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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition)
Autoren: Helen FitzGerald
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fragte Georgie.
    »Man nennt das Drogen«, sagte er. »Es ist ein bisschen, wie wenn Mami krank wäre. Und deshalb denkt sie, dass sie euch zur Zeit nicht sehen kann. Vielleicht sollten wir es dabei belassen. Vielleicht sollten wir dankbar für das sein, was wir haben.«
    »Na gut, Papi«, sagte die kleine Kay.
    »Was haben wir denn?«, murmelte Georgie.
    Will schenkte sich ein Glas Wein ein. Seine Stimmung entsprach dem unguten Wechselbad, das gerade die Baked Beans auf dem Herd durchliefen: Köcheln, Kochen – so eine Scheiße, nicht mal gebackene Bohnen konnte er aufwärmen.
    Georgie lehnte es ab, die Pampe zu essen. »Du verdirbst alles! Du hast sie vertrieben! Ich hasse dich! Das ist alles deine Schuld!« Sie fegte ihre Schüssel vom Tisch, und die Bohnen spritzten über den ganzen Boden. Reulos sah sie ihren Vater an und sagte: »Kein Wunder, dass sie weggegangen ist. Du bist blöd.«
    Sie war erst drei, die kleine Georgie, und schon so wütend und unglücklich. Will hatte noch niemals etwas so Trauriges erlebt wie den Anblick eines traurigen Mädchens.
    An diesem Abend schrieb Will einen Brief.
Liebe Cynthia,
Georgie und Kay hatten heute ihren ersten Tag im Kindergarten. Beide sind wunderschöne kleine Mädchen, aber vor allem Georgie ist wütend und versteht nicht, warum Du sie verlassen hast. Sie gibt mir die Schuld. Könntest Du ihr schreiben? Könntest Du ihr ein paar Fotos schicken? Könntest Du sie besuchen? Vielleicht kannst Du ihr erklären, warum sie keine Mutter hat, denn ich kann es nicht.
Will
    Der Brief wurde natürlich nie abgeschickt.
    Trotz Wills Schwur, nie wieder mit Linda zu reden, brachte es das bewegte Leben der beiden Mädchen mit sich, dass er in ständigem Kontakt mit ihr und den anderen Teilzeitwitwen und Bürohengst-Gattinnen stand. Ihm blieb einfach nicht genug Zeit für Männerfreundschaften. Si hatte sich seit Cynthias Weggang nicht mehr gemeldet. Warum sollte er auch? Will verfügte weder über ausreichend emotionale noch physische Reserven, um Golf zu spielen, sich zu betrinken und wild herumzuvögeln. Binnen Kurzem zählten die einsamen Hausfrauen ihn zu einer der ihren. Aber letztlich gehörte er an keinen der Orte, an denen er sich dauernd aufhalten musste: Ballettklassen, Kindergarten-Elternabende bei Käse und Wein, Erzieher-Eltern-Treffen. Er hätte genauso gut ein kleines grünes Marsmännchen sein können. Seine neuen Schicksalsgenossinnen unterhielten sich über Gesichtscremes, Vorhänge und bedingt hilfreiche Lebenspartner. Sie sahen ihn mit denselben Augen an, mit denen sie auch ihre Kinder ansahen: Ist er nicht süß? Am liebsten hätten sie ihn gefüttert und ihm den Kopf getätschelt. Sie wollten Männer haben, die beim Fleckenentfernen so gut waren wie er. Sie wollten sich vormittags zum Kaffeetrinken bei ihm zu Hause treffen, weil sie ihm dann bei der Arbeit zugucken und ihn zugleich bewundern und verachten konnten. Schau mal, er ist ein Mann, und trotzdem schneidet er Kuchen. Ist das nicht großartig? Jetzt nimm ihm schon das Messer ab! Schmier ihm ’ne dicke Salamistulle! Schalt Fußball im Fernsehen an! Biete ihm deinen Körper an!
    Es dauerte drei Monate, ehe Linda ihm den ihren offiziell anbot. Die Ballettvorführung hatte sehr lange gedauert. Auf dem Heimweg war sie mit zu ihm ins Haus gekommen (Bethanay hatte ihren Lieblingsteddy im Schlafzimmer liegen lassen, oder wie auch immer der Vorwand lautete) und hatte gefragt, ob sie etwas zu trinken bekommen könne.
    »Ich bringe besser die Kleinen ins Bett«, sagte Will.
    »Setz sie vor eine DVD. Dann sind sie in zwei Sekunden eingeschlafen.«
    »Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Morgen werden sie wie gerädert sein.«
    »Ja, das halte ich für einen gute Idee«, sagte sie, schaltete Spongebob an und schenkte ihnen zwei Gläser Rotwein ein.
    »Ich sehe dir so gern dabei zu, wie du mit den Kleinen umgehst«, sagte sie. »Da könnte man wirklich neidisch werden. So geduldig und hingebungsvoll.«
    »Weißt du, was ich erstaunlich finde?«, fragte Will. »Manchmal, wenn ich sie anschaue oder an sie denke, habe ich Schmetterlinge im Bauch. Kennst du dieses Gefühl des Sichverliebens? Egal, wie knatschig sie gerade sind oder wie müde ich bin. Glück gehabt, was? Ich vermute mal, die Chemie ist eine andere als zwischen Liebenden.«
    »Ich habe dieses Gefühl bei meinen nur, wenn sie schlafen«, lachte Linda und rückte näher an ihn heran. »Du bist ein toller Mann.«
    Will schloss die Augen, als sie ihn
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