doch endlich merkte sie, dass der Nagel sich ein wenig gelöst hatte. Nun steckte sie den Schlüssel mit der dicken Seite unter den Nagelkopf und nutzte die Länge des Schlüssels als Hebel. Das Metall schnitt ihr in die Hand, und sie sah, dass sie blutete. Sie machte weiter. Der Nagel war gelockert; sie ergriff ihn und steckte ihn in die Hemdtasche zum Pfefferspray.
    Sie brachte das Licht in eine andere Position und machte mit den anderen Nägeln weiter. Die Zeit verging. Aus der Ferne hörte sie das Pfeifen eines Zuges. Ihre Tasche füllte sich mit Nägeln, sodass sie sich schon fragte, ob sie das Pfefferspray im Ernstfall schnell genug herausholen könnte. Also steckte sie das Spray in die Hosentasche.
    Mittlerweile hatte sie zwei Seiten der Kiste von Nägeln befreit, aber es hatte sehr lange gedauert, und bei dieser Erkenntnis bekam sie erneut Panik. Schweiß lief ihr den Rücken hinunter. Schließlich war es ihr möglich, die Finger unter den Deckel zu schieben. Auf diese Weise konnte sie ihn anheben und weitere Nägel lösen.
    Sie bearbeitete bereits die letzte Seite. Die Nägel fielen heraus, doch sie machte sich nicht mehr die Mühe, sie einzusammeln. Ihre Schultern und Arme schmerzten, als sie den Deckel zur Seite schob.
    Sie hielt inne. Jemand kletterte an der Seite des Waggons hinauf.

46
    G race starrte an die Decke. Stuarts Schritt war schwer, und seine Stiefel dröhnten. Er war direkt über ihr. Irgendetwas klirrte. Seine Stimme klang sanft und ein wenig anzüglich. »Grace. Hörst du mich?«
    Ihre Hand schnellte instinktiv zur Hosentasche und berührte das Pfefferspray. Sie nahm es heraus und steckte es doch wieder zu den Nägeln in die Hemdtasche.
    »Sprich mit mir, Schätzchen. Da ist doch nichts dabei.«
    Sie schob den Deckel weiter zur Seite, der noch an einigen wenigen Nägeln hing. Mit einem kurzen Krachen des splitternden Holzes löste er sich endlich ab.
    »Was war das?« Er klang halb angespannt, halb zu Scherzen aufgelegt. Er war der Gastgeber, und sie hatte gerade den Braten in der Küche fallen lassen, während die Gäste am Tisch warteten.
    Die Taschenlampe erzeugte einen blassen Kreis in der Kiste, überall sonst war es stockfinster. Der Deckel war schwer, sodass sie ihn ungelenk in der Dunkelheit gegen die Wand lehnte.
    »Was machst du da unten?«
    So verriet er ihr mehr, als ihm bewusst war.
    Er konnte sie nicht sehen. Durch das Metall hindurch war das Nachtsichtgerät wirkungslos. Bis er die Metallplatte vom Dach genommen hatte, konnte sie noch eine andere Waffe finden. Sie würde sich nicht einfach zusammenkauern und warten.

    Also ging sie auf den schwachen Lichtkegel zu und zog die Taschenlampe aus ihrer provisorischen Halterung. Dann näherte sie sich der Kiste.
    Stroh - das gleiche Stroh, das sie benutzte, um Katies Osternest zu füllen - bedeckte etwas im Inneren. Sie nahm eine Handvoll Stroh heraus und warf es auf den Boden. Unter dem Stroh wurde weiß glänzendes Metall sichtbar. Es war ein eiförmiger Motor, da war sie sich sicher. So etwas hatte sie bei Windlift gesehen. Stuart hatte sich darum gekümmert.
    »Wir hatten nie Zeit für eine Unterhaltung«, sagte er bedauernd. »Also holen wir das jetzt nach. Ich erzähle dir mal, wie es ablaufen wird.«
    Sie steckte die kleine Taschenlampe zwischen die Zähne und holte mit zwei Händen gleichzeitig das Stroh aus der Kiste. Auf dem Dach hörte sie plötzlich Metall auf Metall reiben und zuckte zusammen. Offenbar hatte er einen Bolzenschneider geholt. Deshalb war er so lange weggewesen. Nein. Eine Feile, Gott sei Dank. Eine Metallsäge. Es hörte sich an, als säge er die Bolzen der Metallplatte ab. Dafür würde er länger brauchen.
    Wie viele Bolzen müsste er absägen, bevor er die Metallplatte hochheben konnte? Sie steckte die Arme in die Kiste, warf immer mehr Füllmaterial zu Boden und betrachtete sorgfältig das, was im Inneren der Kiste sichtbar wurde. Sie starrte in den Innenraum eines Windradmotors. Die Zahnräder waren eine Reihe von großen, ineinanderlaufenden Metallstücken. Es musste irgendwo ein Teil mit einer scharfen Kante geben, das sie benutzen konnte. Entweder war es bloße Einbildung, oder das Licht der Taschenlampe wurde tatsächlich schwächer.
    »Du weißt ja, wenn du versuchst, durch die Tür zu
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