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Tod im Tal der Heiden

Tod im Tal der Heiden

Titel: Tod im Tal der Heiden
Autoren: Aufbau
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hast, wie ich den Stall verließ.«
    »Irrtümlicherweise hielt ich dich für deine Zwillingsschwester, weil du so gut verhüllt warst, daß ich nur den oberen Teil deines Gesichts sah. Kein Wunder, daß du zornig wurdest, als ich Orla beschuldigte. Du selbst hattest allen Grund zur Angst, denn ich könnte ja meinen Irrtum erkennen. Diese Furcht lenkte meinen Verdacht auf dich, denn plötzlich begegnetest du mir statt mit Freundlichkeit mit Haß, und das fiel auf. Deine Besorgnis war so groß, daß du, als du von Rudgal erfuhrst, ich habe Eadulf als meinen Brehon benannt, einen losen Stein von den Zinnen des
rath
auf ihn hinuntergestoßen hast, während er unten entlangging. Gott sei Dank hat er ihn nicht erschlagen.«
    »Du warst das also?« Eadulf schaute Laisre kurz an, ehe er Fidelma fragte. »Aber woher weißt du, daß Laisre das getan hat? Du warst doch nicht dabei?«
    »Rudgal hat dir erzählt, wer sich in dem Moment oben auf der Mauer aufhielt. Sobald mir Laisres Rolle in der gesamten Angelegenheit klar wurde, begriff ich, daß er den Stein heruntergestoßen haben mußte. Leugnest du das, Laisre?«
    Der schwieg.
    »Möchtest du uns nun erklären, warum du dich in jener Nacht mit Bruder Solin im Stall treffen wolltest?«
    Der Fürst von Gleann Geis saß da wie aus Stein gemeißelt.
    »Dann werde ich das tun«, fuhr Fidelma fort, nachdem sie keine Antwort erhalten hatte. »Du und er, ihr wart gemeinsameVerschwörer oder Verbündete, wie du willst. Du warst es, der mit Mael Dúin von Ailech im Bunde stand. Du hast die verräterische Botschaft auf Pergament aus Ailech an dich genommen und vernichtet. Stimmt das nicht?«
    Laisre lachte, doch es klang etwas hohl.
    »Behauptest du, ich würde mein eigenes Volk verraten? Ich würde es opfern, um persönliche Macht zu erringen?«
    »Genau das behaupte ich. Es hat keinen Sinn, es abzustreiten. In der ersten Ratssitzung, in der du mit mir verhandeln solltest, fiel mir auf, daß du es warst, der entschieden hatte, einen Kleriker hierher einzuladen. Ich erfuhr, daß die Mehrheit des Rates gegen diese Entscheidung war, du hattest sie willkürlich getroffen. Warum wohl solltest du, der doch am alten Glauben festhielt und der, laut Christen wie Rudgal, sich hartnäckig weigerte, hier die Kirche anzuerkennen, plötzlich gegen den Willen deines Rates handeln und solch eine Einladung aussprechen? Jetzt wird die Antwort klar. Du mußtest die Einladung absenden, um sicherzustellen, daß ein Kleriker herkam und den Ritualmord sah. Kein anderer in Gleann Geis besaß genug Macht, eine solche Entscheidung zu treffen.
    Es verwirrte mich, als ich erfuhr, daß du darin allein gegen Colla, Murgal, deine Schwester und andere Ratsmitglieder standest. Warum setztest du deine Stellung als Fürst aufs Spiel, indem du dich gegen ihren Willen im Rat stelltest? Weil du den Blick bereits auf eine andere Macht gerichtet hattest. Mael Dúin hatte dir offensichtlich Größeres als das Fürstentum von Gleann Geis versprochen.«
    Colla, Murgal und Orla starrten Laisre entsetzt an, als ihnen die unumstößliche Logik der Anklage aufging. Laisres Miene wurde trotzig, ja verächtlich.
    »Du hättest aus Ehrgeiz Gleann Geis vernichtet?« fragte Murgal entgeistert. »Bestreite es, und wir glauben dir. Du bist unser Fürst.«
    »Du hast recht. Ich bin euer Fürst.« Laisre erhob sich plötzlich, und seine Stimme schwoll zu einem Grollen an. »Machen wir dies zu unserem Tag. Sie sind nur wenige, wenn wir zusammenstehen. Mael Dúin kann seinen Plan immer noch zum Erfolg führen, trotz dieser Frau. Haltet zu mir, wenn ihr auf der Seite der Sieger sein wollt. Erklärt, daß ihr für Ailech einsteht und gegen Cashel. Nehmt euer Schicksal selbst in die Hand.«
    Colla, bleich geworden, schaute Laisre ungläubig an.
    »Ich nehme mein Schicksal in die Hand, so wie es uns die Ehre gebietet«, sagte er ruhig. »Du bist nicht länger Fürst von Gleann Geis, und Schande über dich für das, was du uns antun wolltest.«
    Laisre fuhr zornig auf.
    »Dann mußt du mit deiner Schande leben, weil du dich deinem rechtmäßigen Fürsten verweigert hast!«
    Noch bevor er ausgeredet hatte, war er vorgesprungen und hatte einen Dolch aus dem Gürtel gezogen. Ehe jemand eingreifen konnte, hatte er Esnad von ihrem Sitz gerissen, hielt sie wie einen Schild vor sich und setzte ihr die Klinge an die Kehle. Sie kreischte auf, doch der Druck der scharfen Klinge erstickte ihren Schrei. Ein dünner Streifen Blut rann ihren weißen Hals
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