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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Stone
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gewandert.
    Osso zog den rechten Arm zurück, und Eldon machte sich bereit, einem wilden Heuholer auszuweichen.
    Aber der Junge schlug nicht zu.
    Er zog eine Waffe.
    Und nicht irgendeine Waffe.
    Abes Waffe. Seinen 45er-Colt, seinen ganzen Stolz – die Waffe, mit der er begraben worden war.
    Eldon erkannte den perlmuttbesetzten Griff, die Kerbe an der Mündung, und zuletzt auch Abes Initialen – A.J.W. – auf dem Abzugsbügel.
    Sein halbes Leben lang hatte Eldon damit gerechnet, dass dieser Augenblick kommen würde, und jetzt, wo er tatsächlich da war, hatte er nicht einmal Angst. Nur wer an Gott glaubte oder etwas hatte, für das es sich zu leben lohnte, hatte Angst vor dem Tod. Er gehörte nicht zu diesen Leuten. Und auf diese Entfernung würde es so schmerzlos sein, wie im Koma zu sterben. Er würde tot sein, bevor sein Körper es wusste.
    Das Einzige, was ihn bewegte, war Neugier.
    »Quién te envió?«, fragte er seinen zukünftigen Mörder.
    »Vanetta Brown.«
    »Wie bitte?«
    Hinter dem Mörder schwang die Tür auf. Und das Allerletzte, was Eldon Burns sah, war ein Mensch, der wieder in sein Leben trat.

1. Teil
    Stadt der Würmer

1
    Miami war keine gute Stadt für eine Ehe. Zu diesem Schluss kam Max Mingus, als er in Zimmer 29 des Hotel Zürich an der Ecke 8th Street und Collins Avenue darauf wartete, dass die Ehebrecher nebenan endlich zur Sache kamen, damit er die seine abschließen konnte.
    Von allen Menschen, die er kannte, war nur noch sein bester Freund Joe Liston mit seiner ersten Frau zusammen. Alle anderen lebten entweder in zweiter oder dritter Ehe, waren scheidungsgeschädigte Alleinstehende oder – wie er – Witwer oder Witwen, die ihr Leben mit Geistern teilten.
    Diese Stadt war kein Ort für Langzeitbeziehungen. Sie war von Natur aus wechselhaft, ihr Geist ruhelos. Sie war in ständiger Veränderung begriffen und warf eine glitzernde Haut nach der anderen ab, wie eine Strassschlange auf Speed. Miami lag genau mittig zwischen einem anderen und einem besseren Ort, kaum jemand stammte von hier, und kaum jemand blieb lange. Die meisten waren auf der Durchreise, sie zogen weiter und machten Platz für andere ihrer Art. So weit Max’ Theorie, so sah er die Dinge. Miami war ein reißender Fluss auf Treibsand: Man konnte nicht darin stehen und ganz bestimmt nicht darauf bauen.
    Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er war noch nicht lange hier, aber sein Taschentuch war schon durchnässt. Die Klimaanlage war defekt. Die Hitze war mörderisch, es roch nach Erbrochenem und vergammeltem Essen. Das Fenster wollte er nicht aufmachen, weil der Lärm von draußen die Geschehnisse nebenan übertönen würde. Im Moment plauderten die beiden. Das machten sie immer am Anfang. Reden. Und ein bisschen lachen. Vor allem sie.
    Er beobachtete das Pärchen nun schon seit sechs Wochen. Fabiana Prescott und Will Cortland. Beide anderweitig verheiratet. Cortland, einunddreißig, arbeitete für eine Limousinen-Agentur namens Island Limos . Er war groß, blond, fitnessstudio-gestählt und von jener unverfänglichen, gesunden, durch und durch amerikanischen Attraktivität, die man aus den Werbespots von Banken und Ferienanlagen kennt. Fabiana, fünfundzwanzig, war die vierte Ehefrau von Emerson Prescott, Max’ Klienten. Ein Mördergeschoss: Latina mit langem schwarzem Haar, dunkler Haut und großen braunen Augen, dazu ein Körper, dessen Kurven zu perfekt und zu ausladend waren, um echt zu sein. Wo immer sie auftauchte, drehte sich jeder heterosexuelle Mann nach ihr um.
    Max konnte keinem von beiden einen Vorwurf machen. Besonders nicht Fabiana.
    Emerson Prescott war ein steinreicher Zahnarzt, der in drei Praxen in Los Angeles, New York und Miami eine exklusive Klientel bediente. Max hatte ihn in seinem Büro in der Innenstadt aufgesucht und ihn vom ersten Augenblick an verabscheut. Prescott war ein kleines, über sechzigjähriges Relikt von einem Mann, der mit Haarimplantaten, Gesichtslifting, Botox und käuflichen Gattinnen wie Fabiana den Zahn der Zeit auszutricksen versuchte. Und so hatte Max den Auftrag selbstverständlich angenommen. Genau genommen hatte er, des Geldes wegen, gar keine andere Wahl gehabt, und schon der erste Blick auf Prescott hatte ihm verraten, dass die Sache schnell und leicht sein würde. Natürlich wurde Prescott von seiner Frau betrogen.
    Die beiden lebten in Los Angeles. Ihr Verhältnis war schon seit einigen Jahren etwas schwierig, hatte Emerson erklärt, seit seine Praxis in New
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