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Todeskommando Solar

Todeskommando Solar

Titel: Todeskommando Solar
Autoren: Kurt Mahr
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daß unsere heutigen Raumschiffe noch nicht gut genug sind, um damit die äußeren Planeten anzusteuern. Man will Erfolge sehen – Erfolge um jeden Preis. Auch um den Preis von zwanzigtausend Menschenleben, die bis jetzt dafür geopfert worden sind. Schön“, er holte tief Luft, „ich nehme das Kommando an! Allerdings …“
    „Es bleibt Ihnen nichts anderes übrig“, stellte der Major böse fest.
    „Doch“, erwiderte Keefauver ruhig. „Ich könnte mich erschießen. Schließlich ist es das gleiche, ob ich auf der Erde oder dem Neptun sterbe. Chancen sind ohnehin nicht vorhanden. Aber ich möchte wissen, wen man mir als Begleitkommando mitgibt!“
    „Hundert Verbrecher!“ antwortete der Major.
    „Keine Männer, die etwas von Raumfahrt verstehen?“
    „Nein!“
    „Aha! Starttermin?“
    „28. Oktober 2097 von Reno Spaceport!“
    „Danke!“
    Captain Keefauver erhob sich. Auch der Major stand hinter seinem Schreibtisch auf und kam auf Keefauver zu. Mit einem Grinsen, das die ganze Skala menschlicher Gehässigkeit ausdrückte, streckte er die Hand aus.
    „Captain, es ist mir ein Bedürfnis …“
    „Sie irren, Major. Mir ist es ein Bedürfnis, Ihnen ein Andenken zu hinterlassen!“
    Blitzschnell holte er aus und schlug dem Major krachend die Faust unter das Kinn. Der Kopf des Majors flog zurück, als habe ihn ein Pferd getreten. Ohne einen Laut sank der massige Körper in sich zusammen und polterte auf den Boden.
    Keefauver salutierte grinsend, fischte aus dem Papierkorb eine Bananenschale, trat einmal kräftig darauf, nachdem er sie auf den Boden hatte fallenlassen, und verließ den Raum.
     
    *                     *
    *
     
     



 
     „Captain Keefauver“, stellte er sich vor. „Ich soll in fünf Tagen von hier aus mit einem Schiff zum Neptun starten. Ich möchte das Schiff gerne sehen!“
    Das Gesicht des Kontrollbeamten verzog sich zu einer schmerzlichen Grimasse.
    „Wenn es nicht mehr ist, was ich für Sie tun kann!“ antwortete er.
    Keefauver schüttelte den Kopf.
    „Niemand kann mehr viel für mich tun!“
    „Schön. Kommen Sie!“
    Mit einem Wagen fuhren sie über das riesige Landefeld. Vor einem Schiff mit zerkratzten Wänden und geschwärzten Düsenöffnungen hielten sie an.
    „Das ist es“, sagte der Beamte niedergeschlagen.
    Keefauvers verwegenes, selbstverachtendes Grinsen zog wieder über sein Gesicht.
    „Ein so schönes Schiff wollte ich gar nicht haben!“ sagte er und stieg aus. „Wie heißt es?“
    „Solar!“
    Keefauver nickte und spitzte die Lippen.
    „Ist es jemals über die Marsbahn hinausgekommen?“
    „Ja, bis Ceres!“
    „Wann?“
    „Ich weiß es nicht genau; aber es muß vor ungefähr dreißig, vierzig Jahren gewesen sein!“
    „Genauso sieht es aus. Steuerungsautomatik?“
    „Ja. Aber noch herkömmlichen Atomantrieb. Heißluft also!“
    Keefauver nickte immer noch.
    „Können wir es uns ansehen?“
    „Gerne!“
    Mit dem Lift der Fahrbühne fuhren sie zur Schleuse hinauf. Das Schott öffnete sich quietschend.
    „Wäre ölen zuviel verlangt?“ fragte Keefauver. Der Beamte schüttelte den Kopf.
    „Wir hätten es noch gemacht. Das Schiff ist erst vor zwei Wochen ausgesucht worden. Wir werden alle Hände voll zu tun haben, um bis in fünf Tagen fertig zu sein!“
    Langsam gingen sie durch die Räume. Keefauver bemerkte mit Beruhigung, daß die Leute von Reno Spaceport getan hatten, was sie konnten. Wenn es auch trotzdem mehr als fraglich blieb, ob eine noch so sorgfältige Überholung ein vierzig Jahre altes Schiff dazu befähigen konnte, eine Entfernung von mehr als vier Milliarden Kilometern und zurück zu bewältigen.
    Die Solar hatte niemals eine größere Besatzung als fünfzig Mann gehabt; das war an Zahl und Verteilung ihrer Räume klar zu erkennen. Jetzt sollte sie einhundert Menschen aufnehmen.
    „Es ist eine elende Schweinerei“, sagte Keefauver böse, aber ruhig, als sie im Kommandoraum standen.
    Und der Mann von der Platzkontrolle stimmte ihm zu: „Ja, das ist es!“
     
    *                     *
    *
     
     „Das sind die Leute, Captain!“ sagte der Polizeibeamte.
    Wortlos starrte Keefauver auf die Viererreihe von Menschen, die sich, flankiert von je fünf Wachen, auf dem Platz aufgebaut hatte.
    „Auch noch Frauen!“ murmelte der Captain bitter.
    Nur zwei Drittel der Gruppe waren Männer. Ein paar von ihnen sahen verwegen aus, andere schauten trotzig drein und wieder andere ließen verbittert die Köpfe
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