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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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geschossen?«
    »A Wuildara«, wandte
Hias ein. Für ihn schien das ein Unterschied zu sein.
    »In meim Wald«,
fügte ihr Großvater noch hinzu. »Und der hod zerscht gschossn. Koane
zwoa Meter neben mir hat’s eigschlagn.«
    »Notwehr«, sagte
Hias.
    Maiche brummte nur
verächtlich. »I lass ned auf mi schiaßn, scho gar ned in meim Wald.«
    »Hast du ihn denn
getroffen?«, fragte Magdalena.
    »Glaub scho«, sagte
Maiche. »Wissn kann i’s fei ned. Is den Hang nunter, zur Klamm. Glebt hat er
scho no, glaub i.«
    Magdalena ließ
entgeistert die Schultern sinken. » Glaubst du?«, sagte sie
kopfschüttelnd.
    »Der is nunter glaufa .
Und dann hod er si hinter am Fels versteckt.«
    »Und jetzt?«
    Maiche winkte ab.
»Was scho? Meinst, der geht zur Polizei? Dass sie eam wegn Wilderei
drankriegn?«
    »Wenn er verletzt
ist und zum Arzt geht, muss der das melden mit der Schusswunde.«
    »Schaun mer mal.«
    Hias trat näher an
ihn heran. »Recht hod’s scho«, sagte er leise mit einem Seitenblick zum Haus,
als wolle er sichergehen, dass sie nicht von Reserl gehört wurden. »Besser
war’s, wannst nachste Zeit wos anders trogst ois a Flintn.«
    Der alte Bauer und
sein Knecht sahen sich in die Augen, und schließlich wurde Maiches sturer Blick
einsichtig.
    »Da«, sagte er und
hielt Hias das Gewehr hin. »Pack’s aber gscheit ei.«
    Hias nahm die Waffe
wortlos an sich und ging zur Scheune.
    Magdalena ging ihm nach.
Er kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf.
    »Wo tust du es
hin?«, fragte sie.
    »In d’ Wand an der
oidn Heiklappn«, antwortete Hias, ohne zu zögern.
    »Gut«, sagte
Magdalena nur. Dort hätte sie das Gewehr auch versteckt. Ein Stück hohle Wand,
das damals durch den Stallausbau entstanden war.
    »Des passt dem Baurn
grod goar ned«, hörte sie Hias von oben sagen, wo er außer Sicht an der Klappe
herumhantierte.
    »Weiß ich auch«,
antwortete Magdalena.
    Eigentlich hatte sie
etwas sagen wollen wie »Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche
Maßnahmen«, aber sie wusste, dass solche Feinheiten von Hias nicht gewürdigt
wurden.
    »Achtest du mit
drauf, dass er sie da nicht wieder rausholt?«, fragte sie noch und erhielt als
Antwort ein Knurren, das sie als Zustimmung erkannte. »Ich muss jetzt wirklich
los«, sagte sie dann. »Und sag Mutter besser nichts davon.«
    Ihre letzte
Bemerkung verdiente sich bei Hias nicht mal mehr ein Knurren, so
selbstverständlich war es für ihn, Reserl da rauszuhalten.
    Großvater war im Haus
verschwunden, und sie verzichtete darauf, sich extra von ihm zu verabschieden.
Sie stieg in ihren Subaru und fuhr vom Hof die schmale Straße hinab ins Tal.
    * * *
    Balthasar Schwemmer unterdrückte ein Kopfschütteln.
    »Burgl, müssen wir das un bedingt beim Frühstück
besprechen?«, fragte er leidend und begann den Artikel im Sportteil des
Tagblatts noch einmal von vorn.
    »Wann denn sonst, Hausl?«
    »Später am Tag«, brummte Schwemmer in seine
Kaffeetasse.
    »Hast du schon mal versucht, einen Ersten
Kriminalhauptkommissar tagsüber ans Telefon zu kriegen? Oder auf seinen Anruf
gewartet?« Burgl lachte.
    »In der Mittagspause. Ich versprech’s dir«, seufzte
Schwemmer, aber er wusste natürlich, dass seine Frau recht hatte. Es kam immer
etwas dazwischen, wenn er Burgl gerade anrufen wollte. Und wenn er dran dachte,
war sie nicht da.
    Natürlich hätte sie ihn auf seinem Handy anrufen
können, aber sie wusste und respektierte, wie sehr er es hasste, vor Kollegen
private Gespräche zu führen.
    Also musste die Entscheidung über das Abendessen eben
beim Frühstück fallen. Bis zum letzten Jahr hatte es dieses Problem nicht
gegeben, da hatte Burgl ihre Praxis betrieben und war froh gewesen, dass er so
gern kochte. Aber nun hatte sie die Psychotherapie aufgegeben und lebte das
abenteuerliche Leben einer Hausfrau, und ihr liebstes Abenteuer war eben das
Kochen.
    So musste er also jetzt schon beim Frühstück seine
festgefügten Vorstellungen von bayerischer und internationaler Küche gegen die
frisch erweckte, vorwärtsstürmende kulinarische Entdeckungslust seiner Gattin
verteidigen.
    »Heute Fisch, Hausl?« Burgl hatte es zwar als Frage
formuliert, aber wenn sie ihn Hausl nannte, wusste Balthasar Schwemmer, dass
sie ohnehin nicht mit Widerworten rechnete.
    Warum auch?, dachte er. Spricht ja nichts gegen Fisch.
    »Passt schon«, antwortete er also, ohne den Blick vom
Sportteil zu heben.
    »Schön. Also Fischpflanzerl. Und was dazu?«
    »Fisch… was ?« Jetzt
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