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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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Kaffee nach. Maiche hatte einen der
Schedlbauers derart vermöbelt, dass die Polizei eingeschritten war. Es war
wirklich lange her, aber es war passiert. Zwei Generationen später war jetzt
Berni Schedlbauer der Mann mit dem schlechten Ruf.
    Sein jüngerer Bruder
Vinzenz war von ganz anderem Charakter. Magdalena war in der Schule zwei
Klassen unter ihm gewesen und hatte ihn still angehimmelt, immer mit schlechtem
Gewissen ihrer Familie gegenüber. Aber er hatte so schöne Augen. Später hatte
sich ihre Mädchenverliebtheit zwar gelegt, aber als sie sich ein paar Jahre
später in einer Kneipe über den Weg liefen, in Tübingen, wo Magdalena ihre
Freundin Daggi besucht hatte, da waren sie am Ende des Abends tatsächlich auf
seiner Studentenbude gelandet, wo dann passierte, was in solchen Situationen
eben zu passieren pflegt.
    Aber das musste ihre
Mutter nicht unbedingt erfahren.
    Sie hatten ein
schönes Wochenende verlebt, hatten sich lustig gemacht über die sturen Köpfe in
ihren Familien, die nicht in der Lage waren, mal über ihren Schatten zu
springen. Ein Wochenende, mehr nicht. Er war einfach zu klein, dachte Magdalena.
Oder sie war zu groß mit ihren einsachtundsiebzig. Aber sie hatten immer
Respekt füreinander gehabt, auch später. Sie telefonierten noch miteinander,
dann und wann. Als Magdalena vorletztes Jahr ihr Hotel eröffnet hatte, war Vinz
zur Einweihungsparty gekommen, vorsichtshalber erst spät, als Maiche und Reserl
schon gegangen waren. Ein paar Mal hatte sie sogar Gleitschirmunterricht für
Hotelgäste bei ihm gebucht.
    Sie sah auf die Uhr.
Es wurde Zeit. Sie trank ihren Becher leer und stand auf.
    »Ich muss los,
Mutter.« Sie küsste sie aufs Haar und ging zur Tür.
    »Dass d’ dir den Tag
ned schwer werdn lasst«, sagte ihre Mutter und lächelte auf ihre traurige Art.
    »Wird schon«,
antwortete Magdalena, zog ihre Windjacke über und winkte noch mal, bevor sie
aus der Stube trat.
    Draußen blinzelte
sie in die Frühlingssonne.
    Hias trug gerade den
Eimer mit dem Hühnerfutter aus der Scheune. Er grüßte sie mit einem
respektvollen Nicken. Sie ging zu ihm und wurde dabei von etlichen Hühnern
überholt, die sich auf ihre Mahlzeit freuten.
    Wie alt ist er
eigentlich jetzt?, dachte Magdalena. Auf die siebzig musste er zugehen. Aber
seine Konstitution war erstaunlich. Er war mit sechsundzwanzig als Knecht auf
den Hof gekommen. Über vierzig Jahre sind das, dachte Magdalena. Natürlich
hatte der Großvater nicht mehr so viele Kühe wie vor fünfzehn Jahren, als sie
noch den Stall ausgebaut hatten, aber für zwei alte Männer gab es immer noch
mehr als genug zu tun. Vor allem wenn einer der beiden sich ständig im Wald
rumtrieb.
    »Wie geht es dem
Großvater?«, fragte Magdalena.
    »Nimmt mi nimmer mit
auf d’ Jogd«, sagte Hias. »Sogd, i schnauf z’ laut. Dawei triffd der nur
nimmer, mit der neien Bruilln.« Hias verzog den Mund zu seinem typischen
schiefen Grinsen. »Mochd nix. Ko i länga schlafa.«
    »Was war denn das
mit dem Schedlbauer Berni?«, fragte Magdalena.
    Hias zuckte die
Achseln. »Wos treibt der se da rum da drobn? Is Meixner-Woid. Des woaß der a.«
    »Hat der Maiche ihn
wirklich mit der Flinte bedroht?«
    »So hod er’s gsogt.«
    Magdalena nickte ihm
zum Abschied zu. »Pfüati«, sagte sie und ging zu ihrem Minivan.
    So verliefen die
Unterhaltungen mit Hias. Er sprach halt nicht gern. Schon gar nicht, wenn er es
für unnötig hielt.
    Als sie gerade
einsteigen wollte, rollte Maiches alter Lada auf den Hof. Magdalena sah auf die
Uhr; es wurde Zeit für sie, sie musste um acht im Hotel sein. Aber natürlich
wollte sie ihren Großvater begrüßen, bevor sie in den Ort fuhr.
    Als Maiche aus
seinem Wagen stieg, war Magdalena sofort klar, dass etwas passiert war.
    Sie ließ die Tür
ihres Wagens wieder zufallen und ging zu ihm hinüber. Ihr Großvater öffnete die
Heckklappe, und Sento sprang heraus. Maiche nahm seine Jagdflinte und seinen
alten Rucksack aus dem Kofferraum.
    »Was schaust du so
bös?«, fragte Magdalena. Sento, der sonst immer freudig auf Magdalena
zugesprungen kam, schien von der düsteren Stimmung seines Herrn angesteckt. Die
Rute zwischen den Hinterläufen schlich er sich außer Sicht.
    Maiche sah Magdalena
nicht an. »Wilderer«, knurrte er nur und stapfte auf Hias zu.
    Magdalena lief neben
ihm her. »Wilderer? Und?«, fragte sie.
    Er zuckte die
Schultern. »Naufbrennt hab i eam eine.«
    »Was?« Magdalena blieb fassungslos stehen.
»Du hast auf einen Menschen
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