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Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall

Titel: Tod im Botanischen Garten - Frank Beauforts dritter Fall
Autoren: ars vivendi verlag GmbH , Co. KG
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lieber Beaufort? Bei uns vermodert nichts. Wir sorgen ja gerade dafür, dass diese Schätze der Kunst und Wissenschaft noch viele Jahrhunderte erhalten bleiben. Ich hoffe doch sehr, dass einer meiner Nachfolger irgendwann einmal auch Ihre Sammlung in Empfang nehmen darf, um sie zu bewahren.«
    An dieses Thema zu denken, war Beaufort äußerst unangenehm. Welcher Mensch – und insbesondere welcher Sammler – machte sich schon gern Gedanken über den eigenen Tod? Als Kustos, als Bewahrer und Wächter einer Sammlung, rechnete der Professor da natürlich in ganz anderen Zeiträumen.
    »Da müssten Sie mich aber zuerst davon überzeugen, dass diese Bibliothek auch wirklich sicher ist für meine Kostbarkeiten. Können Sie das?«
    Harsdörffer zögerte mit seiner Antwort. »Bis letzte Woche hätte ich das noch mit einem rückhaltlosen Ja beantwortet. Ich hoffe sehr darauf, dass Sie mir helfen, diesen Zustand wiederherzustellen. Wir tun wirklich alles, damit nichts gestohlen wird. Besucher müssen sich anmelden und ihr Forschungsanliegen darlegen. Die Taschen müssen abgegeben, Mäntel und Jacken abgelegt und selbst weite Pullover ausgezogen werden. Wie Sie sehen, sitzt sowohl hier vorn als auch da hinten je eine Aufsicht. Jeder, der den Raum betreten oder verlassen will, kann das nur, wenn ihn einer meiner Mitarbeiter hinein- oder hinauslässt. Und glauben Sie mir, die haben einen Blick für ihre Pappenheimer.«
    »Wir sind wirklich gerade eingeschlossen?«
    »Natürlich. Hier im Altbau lagern Werte im vielfachen Millionenbereich. Mit denen muss auch der Nutzer sorgsam umgehen. Es darf nur mit Bleistift geschrieben werden, Tinte und Kugelschreiber kommen mir hier nicht herein. Beim Umgang mit mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln müssen Handschuhe getragen werden. Bei der Grafik selbstverständlich auch. Und dann zählen wir die Blätter und Münzen natürlich nach, die wir ausgeben – vorher und nachher. Deshalb ist es mir ja auch unerklärlich, wie die Bücher hier hinausgelangen konnten.«
    »Was ist mit Ihren Mitarbeitern?«
    »Für die verbürge ich mich.« Der Professor blickte auf seine Uhr. »Mein Besucher müsste jeden Moment hier sein.«Er schloss die Bürotür zum Lesesaal und räusperte sich. »So, jetzt können wir mit dem Flüstern wieder aufhören.«
    »Sind eigentlich nur diese beiden Bücher gestohlen worden?«
    »Nein, leider wesentlich mehr. Die meisten sind aus anderen, nicht ganz so streng bewachten Magazinen verschwunden, zu denen das Publikum aber selbstverständlich keinen Zugang hat. Bislang haben wir etwa zwanzig unerklärliche Abgänge unter den wertvollen Titeln registriert.«
    »Bislang? Sie rechnen damit, dass es noch mehr werden könnten?«
    »Das ist nicht auszuschließen. Wir können unmöglich alle zweieinhalb Millionen Bücher hier kontrollieren. Bei manchen Exemplaren wird es uns wohl erst auffallen, wenn sie wieder jemand ausleihen will und sie dann nicht mehr da sind.«
    »Und welche Titel wurden gestohlen? Gibt es einen inhaltlichen Zusammenhang?«
    »Mir ist keiner aufgefallen. Das Spektrum reicht von historischen naturkundlichen Büchern wie dem Heister über kunstgeschichtliche Bände und philosophische Werke bis hin zur schönen Literatur. Das älteste Buch ist fast fünfhundert Jahre alt, das jüngste ist eine Erstausgabe von Franz Kafka aus den Zwanzigerjahren. Und Sie wissen ja selbst, was die wert sind.«
    Ein leises Klingeln kündigte einen neuen Gast im Lesesaal an.
    »Kann ich eine Liste der entwendeten Bücher bekommen? Außerdem möchte ich mir die Magazine genauer ansehen, aus denen sie verschwunden sind.«
    »Ich werde gleich bei Frau Krüger-Fernandez anrufen und sie darum bitten, dass sie beides veranlasst.«
    Noch bevor Harsdörffer sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, führte die Bibliothekarin mit dem Pferdeschwanz den angekündigten Besucher herein. Es war ein Mann etwain Beauforts Alter, so um die Ende dreißig, aber kleiner und schmaler als er. Sein blasser Teint und Ringe unter den Augen ließen vermuten, dass er viel drinnen arbeitete und wenig schlief. Der Professor stellte die beiden einander vor.
    »Das ist Dr. Beaufort, ein ehemaliger Student von mir. Er ist Vorsitzender der Fränkischen Bibliophilen, ein großer Buchkenner und neuerdings auch in der Aufklärung von Verbrechen aktiv. Vielleicht haben Sie davon in der Zeitung gelesen. Und das ist Dr. Schifferli, ein äußerst begabter Historiker. Er ist einer der beiden Kuratoren unserer
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