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Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)

Titel: Tod im Tower: John Mackenzies erster Fall (German Edition)
Autoren: Emma Goodwyn
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Summe ein paar Fotos in den Tower zu bringen. Natürlich hatte ich den Abend minutiös geplant. Wenn alles wie vorgesehen geklappt hätte, wäre George exakt neben der frischen Leiche gefunden worden. Mit den Fotos hatte ich auch gleich das Motiv für ihn mitgeliefert.“
    Nun schlug sein selbstgefälliger Ton in kalte Wut über. „Es wäre alles eine perfekte Inszenierung gewesen, wenn nicht Ihr Sohn durch seine Verspätung alles ruiniert hätte. Und damit nicht genug…“
    Während Owens hasserfüllte Tirade weiterging, überlegte John fieberhaft. Es gab einige Pflanzen mit scharfen Stacheln hier. Ein großes Wolfsmilchgewächs ragte neben ihm auf. Wenn er es aus der Erde bekam, konnte er Owen durch einen gezielten Schlag mit dem dornenübersäten Stamm sicher ablenken. Aber ob er ihn dann auch entwaffnen konnte? John versuchte, sich an die Ausbildungen zur Geiselbefreiung zu erinnern, die er beim Militär mitgemacht hatte. Womit kann ich ihn außer Gefecht setzen…. Das ist es!, schoss es ihm durch den Kopf.
    Ein Stück weiter links, so glaubte er sich zu erinnern, stand abseits des Weges ein Upas-Baum. Seine Mutter hatte immer wieder eindringlich gewarnt, dass schon kleinste Mengen des Milchsaftes aus der Rinde oder den Blättern tödlich wirken konnten, sobald sie in die Blutbahn eindrangen. Alle Mitarbeiter der Gärten trugen lange Arbeitskleidung und dicke Handschuhe, wenn sie in der Nähe des tropischen Baumes arbeiteten.
    Froh, dass er seine ledernen Winterhandschuhe anhatte, griff er nach dem Stamm der Wolfsmilch und brach einen besonders langen, harten Dorn ab. Dann suchte er sich durch das Dickicht der Pflanzen hindurch einen Weg in die Abteilung mit den Giftpflanzen aus den tropischen Breiten. Da der Upas-Baum mit fast zwanzig Metern das höchste Gewächs in diesem Teil des Hauses war, war er leicht zu finden. Er zupfte ein paar Blätter ab und zerrieb sie, so dass der Saft austrat und sich auf der Innenfläche seines Handschuhs sammelte. Bedacht, nicht mit dem Dorn durch den Handschuh zu stechen, wälzte er ihn darin hin und her.
    Plötzlich erschrak er. Er hörte einen Krach, als hätte jemand etwas gegen die Wand geworfen. Er lauschte angestrengt, was er aus dem Untergeschoss hören konnte. Owens wütende Stimme drang an sein Ohr. „Jetzt reicht´s – nachdem Mackenzie nicht aufzufinden ist, werde ich mich später um ihn und Campbell kümmern. Jetzt seid erst mal ihr dran.“ Seine Mutter schrie auf. „Oh bitte, lassen Sie doch wenigstens meine Enkelin zufrieden, sie ist doch noch so jung – “
    „Schluss jetzt. Ich lege Ihnen lieber den Knebel wieder um, Sie alte Schreckschraube.“ Unterdrücktes Fluchen war zu hören und ein Schmerzensschrei.
    Mit drei Sätzen war John an der Rampe, die hinunter führte. Er konnte Owen sehen, der von ihm abgewandt damit kämpfte, Johns Mutter wieder zu knebeln. Scheinbar hatte sie ihn in die Hand gebissen. John holte noch einmal tief Luft und hastete dann hinunter.
    Bis Nigel Owen ihn bemerkt hatte, hatte John, einen Kopf größer, ihn von hinten umfangen und drückte ihm mit einer Hand den Dorn leicht in den Nacken. „Lassen Sie die Pistole fallen, Owen. Sofort. Was Sie da spüren, ist ein Dorn, der mit tödlichem Gift präpariert ist. Wenn Sie schießen, brauche ich ihn nur für einen Millimeter in Ihre Haut zu drücken und Sie sterben.“
    Owen stand für einen Moment stockstill. Dann lachte er hämisch. „Guter Bluff, Mackenzie. Aber ich wette, Sie haben nur irgendeinen Kaktusstachel in der Hand.“
    Emmeline hatte mit schreckgeweiteten Augen das Handgemenge verfolgt. Nun breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. „John, mein Junge, welche unserer Giftpflanzen hast du benutzt?“
    „Den Upas. Ich habe einen Euphorbien-Dorn mit dem Saft benetzt.“
    Nun strahlte Mrs. Mackenzie Nigel Owen triumphierend an. „Seien Sie versichert, Mr. Owen, mein Sohn blufft nicht. Der Milchsaft eines Antiaris toxicaria ist garantiert tödlich, sobald das Gift in die Blutbahn eintritt. Jäger im Kongo und an der Elfenbeinküste benutzen ihn seit Menschengedenken, um ihre Giftpfeile zu präparieren.“ Ihre plötzliche Gelassenheit und der Ausdruck von mütterlichem Stolz in ihrem Gesicht überzeugten Owen offensichtlich. Er ließ die Pistole zu Boden fallen. John kickte sie mit dem Fuß weg. Sie rutschte unter Renies Rollstuhl hindurch nach hinten.
    „Wo sind die Handschellenschlüssel?“
    Owen schwieg.
    „Er hat sie in die Jackentasche gesteckt, John.“,
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