Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
obwohl er alles abstreiten würde. Luteas Wissen über die Metelli konnte sie immer noch in Schwierigkeiten bringen. Das Geheimnis könnte sowieso herauskommen. Ich teilte Laco mit, dass ich glaubte, Silius Italicus und Paccius Africanus hätten die ganze Zeit gewusst, dass Metellus ermordet worden war und wer die Tat wirklich begangen hatte. Bratta war wegen Vergehen, die damit in Zusammenhang standen, in Gewahrsam und könnte überredet werden, den Vigiles alles Mögliche zu gestehen. Petronius würde Bratta in dem Glauben lassen, man würde den Mord an Spindex milder beurteilen, wenn Bratta noch andere Informationen preisgab.
    Diese Dinge waren wichtig für Negrinus. Die Mordanklage gegen ihn stand immer noch zur Verhandlung vor dem Senat an. Soviel ich wusste, hatten die beiden Denunzianten noch keine Anstalten gemacht, ihre Anklage zurückzuziehen. Was würden sie also jetzt tun? Silius musste nach all dieser Zeit immer noch nachweisen, das Rubirius Metellus keinen Selbstmord begangen hatte. Würden sie jetzt aufs Tapet bringen, dass Saffia ihn ermordet hatte? »Ich bin zu der Ansicht gekommen, Laco, dass diese Männer in ihrem Eigennutz schamlos sind. Ich hatte angenommen, Paccius habe Bratta bei sich zu Hause versteckt, damit ich den Mann nicht finde. Aber vielleicht hatte er viel üblere Gründe dafür. Möglicherweise hat er Bratta nur festgehalten, damit er ihn den Vigiles übergeben konnte, falls er Unterstützung für seinen Plan brauchte, Saffia zu denunzieren.«
    Laco spitzte die Lippen und schaute nachdenklich. »Die Vigiles haben den Mann bereits. Aber wird er Negrinus entlasten?«
    »Ich habe Ihnen Celadus gebracht, der das tun kann. Bestätigung durch Bratta könnte nützlich sein, wäre aber vermutlich nicht ausschlaggebend.«
    Verginius Laco hörte mir, wie es seine Gewohnheit war, schweigend zu, dankte mir höflich und gab nichts preis.
     
    Trotzdem war ich nicht allzu überrascht, als drei Tage später Helena und ich sowie ihre beiden Brüder eingeladen wurden, die Metelli an diesem Abend zu besuchen. Es war eindeutig keine gesellschaftliche Einladung, sonst wäre uns erst ein Essen serviert worden. In der Hoffnung, dass endlich jemand mit der Wahrheit herausrücken würde, kleideten wir uns sorgfältig – Helena in ein lohfarbenes Kleid mit passender Stola und Silberschmuck, ich in eine saubere Tunika mit einer kratzigen Borte in Seilmuster um die Ränder. Auf Helenas ausdrücklichen Hinweis hatte ich mich rasieren lassen. Während ich mich dem scharfen Rasiermesser überließ, hatte sie unsere gesamten Fallnotizen noch einmal durchgelesen.
    Wir nahmen ihren Tragestuhl, kuschelten uns unter eine Decke, wodurch die Zeit schneller verging, während die Träger langsam durch die Winternacht trotteten. Aus Gründen, die nur ihr bekannt waren, ließ Helena die Träger einen langen Umweg machen, hinauf und über den Aventin. Das war ein steiler Aufstieg, anscheinend nur unternommen, damit Helena ein Bündel Wintersellerie bei meiner Mutter vorbeibringen konnte.
    Mama konnte mit diesem Geschenk nicht gerechnet haben, denn sie hatte Aristagoras zu Besuch. Das war ihr achtzigjähriger Freund, eine Quelle großer Neugier und erregten Tratsches in der Familie. Als wir ankamen, grinste der freundliche Bursche viel und wackelte dann davon wie ein arthritischer Grashüpfer. Mama behauptete, er sei nur vorbeigekommen, um ihr ein paar Muscheln zu bringen.
    Während ich mich nach diesen ominösen Muscheln umschaute und sie nicht fand, kam Helena auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen. »Junilla Tacita, wir sind auf dem Weg, einige Leute zu besuchen, und ich habe keine Zeit, Ursulina Prisca aufzutreiben. Ich frage mich, ob du mir vielleicht helfen könntest, etwas klarzustellen …«
    »Ich weiß von überhaupt nichts«, stöhnte Mama auf herzergreifende Weise. Abends war sie meist erschöpft. Sie sah aus, als würde sie gleich in ihrem Armsessel einnicken, und war vermutlich froh, dass wir ihren Bewunderer vertrieben hatten.
    »Oh, du weißt alles! Ich war so erleichtert, dass du mitgekommen bist, als ich die Amme besucht habe …«
    »Euboule? Trau der bloß nicht!«
    »Nein, sie hat mir überhaupt nicht gefallen«, stimmte Helena zu. »Aber eines lässt mir keine Ruhe. Mir ist eingefallen, dass Ursulina mir dringend riet, die kleine Favonia nicht mitzunehmen, weil ich, wie sie sagte, ›den kleinen Liebling vielleicht nie wiedersähe‹ …«
    »Hast du irgendwas für diese arme Frau unternommen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher