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Tod eines Maahks

Titel: Tod eines Maahks
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Anweisungen widerspruchslos ausführt.«  
    »Was dir als unbedingt stringent erscheint, zeigt sich in unseren Gedanken als Bild mehrerer gangbarer Wege. So sind wir Terraner.«  
    »Das ist ... unlogisch.«
    »Nur für jemanden, der kein Grek 1 ist. Das ist einer der Gründe, warum ich mit Grek 1 sprechen möchte. Er wird verstehen.«  
    »Er ist wie ich.«
    »Er ist die Eins. Er ist euer Anführer. Er wird wissen, was es bedeutet, zu interpretieren und aus mehreren Alternativen die beste auszuwählen.«  
    Meine Argumentation stand auf wackligen Beinen. Das wusste er, das wusste ich. Doch es war auch nicht Sinn des Gesprächs, diesen Maahk zu überzeugen. Ich wollte Interesse bei jenen höheren Ranges wecken. Sie darauf aufmerksam machen, dass hier jemand war, der nicht einfach so Anweisungen gehorchte. Man würde sich für uns interessieren; auch, weil ich immer wieder meinen Namen und den Begriff »Terranischer Resident« ins Gespräch eingeflochten hatte.  
    »Folgt mir.«
    Der Maahk drehte sich um und ging voran. Wir hinterher, eingekesselt von mehr als zwanzig anderen Maahks. Ihre Waffenläufe zielten nicht nur auf uns, sondern auch nach allen Seiten; als befürchteten sie einen Angriff der Schatten.  
    Ich fühlte in mir jene Anspannung, die mit der Begegnung von Fremdwesen stets einherging. Dieses Gefühl war nicht zu verwechseln mit Unbehagen oder gar Angst. Ich glaubte, die Maahks gut genug zu kennen. Der kritische Gefahrenmoment war längst vorüber. Hätten sie uns in einen Hinterhalt locken wollen, wäre dies beim Verlassen von MIKRU-JON geschehen.  
    Maahks kennen das Prinzip der Täuschung, sagte ich mir, aber es entspricht nicht ihrer Art der Kampfführung.  
    »Wohin bringt ihr uns?«, fragte ich unseren Führer.  
    »In ein Notquartier. Es wird einige Zeit dauern, bis sich ein Ziffern-Grek mit eurem Anliegen auseinandersetzen kann. Wir sind damit beschäftigt, die Station zu säubern.«  
    Wie zur Bestätigung fuhr eine breite Feuerlohe über uns hinweg. Ich duckte mich instinktiv. Der Energiestrahl verfing sich im Schirm eines unserer Begleiter und wurde absorbiert. Die Maahks rückten näher zusammen und schlossen den Ring enger um uns. Nach wie vor wurde gekämpft; wenn auch mit nachlassender Intensität.  
    »Sie bewachen uns nicht nur«, flüsterte Mondra, »sie wollen uns zudem beschützen.«  
    Dieser Schuss war einer der letzten. Bald darauf kehrte Stille ein. Hunderte Maahks verharrten an den Plätzen ringsum, nach wie vor mit gezückten Waffen.  
    »Warum kämpft ihr gegeneinander?«, fragte ich.  
    Keine Antwort. Kein Methanatmer reagierte, keiner drehte sich uns zu. Stur gingen sie weiter auf einen schmalen Gang zu, der sich durch nichts von den vielen anderen unter schied, die aus dem Stationskorpus rings um das Transferdeck fortführten.  
    Wir tauchten in ein Beinahe-Dunkel ein. Mehrere der Leuchtkörper waren im Zuge der Gefechte beschädigt worden. Links von uns gloste ein Feuer, es stank nach verbranntem Plastik.  
    Ich hörte das Trampeln schwerer Schritte. Irgendwo tropfte Flüssigkeit von der Decke; eine kleine Lache war am Boden entstanden, in der im Licht unserer Scheinwerfer bunt schillernde Schlieren dahintrieben.  
    Die Maahks hielten uns weiterhin umringt, und dabei machten sie keinen Unterschied zwischen uns und unserem tierischen Begleiter Ramoz.  
    »Rechts!«, befahl der namenlose Maahk und drängte uns in einen Nebengang, der bald darauf in einen kleinen Saal mündete. Vier Wächter bezogen davor Position, während man uns ins Innere des Raumes drängte.  
    »Ihr wartet hier. Sanitäranlagen sind vorhanden, Trinkwasser steht euch zur Verfügung. Der Nahrungsspender ist defekt. Essensaufnahme ist für euch ohnehin nicht notwendig. Die Wartezeit wird höchstens zwei Tage betragen.«  
    »Zwei Tage?!«, fauchte Mondra. »So lange werden wir hier drin sicherlich nicht warten!«  
    »Zieht eure Anzüge aus«, fuhr der Maahk ungerührt fort. »Wir werden sie für euch aufbewahren. Persönliche Gegenstände dürfen behalten werden.«  
    Ich warf Lloyd/Tschubai einen fragenden Blick zu. Der Schwarzafrikaner nickte. Die Methanatmer wollten uns nichts Böses. Sie gehorchten ihrer Logik, wie immer. Ein Punkt nach dem anderen auf ihrer Agenda wurde abgearbeitet. Wenn Grek 1 der Meinung war, dass wir die Spitze seiner Priori tätenliste erreicht hatten, würde er sich um uns kümmern.  
    Schweren Herzens schlüpfte ich aus dem SERUN und legte ihn zu Boden.
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