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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition)
Autoren: Helen FitzGerald
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beobachtete, wie der Mann schwächer wurde, wie er starb. »Nein, das bist du nicht«, sagte sie. Sie griff nach der Waffe unter dem Sofa und reichte sie Will.
    »Dieser Mann ist mein Vater.«
    Sie brauchten den Revolver nicht mehr. Der Metallspieß hatte sein Werk getan. Heath hörte zu sprechen auf, und jeglicher Ausdruck wich aus seinen Augen. Blut tropfte ihm aus dem Mund, den Ohren, den Schläfen. Ein Krampf, ein Gurgeln, ein Sich-Lösen. Er schloss die Augen und atmete nicht mehr.
    Will sah seine Tochter an. »Es tut mir leid, Georgie. Es tut mir leid.«
    Keiner von beiden konnte den Blick von dem Toten am Boden wenden. Was hatte Will getan? Er hatte einen Menschen umgebracht.
    Georgie beugte sich über Heath und fühlte dessen Puls. Nichts. Sie berührte seine Wange, als ob sie etwas zu empfinden hoffte, vielleicht Trauer über den Verlust dieses Menschen, aber sie zog die Hand schnell zurück. Sie empfand nichts. Sie stand auf und schaute Will an, der wie gelähmt wirkte.
    »Sie werden dich ins Gefängnis stecken, Papa. Ich will nicht, dass du ins Gefängnis gehen musst«, sagte Georgie. Er antwortete nicht. Sie packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Papa, hör zu! Du darfst nicht ins Gefängnis gehen!«
    Ihre Worte brachten ihn schlagartig zurück in die Wirklichkeit. Er schüttelte den Kopf und versuchte, Ordnung in das Chaos seiner Gedanken zu bringen.
    »Du hast recht. Ich werde nicht ins Gefängnis gehen. Hör mir gut zu: Er hat sich selbst umgebracht«, sagte Will und legte den Revolver beiseite.
    »Womit denn?«, fragte sie mit einem Seitenblick auf den Metallspieß. »Das ist doch lächerlich.«
    »Nein«, sagte Will. Er postierte sich über Heaths totem Schädel und packte den Sockel des Spießes, der mit einem schmatzenden Pfeifen aus dessen Schläfe glitt. Will hob den Revolver auf, wischte ihn an seinem T-Shirt ab und legte ihn Heath in die Hand. Dann wandte er sich zu Georgie um und sagte: »Schau nicht hin. Geh jetzt raus!«
    Georgie rührte sich nicht von der Stelle. Was konnte schlimmer sein als das, was sie bereits gesehen hatte?
    »Ich sagte RAUS! Jetzt, Georgie!«
    Sie ging rückwärts aus dem Zimmer und schloss die Tür. Dann sackte sie zu Boden und verbarg den Kopf in den Händen.
    Einen Moment später drehte Will Heaths Leichnam auf dem blutgetränkten Teppich zur Seite und hielt ihm den Revolver an die rechte Schläfe. Er achtete darauf, dass der Winkel stimmte und die Kugel dieselbe Richtung nehmen würde wie der Zettelspieß. Er holte tief Luft und drückte Heaths Finger fest gegen den Abzug.
    Das Geräusch ließ Georgie aufspringen. Dann schrie sie, und dann schluchzte sie.
    Einige Minuten später versuchte Will die Bürotür zu öffnen. »Georgie, lass mich raus. Geh weg von der Tür.«
    Sie kroch vorwärts, damit ihr Vater das Büro verlassen konnte. Will öffnete die Tür und kniete sich davor nieder.
    »Georgie, alles ist in Ordnung. Du musst jetzt einen kühlen Kopf behalten. Du wirst eine Abschiedsnachricht schreiben.«
    »Aber … wie denn? Ich kenne seine Handschrift doch gar nicht.«
    Will gab ihr Heaths iPhone. »Das steckte in seiner Tasche. Schreib eine SMS. Sie darf nicht zu intelligent klingen. Danach wischst du deine Fingerabdrücke ab. Reib mit seinem Finger drüber und schick sie Mr Jamieson. Du kennst die Nummer. Hast du alles verstanden? Sag den Ärzten, dass sie herkommen sollen. Dann leg das Handy neben ihn und geh dir die Hände waschen. Schaffst du das?«
    »Ja.«
    »Wenn du fertig bist, holen wir Kay.«

[Menü]  
    Kapitel vierundfünfzig
    »Bessie oben oder unten?«, fragte Will, und seine Handfläche ruhte auf dem neuen Esstisch in ihrer frisch renovierten Küche. Alle drei sahen anders aus. Die Mädchen wirkten nicht mehr gelb, Will wirkte nicht mehr traurig. Kay trug ihr Haar mehrere Zentimeter länger. Georgie hatte ihre Haare schwarz gefärbt.
    »Unten«, sagte Georgie.
    Will hob langsam die Hand. Bessie lag tatsächlich unten.
    »Ha!«, sagte Georgie.
    »Und wohin willst du verreisen?«, fragte Will.
    »Weißt du, wohin? Zum Sofa. Ich möchte, dass wir uns zu dritt deinen neuen Film anschauen und Chips essen … eine Woche lang!«
    »Er ist noch nicht fertig. Er ist nicht geschnitten!«, sagte Will.
    Die Sache war abgemacht.
    In den Monaten seit Heath Jones’ Tod war ihnen nur Gutes widerfahren. Will hatte alle Fingerabdrücke und Blutspuren sorgfältig entfernt. Er hatte genau im richtigen Winkel geschossen. Die Polizei hatte keinen
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