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Todeskind: Thriller (German Edition)

Todeskind: Thriller (German Edition)

Titel: Todeskind: Thriller (German Edition)
Autoren: Karen Rose
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um.
    »Vielleicht hat sie inzwischen ihr Baby gekriegt«, sagte Grayson.
    »Haben wir ein Glück«, brummelte Daphne wieder. Mit einem sechzehnjährigen Ku-Klux-Klan-Groupie als Mutter und Reggie Millhouse als Vater würde das Kind nicht einmal den Hauch einer Chance haben, ein anständiger Mensch zu werden.
    Normalerweise verspürte Daphne tiefes Mitgefühl mit Teenie-Müttern, da sie selbst eine gewesen war, aber für Marina empfand sie wenig. Daphne konnte sich noch gut erinnern, was auf sie eingeströmt war, als sie mit fünfzehn erfahren hatte, dass sie schwanger war: Angst, Verzweiflung, die Enttäuschung darüber, dass all ihre Träume nun hinfällig waren. Aber diese negativen Gefühle waren rasch zurückgedrängt worden von dem Wunsch, das Kind in ihrem Bauch zu schützen und ihm die bestmöglichen Chancen im Leben zu verschaffen. Dies war eine der größten Herausforderungen in ihrem bisherigen Dasein gewesen.
    Marina – und die Millhouses – schienen die Schwangerschaft ausschließlich unter dem Aspekt der Publikumswirksamkeit zu sehen: Sie setzten das Baby ein, um die Massen auf ihre Seite zu ziehen. Es gab einige, die Mitleid mit Marina hatten, weil sie glaubten, dass der Millhouse-Clan sie herumkommandierte, aber Daphne glaubte, in den Augen des Mädchens ein berechnendes Leuchten gesehen zu haben. Marina schien nicht nur genau zu wissen, was sie tat, sie schien es auch noch zu genießen. Daphne konnte nicht umhin, sich große Sorgen um das Baby zu machen. Wenn Reggie freigesprochen wurde, würde das Kind zu einem neuen Millhouse heranwachsen – zu einem rassistischen, gewalttätigen Menschen, der seinen naturgegebenen Charme dazu einsetzte, andere zu täuschen. Was aber würde aus einem Kind werden, das schon im Mutterleib zum Symbol von Millhouse’ Hoffnung »auf ein reineres Amerika« erklärt worden war, wenn sein Vater noch vor seiner Geburt ins Gefängnis wanderte?
    Daphne mochte gar nicht daran denken.
    Marina war in den vergangenen Tagen nicht bei Gericht gewesen, was ihnen allen eine Verschnaufpause von ihren herzzerreißenden Weinkrämpfen verschafft hatte. Als hübsches Ding und Medienliebling drückte sie in ihrer Rolle als werdende Mutter gnadenlos auf die Tränendrüse, um noch Unentschlossene auf ihre Seite zu ziehen.
    Obwohl es kaum zu fassen war, dass es überhaupt noch Unentschlossene gab. Hoffentlich nicht unter den Geschworenen.
    Daphne zog scharf die Luft ein, als sich die Tür des Beratungszimmers öffnete. Endlich. Sie drängte alle anderen Gedanken zur Seite und konzentrierte sich auf die Geschworenen. Einige wirkten blass. Alle grimmig.
    »Ich kehre dann mal an meinen Platz zurück«, flüsterte Grayson. »Falls hier gleich alles drunter und drüber gehen sollte, spielst du nicht die Heldin, kapiert?«
    »Liebchen, wenn hier gleich alles drunter und drüber gehen sollte, lieg ich flach auf dem Boden, das garantier ich dir.«
    Der Gerichtsdiener trat mit feierlicher Miene ein. »Erheben Sie sich.«
    Alle standen auf und setzten sich wieder, sobald der Richter Platz genommen hatte. Daphne hielt den Atem an, als der Richter den Vorsitzenden der Geschworenen fragte, ob man zu einem Urteil gekommen sei. Der Mann stand auf. Seine Hände zitterten so sehr, dass das Blatt in seiner Hand flatterte. Dennoch verlor er keine Zeit.
    »Wir, die Geschworenen, befinden den Angeklagten, Reggie Millhouse, des Mordes ersten Grades für schuldig.«
    Ja! Vorsätzlicher Mord! Daphne schloss die Augen, als um sie herum Jubelrufe und empörte Schreie aufbrandeten.
    »Nein!«
    Sie fuhr herum, um zu sehen, woher das Kreischen gekommen war – und konnte nur fassungslos Cindy Millhouse anstarren, die eben noch schluchzend ihren Sohn umklammert hatte, jetzt aber wie eine Furie in ihre Richtung gestürmt kam.
    »Du Schlampe!« Mit hassverzerrtem Gesicht, die Finger zu Klauen gekrümmt, stürzte Cindy zielstrebig …
    Auf mich zu! Oh, mein Gott! Sie kommt zu mir!
    Dienstag, 3. Dezember, 10.10 Uhr
    Joseph schickte Bo Fotos vom Gesicht des toten Cops, glaubte aber nicht, dass er dadurch schnell identifiziert werden würde. Die Bilder waren zu körnig, weil in die schmale Gasse nur wenig Tageslicht fiel, und der bleigraue Himmel schien sich immer mehr zu verfinstern. Neuer Schnee war angekündigt. Was wir natürlich unbedingt gebrauchen können.
    Er wollte sein Handy gerade wieder einstecken, als eine ganze Reihe sehr knapp gefasster SMS durchkam. Verdammt. Seinen Vater hatte er ganz vergessen. Er
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