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Todesbote

Titel: Todesbote
Autoren: Patterson James
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sie gespielt, bis er, von dem ebenso stockschwulen Gils gefolgt, auf der Toilette verschwunden war.
    Und sie erinnerte sich, dass sich Julia mit einem Typen an der Bar unterhalten hatte. Vergeblich hatte sie versucht, Julia ein Zeichen zu geben, und war dann am Strand spazieren gegangen... an mehr erinnerte sie sich nicht.
    Ein Strandspaziergang mit ausgeschaltetem Mobiltelefon. Und darum dachte sie jetzt, Douglas wäre ausgeflippt. Douglas, dem schnell der Kragen platzte. Douglas, der ihr nachstellte. Vielleicht hatte er jemanden dafür bezahlt, ihr etwas ins Glas zu schütten.
    Jetzt wurde ihr alles klar. Ihr Gehirn arbeitete bestens.
    Â»Douglas?«, rief sie. »Dougie?«
    Und als hätte Gott sie endlich erhört, klingelte ein Mobiltelefon im Kofferraum.

4
    Kim hielt den Atem an und lauschte.
    Ein Telefon klingelte, aber es war nicht ihr Klingelton. Ein tiefes Schnarren, nicht ihre vier Takte aus Weezers »Beverly Hills«. Aber wenn das Telefon so gewöhnlich war wie der Klingelton, würde es nach dreimaligem Klingeln auf die Mailbox umschalten.
    So weit durfte Kim es nicht kommen lassen!
    Wo steckte dieses verdammte Telefon?
    Das Seil schnitt in ihr Handgelenk, als sie nach dem Telefon tastete. Sie spürte einen Klumpen unter der Ecke des Teppichs, stieß ihn unbeholfen weiter von sich fort... oh, nein!
    Als das zweite Klingelzeichen endete und das dritte einsetzte, begann ihr Herz zu rasen, als wäre es außer Kontrolle geraten, bis sie endlich das Telefon zu fassen bekam, ein altmodisches Ding, das sie mit ihren zitternden Fingern umklammerte.
    Es wurde kein Name angezeigt, nur die Rufnummer, die sie allerdings nicht kannte.
    Aber es war egal, wer sie anrief. Jeder war ihr recht.
    Sie drückte die grüne Taste und hielt sich das Telefon ans Ohr. »Hallo?«, fragte sie mit heiserer Stimme. »Hallo? Wer ist da?«
    Doch statt einer Antwort hörte Kim nur Singen, diesmal Whitney Houston. »I’ll always love you« drang laut und deutlich aus den Lautsprechern aus dem Wageninnern.
    Er rief sie vom Fahrersitz aus an! »Dougie?«, rief sie
über Whitneys Stimme hinweg. »Dougie, verdammt. Antworte mir!«
    Doch er antwortete nicht, und Kim, festgebunden wie ein Hühnchen und schwitzend wie ein Schwein, zitterte in dem engen Kofferraum. Whitney schien sie zu verspotten.
    Â»Doug! Was soll der Scheiß?«
    Dann wurde es ihr klar. Er zeigte ihr, wie es war, ignoriert zu werden. Er wollte ihr eine Lektion erteilen, doch diesen Sieg wollte sie ihm nicht gönnen. Schließlich befanden sie sich auf einer Insel. Wie weit würden sie kommen?
    Kim nutzte ihre Wut als Ansporn für ihr Hirn, mit dem sie es bis zum Vorbereitungskurs für ihr Medizinstudium gebracht hatte. Sie überlegte, wie sie Doug beschwichtigen konnte. Sie müsste ihm etwas vorspielen, ihm sagen, wie leid es ihr tue. Er müsse doch verstehen, dass es nicht ihr Fehler war. Sie bastelte sich ihre Erklärung in Gedanken zurecht.
    Hör mal, Dougie, ich darf keine Anrufe entgegennehmen. Laut Vertrag ist es mir strikt verboten, jemandem zu erzählen, wo wir die Aufnahmen machen. Sonst fliege ich raus. Das verstehst du doch, oder?
    Sie würde ihm zu verstehen geben, dass sie trotz ihrer Trennung und obwohl er ihr diesen Wahnsinn, dieses Verbrechen antat, immer noch sein Liebling war.
    Doch ihr Plan war, ihm bei der erstbesten Gelegenheit in die Eier oder gegen die Kniescheiben zu treten. So weit wusste sie über Judo Bescheid, dass sie ihn trotz seiner Größe außer Gefecht setzen konnte. Dann würde sie um ihr Leben rennen und ihn der Polizei überlassen.
    Â»Dougie?«, rief sie ins Telefon. »Antwortest du mir bitte? Bitte. Das ist echt nicht lustig.«

    Plötzlich wurde die Musik leiser gedreht.
    Wieder hielt sie in dem dunklen Kofferraum den Atem an. Ihr Herz schlug bis zu den Ohren hinauf. Diesmal sprach jemand zu ihr, ein Mann mit warmer, fast liebevoller Stimme.
    Â»Eigentlich ist es doch recht lustig. Und hochromantisch obendrein.«
    Kim erkannte die Stimme nicht.
    Weil es nicht Dougs Stimme war.

5
    Eine noch nie da gewesene Angst erfasste sie und drohte, sie in eine Ohnmacht zu treiben. Doch sie fing sich wieder, presste ihre Knie fest zusammen und biss sich in ihre Hand, um sich wach zu halten. Und sie ließ die Stimme in ihrem Kopf noch einmal erklingen.
    Â» Eigentlich ist es doch recht lustig. Und hochromantisch obendrein .«
    Sie
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