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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Autoren: Birgit Wilhelmy
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England schon früh am Morgen verlassen, um die Autofähre von Dover nach Ostende rechtzeitig zu erreichen. Beinahe hätte sie es nicht geschafft, als ihr geliebter Bus plötzlich recht merkwürdige Geräusche von sich gegeben hatte, was ja an sich nichts Ungewöhnliches bei einem 78er war. Doch diese Geräusche hatten neu, anders geklungen, und Molly Jo war sich sicher gewesen, dass Eduard, ihr kürzlich verstorbener Mann dahinter stecken würde, um sie daran zu hindern, die Insel zu verlassen. Aber ihr Entschluss hatte festgestanden. Da würde auch kein Eduard ihr einen Strich durch die Rechnung machen. Sie würde diese Reise antreten. Basta.
    Bis zum plötzlichen Tod von Eduard war Mollys Leben weder durch schwere Krankheiten noch durch unvorhergesehene Unfälle heimgesucht worden. Auch das Dahinscheiden ihres geliebten Gatten war auf eine ruhige und seinem Naturell entsprechende Weise geschehen.
    Nach einem gemeinsam genossenen Mittagsmahl – ein leichtes, luftiges Soufflé und Rapunzelsalat – fühlte sich Eduard plötzlich ein wenig unpässlich und schwach.
    Ganz ohne Grund , dachte er noch auf dem Weg zu seinem Lieblingssessel. Denn diese wunderbare, von seiner lieben Frau zubereitete Speise lag ihm keineswegs schwer im Magen. Mit zittrigen Beinen ließ er sich schwerfällig in seinen Sessel gleiten und versuchte, noch einmal tief durchzuatmen – und hatte damit, ganz unspektakulär, seinen letzten Atemzug getan.
    Molly, die, nicht wissend, dass ihr Gatte soeben das Zeitliche gesegnet hatte, mit dem Vanille-Dessert aus der Küche zurück in das Esszimmer kam, wunderte sich über das verlassene Zimmer.
    „Eduard, es gibt noch dein Lieblingsdessert, bayerische Creme!“, rief sie in das Wohnzimmer, wo sie ihren Ehemann vermutete.
    Als niemand antwortete, schaute sie nach und fand ihren geliebten Eduard tot mit friedlich entspannten Gesichtszügen in seinem Ohrensessel.
    „Oh Eduard, das Dessert hättest du aber noch essen können!“, empörte sie sich, obwohl sie intuitiv spürte, dass Eduard nicht mehr unter den Lebenden weilte. Jedoch hatte sie sein plötzliches Ende noch nicht endgültig akzeptieren können, deshalb hatte sie auch weiterhin auf eine andere, übersinnliche Weise mit ihm kommuniziert. Und das sollte auch noch eine lange Zeit so bleiben.
    Nach einer langen und zermürbenden Autofahrt hatte Molly ihr Ziel fast erreicht.
    Die Autobahn hatte sie hinter sich gelassen und fuhr jetzt mitten durch das hügelige Bergische Land, ihrem Geburtsort Heiligenburg entgegen.
    In der guten alten Zeit war der kleine Ort ein Ausflugsziel für die nahewohnende Bevölkerung aus Köln gewesen, ein Paradies für Familien, ein Erholungsgebiet.
    Auf dem hübschen Kahnweiher im Ort schipperten kleine Ruderboote und ins Mühlenhäuschen, ein weit bekanntes Ausflugslokal, kehrte man zu Kaffee und Kuchen ein. Ein schmaler Weg, an der alten Heiligenburger Waldkirche vorbei durch einen weiteren großflächigen Wald, führte nach Burgmühle an den Mühlensee, ein ebenfalls idyllisch gelegener See, auf dem Schwäne und kreischende Gänse ihre Runden zogen. Bergansteigend, durch den kleinen Ort Engelshof, erreichte man das Burgschloss, von wo aus der Ausblick nach Köln und in entgegengesetzter Richtung ins Bergische Land unbeschreiblich war. Sanfte Wiesen und dicht bewaldete Hügel prägten diese Landschaft.
    Kleine Bäche flossen durch die engen Täler und mündeten in Flüsse, deren Reise im „Vater Rhein“ endete.
    Die Bötchen auf dem Weiher waren nun schon lange verschwunden, das Wasser verdreckt und die drei riesigen Hochhäuser, die dort in den 80er-Jahren in unmittelbare Nähe des Weihers gebaut worden waren, gehörten zu den vielen Bausünden, die diesen einst so wunderschönen Ort entstellt hatten.
    Aber für all das hatte Molly keinen Blick mehr. Sie war einfach hundemüde und wollte nur noch ausruhen. Sie suchte sich ein wenig abseits direkt neben dem Kahnweiher ein schönes schattiges Plätzchen für ihren Bus und wurde augenblicklich vom Schlaf übermannt.

T heresa hasste es, früh aufzustehen. Aber sie hatte ihrer Tochter Charlotte versprochen, den Stand auf dem Heiligenburger Flohmarkt mit ihr zu teilen, um den ganzen Krempel zu verkaufen, der sich in den letzten Jahren in Theresas Leben angehäuft hatte.
    „Wegschmeißen, bist du verrückt“, hatte Charlotte gesagt, „da mache ich wenigstens ein bisschen Kohle mit. Wir gehen zusammen auf den Trödel und du wirst sehen, es wird dir Spaß
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