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Tod in Wacken (German Edition)

Tod in Wacken (German Edition)

Titel: Tod in Wacken (German Edition)
Autoren: Heike Denzau
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Chauffeur, sondern ganz allgemein. Bin ich in deinen Augen eine gute Mutter? Würdest du sagen, wir verstehen uns gut?«
    Sophie nahm die Katze auf den Arm, die im Begriff war, vom Bett zu springen, und sah Lyn mit großen Augen an. »Warum fragst du so komische Sachen?«
    »Weil Frau Direktor Doktor Mühling-Hübner mich vorgestern in die Schule zitiert hat, um mir mitzuteilen, dass meine Tochter raucht, schlechte Noten schreibt, amtliche Schulbriefe abfängt … Ja, ich glaube, das war’s.«
    Sophies Wangen färbten sich tiefrot. Sie sah Lyn stumm an. Urplötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie setzte die Katze abrupt ab, warf sich auf die Seite und zog die Bettdecke über sich.
    Lyn starrte überrascht auf den bebenden, jetzt laut weinenden Hügel unter der Vampir-Bettwäsche. Sie hatte mit einer Trotzreaktion gerechnet, mit einem Abstreiten, aber nicht mit diesem Gefühlsausbruch.
    »Krümelchen«, Lyn hockte sich auf das Bett und zog die Decke weg, »jetzt hör auf zu weinen. … Ich hab dich lieb, und ich weiß, dass du mich auch liebhast. Und darum drehst du dich jetzt um und sprichst mit mir.«
    Sophies Stimme klang dumpf, denn sie hielt ihren Kopf weiter in das Kissen gepresst. »Ich rauch ja gar nicht mehr. Das war nur mal so … in der Schule. Schmeckt ja auch voll eklig. Und die blöden Briefe hab ich weggenommen, weil sie ja Beweismaterial waren.«
    Lyn blieb ernst, obwohl ihr ein Lachen im Hals steckte. »Liegt es daran, dass du ein Problem mit Hendrik hast?«
    Jetzt drehte Sophie sich um. Sie setzte sich auf und wischte die Tränenspuren mit dem Handrücken fort. »Seit der hier ist, sind wir gar nicht mehr glücklich.«
    »Krümelchen, du bist nicht mehr glücklich. Wir anderen schon. Was ich nicht verstehe: Mit Miriam hattest du überhaupt kein Problem. Von Anfang an nicht. Wenn du also die neue Frau deines Vaters akzeptierst, warum dann nicht auch den Freund deiner Mutter?«
    »Du hast doch uns! Lotte und mich. Und Papa hätte sonst niemanden. Weil du uns ja mitgenommen hast. Weg aus Bamberg.«
    Diese Logik verschlug Lyn die Sprache. Dass ihr Vater derjenige war, der das Familienleben zerstört hatte, schien Sophie in keiner Weise zu bewerten.
    »Ich … ich rauch nie wieder. Ehrlich.« Sophie sah Lyn beschwörend an.
    Lyn strich ihrer Tochter über den blonden Scheitel. »Ich verlass mich drauf, Krümel. Und jetzt ab nach unten mit dir. Gleich gibt’s Essen.«
    Lyn seufzte, als sie die Treppe hinunterging. Weitere Diskussionen würden im Moment zu nichts führen. Der Weg zu Sophies Herz würde für Hendrik noch ein langer werden.
    * * *
    »Schäferlein, du bist die Beste.« Thilo Steenbuck wartete nicht, bis sich alle Teilnehmer der Frühbesprechung ein Stück Apfelkuchen auf ihren Teller gelegt hatten, sondern stopfte sich umgehend ein Riesenstück in den Mund.
    Karin Schäfer, Hauptkommissarin und stellvertretende Leiterin der Mordkommission, nieste zweimal kräftig, bevor sie ihrem Kollegen ein Lächeln schenkte. Mit heiserer Stimme setzte sie hinterher: »Den Satz würde ich von dir gern einmal im Zusammenhang mit meiner Arbeit hören, und nicht immer nur, wenn ich Kuchen backe oder Kaffee koche.«
    »Die Frauenquote ist in diesem Kommissariat schon groß genug.« Thilo griente Lyn und Karin an. »Da reicht es völlig aus, eure hausfraulichen Fähigkeiten zu loben. Sonst werdet ihr noch größenwahnsinnig.«
    Karin Schäfer sah Lyn an und krächzte: »Tessa scheint ihn zu Hause völlig unterzubuttern.«
    Lyn nickte. Dann strich sie über Thilos Hand. »Du bist ein ganz toller Kommissar, Thilo. Und stark. Und klug. Und ohne dich wären wir hier völlig hilflos.«
    »So, Leute, Schluss jetzt«, mahnte Wilfried Knebel an und räusperte sich, um das Lachen aus seiner Kehle zu bannen. »Lasst uns überlegen, wie wir im Kummwehl-Fall weiterkommen. Manuela Trippek hat klargemacht, dass Stefan Kummwehl nicht vorhatte, nach Wacken zu gehen. Damit fällt die einzige hypothetische Parallele zu den anderen beiden Fällen raus.«
    Hendrik klopfte auf die Akte vor sich. »Ihre Aussage ist absolut glaubwürdig. Stefan Kummwehl hatte keine Karte für das Festival. Er war auch kein Heavy-Metal-Fan, ist nie in Wacken gewesen. Und vor allen Dingen hätte er auch kein Geld dafür gehabt. Die Karte kostet hundertdreißig Euro.«
    »Meine Fresse«, grummelte Jochen Berthold, »und das für einen Abend Drecks-Musik. Aber die Typen, die sich da den Schädel zudröhnen lassen, kriegen das wahrscheinlich
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