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Tod in Wolfsburg (German Edition)

Tod in Wolfsburg (German Edition)

Titel: Tod in Wolfsburg (German Edition)
Autoren: Manuela Kuck
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Pause, um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu
verleihen. Die Kommissarin klopfte mit den Fingern auf die Tischplatte und
hoffte, dass Reinders die Geste richtig deutete.
    »Aha«, setzte sie nach. »Und was könnte damit gemeint sein, Herr
Kollege?«
    Reinders verdrehte die Augen und brachte es tatsächlich fertig,
Johannas Ungeduld zu übersehen. Vielleicht ignorierte er sie auch nur.
    »Die Milbert hat höchstpersönlich in der Schule ein bisschen
nachgehakt und wollte genauer ergründen, was es mit den Andeutungen ihrer
Enkelin auf sich hat, um so die Hintergründe ihres Todes zu erforschen: O-Ton
Großmutter Milbert«, erklärte er, und es war nicht allzu schwer zu erraten, was
er davon hielt. »Ihrer Aussage nach wird sie seitdem verfolgt – von ein, zwei
Mädchen, meist von Philippa.«
    »Das bezweifeln Sie jedoch stark, wenn ich Ihren Gesichtsausdruck
richtig zu deuten verstehe?« Johanna klang selbst in ihren eigenen Ohren
verdammt bissig, aber lediglich die Polizistin reagierte mit einem fragenden
Blick.
    »Es gibt keine Anhaltspunkte für ihre Verdächtigungen oder
Mutmaßungen. Dass es Ärger und Konflikte unter Halbwüchsigen gibt, halte ich
für völlig normal, und dass mal zu viel getrunken und Partydrogen konsumiert
werden, ist zwar eigentlich nicht okay, aber inzwischen leider gang und gäbe.
Ansonsten sehe ich das so: Die Frau ist fix und fertig«, erwiderte Reinders.
»Und ziemlich durcheinander, verständlicherweise. Ich denke, da unterliegt man
schnell mal der einen oder anderen Sinnestäuschung. Und Sie wissen doch – man
sieht immer genau das, was man sehen möchte.« Er lächelte.
    Nicht doch – da wäre ich von allein garantiert nicht drauf gekommen,
dachte Johanna und hätte am liebsten laut aufgestöhnt.
    »Ja, das kann passieren«, stimmte sie einen Moment später zu. »Haben
Sie schon eine Gegenüberstellung mit Philippa vorgenommen?«
    Reinders schüttelte den Kopf. »Nein, nein, Frau Milbert liegt noch
im Krankenhaus beziehungsweise in einer Rehaklinik. Wir haben bislang lediglich
noch einige Fakten geprüft, nachdem die Staatsanwaltschaft grünes Licht gegeben
und mit verschiedenen Leuten gesprochen hatte. Und meiner Meinung nach …«
    Johanna machte eine wegwerfende Handbewegung. Diesmal reagierte
Reinders und brach ab.
    »Die Angelegenheit muss ja ein bisschen mehr hergeben, um sie allein
mit der blühenden Phantasie, den Vorurteilen und der Verwirrtheit einer
Großmutter zu erklären, sonst hätte man wohl kaum weitere Recherchen für nötig
befunden, geschweige denn zusätzlich auch noch mich eingeschaltet, oder?
Ausgerechnet heutzutage, wo an allen Ecken und Enden Kosten eingespart werden
müssen.« Sie schnalzte mit der Zunge.
    Der Kommissar sah sie einen Augenblick lang irritiert an.
    »Na ja – es ist schon eine aufsehenerregende Geschichte gewesen, die
durch Waltraud Milberts Unfall und ihre Verdächtigungen noch mal so richtig
hochgekocht ist«, fuhr er schließlich fort. »Die Presse hat sich entsprechend
eingeklinkt, und außerdem hat sich Milberts Mann Karl, also Karens Großvater,
auf die Socken gemacht, um die Dinge in die Hand zu nehmen. Der Mann ist zwar
insgesamt sachlicher und zurückhaltender, was seine Enkelin und die
Einschätzung der Geschehnisse angeht, aber er hat gute Kontakte zur
Staatsanwaltschaft, und ich gehe davon aus, dass seine Frau ihn beschworen hat,
die nun endlich auch zu nutzen.«
    Reinders hielt inne, um Johanna Gelegenheit zu einem Kommentar zu
geben, aber die verzichtete diesmal großmütig.
    »Da Karens Vater auch noch ein hohes Tier bei VW ist, denke ich, dass man die Sache
lieber ein zweites Mal gründlich überprüfen lassen will, bevor sich auch nur
der geringste Zweifel an den Unfallgeschichten oder an der notwendigen Sorgfalt
bei der polizeilichen Ermittlungsarbeit verfestigt«, ergänzte Reinders mit
wissendem Blick. Für ihn war der Fall nicht nur ziemlich klar, sondern
eindeutig.
    Johanna sah ihn eine ganze Weile schweigend an. »Sagen Sie mal – es
ist immer nur die Rede von den Großeltern. Was ist eigentlich mit Karens
Eltern? Was sagen die denn zu alldem?«
    »Gute Frage.« Reinders seufzte. »Ich habe den Eindruck, dass die
völlig entsetzt sind über das neuerliche Aufrollen des Falls und …«
    »Haben Sie noch mal mit ihnen gesprochen – ich meine: nach Frau
Milberts Sturz?«
    »Nur ganz kurz«, antwortete Reinders zögernd. »Wissen Sie, Karens
Mutter war kaum vernehmungsfähig, und der Vater …«
    Johanna winkte ab
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