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Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry

Titel: Todeskampf - Robotham, M: Todeskampf - The Night Ferry
Autoren: Michael Robotham
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auch nicht alle Krummdolche an der Brust (obwohl es im East End gar nicht so schlecht ist, einen entsprechenden Ruf zu genießen).
    Auch heute hocken die Bangas zusammen. Man sitzt neben denselben Leuten, neben denen man in der Schule auch schon gesessen hat. Trotz allem, was in der Zwischenzeit passiert ist, sind die Kernfacetten unserer Persönlichkeiten unangetastet geblieben.
    Auf der anderen Seite der Aula sehe ich Cate ankommen.
Sie ist blass und sieht umwerfend aus, mit kurzer Edelfrisur und billigen sexy Schuhen. Sie trägt einen langen hellbraunen Rock zu einer Seidenbluse und sieht elegant und, ja, schwanger aus. Sie streicht mit den Händen über die feine, kompakte Rundung. Eine ziemlich große Rundung, ein Wasserball. Es ist bald so weit.
    Ich will nicht, dass sie sieht, wie ich sie anstarre, also wende ich mich ab.
    »Alisha?«
    »Klar. Wer sonst?« Ich drehe mich plötzlich um und setze ein dämliches Grinsen auf.
    Cate beugt sich vor und küsst mich auf die Wange. Ich schließe die Augen nicht und sie auch nicht. Wir starren uns gegenseitig an. Überrascht. Sie riecht nach Kindheit.
    In den Augenwinkeln hat sie winzige Fältchen. Ich war nicht dabei, um zu sehen, wie sie gezeichnet worden sind. Aber an die kleine Narbe an ihrer linken Schläfe direkt unterhalb des Haaransatzes kann ich mich erinnern.
    Wir sind gleich alt, neunundzwanzig, und bis auf ihren runden Bauch von gleicher Gestalt. Ich habe dunklere Haut und verborgene Tiefen (wie alle Brünetten), aber ich kann kategorisch feststellen, dass ich nie so gut aussehen werde wie Cate. Sie hat es gelernt – nein, das klingt zu eingeübt –, sie wurde mit der Fähigkeit geboren, bei Männern Bewunderung auszulösen. Ich kenne das Geheimnis nicht. Ein Blick, eine Neigung des Kopfes, ein Tonfall oder die Art, einen Arm zu berühren, schafft einen Moment, eine Illusion, von der sich alle Männer, schwul und hetero, alt oder jung angezogen fühlen.
    Die Leute beobachten sie jetzt, obwohl ich bezweifle, dass ihr das bewusst ist.
    »Wie geht es dir?«
    »Gut«, antworte ich zu schnell und korrigiere mich: »Geht so.«
    »Nur geht so?«

    Ich versuche zu lachen. »Aber schau dich an – du bist schwanger.«
    »Ja.«
    »Wann ist der Termin?«
    »In vier Wochen.«
    »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Danke.«
    Die Fragen und Antworten sind zu abrupt und zu nüchtern. Konversation war nie so schwer – nicht mit Cate. Sie blickt nervös über meine Schulter, als hätte sie Angst, dass jemand unser Gespräch belauschen könnte.
    »Verheiratet bist du doch mit – ?«
    »Felix Beaumont. Er ist da drüben.«
    Ich folge ihrem Blick zu einer großen, schweren Gestalt in einer legeren Hose und einem weiten weißen Hemd. Felix war nicht auf Oaklands, und sein wahrer Name ist Buczkowski und nicht »Beaumont«. Sein Vater stammt aus Polen und hatte einen Elektroladen in der Tottenham Court Road.
    Zurzeit ist er in ein Gespräch mit Annabelle Trunzo vertieft, deren Kleid aus einem Fetzen Stoff besteht, der nur von ihren Brüsten gehalten wird. Wenn sie ausatmet, rutscht es bis zu ihren Knöcheln.
    »Weißt du, was ich an Abenden wie diesen immer am meisten gehasst habe?«, fragt Cate. »Eine ehemalige Mitschülerin zu treffen, die makellos aussieht und mir erzählt, sie hätte den ganzen Tag über ihre Kinder zum Ballett, Fußball oder Cricket kutschiert. Und dann stellt sie einem die naheliegende Frage: ›Hast du auch Kinder?‹ Und ich antworte: ›Nein, keine Kinder.‹ Und sie scherzt: ›Hey, warum nimmst du nicht eins von meinen? ‹ Mein Gott, das kotzt mich so an.«
    »Nun, das wird jetzt ja nicht mehr passieren.«
    »Nein.«
    Sie nimmt ein Glas Wein von einem Tablett, das vorbeigetragen wird, und sieht sich erneut abwesend um.

    »Warum haben wir uns zerstritten? Es muss meine Schuld gewesen sein.«
    »Ich bin sicher, du erinnerst dich«, sage ich.
    »Es spielt keine Rolle mehr. Ich will übrigens, dass du Patin wirst.«
    »Ich bin nicht mal Christin.«
    »Oh, das ist egal.«
    Sie umgeht das, worüber sie eigentlich sprechen will.
    »Erzähl mir, was los ist.«
    Sie zögert. »Diesmal bin ich zu weit gegangen, Ali. Ich habe alles riskiert.«
    Ich fasse ihren Arm und steuere sie in eine ruhige Ecke. Einige beginnen zu tanzen. Die Musik ist zu laut. Cate spricht mir beinahe direkt ins Ohr. »Du musst mir helfen. Versprich mir, dass du mir hilfst.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie unterdrückt ein Schluchzen, indem sie darauf herumkaut. »Sie wollen mir mein Baby
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