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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition)
Autoren: Karen Rose
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gar nicht ähnlich, seiner Arbeit fernzubleiben, ohne auch nur anzurufen.
    Falls ihm etwas zugestoßen war, wäre die Mutter des Jungen am Boden zerstört.
    Und das hatte eine Frau wie Fords Mutter nicht verdient. Obwohl sie alleinerziehend gewesen war, hatte sie ihr Jurastudium geschafft und war nun eine erfolgreiche Staatsanwältin, die nebenbei eine beeindruckende Liste an Wohltätigkeitsveranstaltungen abarbeitete. Sie war eine auffällige Person, die nicht viel von Zurückhaltung hielt, herzlich, sympathisch und sehr, sehr clever.
    Und sie hatte unglaubliche Beine. Joseph stieß geräuschvoll den Atem aus, der als Wölkchen in der kalten Luft hängenblieb, und dachte an seine erste Begegnung mit Assistant State’s Attorney Daphne Montgomery mehr als neun Monate zuvor.
    Nein, er hatte die Beine nicht vergessen können. Eigentlich hatte er nichts, was sie betraf, vergessen können. Er hatte es versucht. Oft sogar. Aber nun war sie vergeben. Weil ich zu lange gewartet habe.
    Sich zu vergewissern, dass ihrem Sohn nichts passiert war, war also das mindeste, das er tun konnte. Verdammt, es war das Einzige, das er tun konnte. Weil er so lange gewartet hatte, dass nun ein anderer Mann diese Beine aus nächster Nähe zu sehen bekam – und den Rest von ihr auch.
    Sein Handy summte in seiner Jackentasche. Froh über die Gelegenheit, seine Gedanken von der gerade eingeschlagenen Richtung abzubringen, zog er es heraus. Es überraschte ihn nicht, welche Nummer auf dem Display stand, eher erstaunte es ihn, dass sein Vater so lange gewartet hatte, um nachzufragen, ob es etwas Neues gäbe.
    Jack Carter, CEO eines Elektronikunternehmens, das seine Finger in allem, angefangen bei Leitsystemen bis hin zu mikroprozessorgesteuerten Prothesenimplantaten, hatte, war die Verkörperung des Begriffs Multitasking. Der Begriff »Geduld« dagegen kam in seinem Wortschatz nur am Rande vor.
    »Und?«, fragte sein Vater. »Hast du ihn gefunden?«
    »Seinen Suburban habe ich gefunden«, antwortete Joseph. »Etwa einen Block von der Penn Station entfernt.«
    »Aber was soll er denn am Bahnhof gemacht haben? Sein Freund hat gesagt, er hätte auf Facebook gepostet, dass er sich mit seiner Freundin einen Film für Französisch angucken wollte.«
    »Es gibt nur zwei Kinos in der Stadt, die französische Filme zeigen, und eins davon ist in der Nähe des Bahnhofs. Ich habe so lange gesucht, bis ich den SUV gefunden hatte. Sieht so aus, als hätte er die ganze Nacht da gestanden.«
    »Eine gefährliche Gegend.«
    »Am Tag geht’s eigentlich.« Joseph beobachtete, wie ein Obdachloser mit einem Müllsack über der Schulter in eine Seitenstraße schlurfte. Wahrscheinlich befand sich in der Tüte alles, was er besaß. »Aber nachts kann es heikel werden.«
    »Deswegen ist Ford überhaupt mitgefahren. Damit Kim dort nicht allein im Dunkeln herumlaufen musste.«
    »Ich nehme also an, dass du noch nichts von ihm gehört hast.«
    »Nein. Aber von Andrew, dem anderen Praktikanten, den Ford heute Morgen zur Arbeit mitnehmen wollte. Andrew hat in Kims Wohnheim angerufen, doch sie ist auch nicht da. Ihre Mitbewohnerin hat gesagt, sie sei gestern Abend nicht nach Hause gekommen.«
    Manch einer hätte es wohl als seltsam empfunden, dass ein CEO sich so intensiv um einen Praktikanten kümmerte, aber der hatte noch nicht seinen Vater kennengelernt. Carter Industries war ein Riese in der Welt der Produktion, doch im Herzen war Jack Carter immer Wissenschaftler geblieben, der nichts lieber tat als forschen. Praktikanten brachten eine große Menge neuer Ideen hervor, und sein Vater machte sich die Mühe, sich jede einzelne anzuhören. Dass er Ford Elkharts Namen kannte, war also zu erwarten gewesen.
    Dass er sich derart viele Gedanken um das Wohlergehen des Jungen machte … nun, so war sein Vater eben. Natürlich war dabei nicht ganz unwichtig, dass es innerhalb der Familie eine Verbindung gab. Josephs Adoptivbruder Grayson war Daphnes Chef und ein guter Freund. Wodurch Daphne und ihr Sohn quasi zur Familie gehörten.
    Und dass Ford Jacks Leidenschaft für die Forschung teilte, hatte ein Übriges getan. Jack liebte seine vier Kinder bedingungslos, aber keins zeigte Interesse am Familiengeschäft.
    Josephs älteste Schwester Lisa und ihr Mann besaßen ein Cateringunternehmen. Die mittlere Schwester Zoe war Polizeipsychologin, und seine jüngste Schwester Holly … nun, Holly arbeitete für Lisa. Als Erwachsene mit Downsyndrom wurde Holly mit jedem verstreichenden
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