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Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Tod sei Dank: Roman (German Edition)

Titel: Tod sei Dank: Roman (German Edition)
Autoren: Helen FitzGerald
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geschummelt. Er war auch nie von zu Hause abgehauen oder hatte seinen Vater ein arrogantes Arschloch genannt. Im späteren Verlauf seines Lebens war er weder mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, noch hatte er einer Frau das Herz gebrochen. Er war gutherzig, so viel stand fest, aber besonders entschlussfreudig war er nicht.
    »Macht das einen Unterschied?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Dann entscheide du«, schlug Will vor.
    »Du küsst mich.«
    Er tat es.
    Ein unentschlossener Mann braucht eine entschlossene Frau.
    Cynthia sagte Will, dass er hart arbeiten solle, denn mit harter Arbeit würde er der nächste Steven Spielberg werden. Er probierte es eine Weile, und sie brachte ihm starken Tee ins Arbeitszimmer und lächelte aufmunternd, während er Ideen für ein Drehbuch notierte.
    Cynthia sagte Will, er solle sich ihrer Führung anvertrauen, denn dann würde er bald ein erstklassiger Liebhaber sein. Während ihres ersten Jahres verbrachten sie viele Stunden gemeinsam im Bett. Cynthia sagte, Will lerne schnell. Will sagte, Cynthias Haut mache ihn ganz wild.
    Sie sagte ihm, er solle sich um sie kümmern, für sie kochen, ihr den Rücken massieren. Wenn er das tue, werde aus ihr der normale und zufriedene Mensch, der sie früher nie hatte werden können. Sie verzehrten regelmäßig wohlschmeckende Mahlzeiten, und Wills Massagen waren beruhigend und liebevoll.
    Einige Zeit später sagte sie ihm, er solle die Stelle bei der Ferienhausvermietung seines Vaters annehmen. Vielleicht reichte harte Arbeit doch nicht aus: Seine Drehbuch- und Regieprojekte waren allesamt im Sand verlaufen.
    Sie sagte ihm, dass sie jetzt nicht mehr so hungrig sei. Regelmäßige Mahlzeiten würden den Alltag nur mit weiteren nutzlosen Zwängen befrachten. Außerdem verwende er bei den Massagen vielleicht ein bisschen zu viel Babyöl.
    Sie sagte ihm, dass sie sich um die Verhütung kümmere … und dass die Zwillinge Georgie und Kay heißen sollten.
    Dann sagte Cynthia, dass Will auf die Kinder aufpassen solle, während sie einkaufen ginge.
    Will war dreiunddreißig Jahre alt, als Cynthia einkaufen ging. Das war an einem Samstagvormittag gewesen. Georgie, die damals drei Jahre alt war, schrie: Sie wollte, dass ihre Mami sie mitnähme und ihr einen Lutscher kaufte. Kay schlief und bekam von dem Wutanfall ihrer Schwester wieder einmal nichts mit. Nachdem Kay aufgewacht war, standen sie zu dritt am Fenster und warteten auf Cynthia, um ihr zuzuwinken, sobald sie auftauchte.
    Wenn Cynthia zurückgekommen wäre, hätte sie eine glückliche Bilderbuchfamilie sehen können. Der liebevolle Partner: lächelnd. Die temperamentvolle Dreijährige: gegen das Fenster hämmernd. Die hinreißende Dreijährige: vor Freude glucksend.
    Aber sie kam nicht zurück. Um ein Uhr mittags rief Will auf ihrem Handy an: Sie hatte es im Haus zurückgelassen. Um zwei Uhr mittags schob er den Buggy zum Haus einer Freundin von Cynthia. Janet wohnte zwei Straßen weiter und zog gelegentlich ganz gern eine Line.
    »Ach, sie ist nicht zurückgekommen?«, sagte Janet. »Ach.«
    Janet war Bohemian, was bedeutete, dass ihre Wohnung wie ein Saustall aussah und ihre Haare einem Mäusenest glichen. Es bedeutete außerdem, dass ihre kürbisgroßen Hängebrüste ungezügelt herumbaumelten. Während ihr Knirps am unteren Saum ihres T-Shirt-Kleidchens nagte, erzählte sie Will, was sie wusste.
    Cynthia habe die Nase voll von ihm gehabt.
    Cynthia habe niemals Mutter werden wollen.
    Sie habe sich wie im Gefängnis gefühlt.
    Sie sei wieder auf Heroin.
    Sie wolle berühmt werden!
    Sie habe alle Konten leer geräumt,
    Wills teure Filmausrüstung eingepackt,
    und sich mit Heath aus dem Staub gemacht.
    Ah ja, Heath. Er und Cynthia waren einander wie Bruder und Schwester – als arme, entrechtete Teenager hatten sie bei denselben Pflegeeltern gelebt, als junge Erwachsene in derselben Band zornige Lieder gespielt. Und sie teilten die Vorliebe für Drogen und freie Meinungsäußerung.
    Will hatte Heath kennengelernt, als er schon ein Jahr lang mit Cynthia zusammen gewesen war. Heath war gerade aus dem Knast entlassen worden und hatte betrunken auf ihrer Türschwelle gestanden; eine blutende Schmarre hatte sein Gesicht knapp über dem Wangenknochen geziert. Er hatte Cynthia umarmt und gesagt: »Na, wenn das nicht Mrs Marion ist. Lange nicht gesehen.« Dann hatte er Will so kräftig auf den Rücken gehauen, dass sich aus dessen Speiseröhre Reste des Frühstücks gelöst hatten. Und er hatte
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