Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod den Unsterblichen

Tod den Unsterblichen

Titel: Tod den Unsterblichen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
Geschwader an. »Das war knapp«, keuchte Cornut dem Piloten zu. »Vielen Dank. Steuern Sie jetzt nach Osten, bis …«
    Der Kopilot wandte sich nach ihnen um, und etwas in seinen Augen ließ Cornut verstummen. Rhame sah es genauso schnell wie er. Als der Kopilot nach seinem Revolver griff, schnellte die Faust des Polizeisergeanten vor. Der Kopilot fiel zur einen, der Revolver zur anderen Seite. Auf dem Kopiloten kniend, starrten Cornut und Rhame sich an. Es bedurfte keiner Worte; bei der Gedankenverbindung zwischen ihnen handelte es sich nicht um Telepathie; sie waren beide gleichzeitig zu demselben Schluß gekommen. Cornut stürzte sich auf den Revolver und richtete ihn auf den einzigen anderen Mann in dem Hubschrauber, den Piloten. »Das ist doch ein Polizeihubschrauber für den Noteinsatz? Mit medizinischer Ausrüstung?«
    Rhame verstand ihn sofort. Er sprang zu dem Arzneischränkchen und riß eine versiegelte Halbliterflasche Brandy heraus. Er reichte sie dem Piloten. »Trinken Sie!« befahl er. Dann: »Schalten Sie den Funk ein. Ordnen Sie an, daß jeder Mann des Geschwaders mindestens 50 ccm Brandy trinkt!«
    Es war, dachte Cornut benommen, eine verteufelte Sache, so einen Krieg zu führen.
     

 
17.
     
    Rhame war nur ein Sergeant, aber der Pilot des Leithubschraubers ein Inspektor. Sobald genug Alkohol durch seine Adern floß, um den nagenden Einfluß der Unsterblichen auszuschalten, übernahm er das Kommando. Die anderen Hubschrauberpiloten stutzten zwar über seine Befehle, aber sie gehorchten.
    Das Geschwader schwebte über die Bucht, über die Stadt hinauf zu den Bergen.
    Unter ihnen lag die hilflose Stadt. Von oben betrachtet war sie flach und still, aber auf ebener Erde war sie ein riesiger Schlachthof, durch den verblendete Menschenmassen streiften und Panik stifteten. Aus dreihundert Metern über den terrorisierten Straßen konnte Cornut die brennenden Fahrzeugwracks sehen, die kleinen Haufen lebloser Körper, das Chaos, das die Seuche angerichtet hatte. Schlimmer als die Seuche war die Panik. Der Inspektor hatte ihm erzählt, daß inzwischen über zehntausend Todesfälle in der Stadt zu verzeichnen waren, aber nur ein Bruchteil davon durch die Pocken. Der Terror hatte die übrigen erschlagen.
    Cornut wußte, daß dies dem Willen der Unsterblichen entsprach.
    Sie hatten ihre Herde zufriedener, hilfloser, kurzlebiger Rindviecher lange genug hütet. Die Herde war gediehen, bis sie ihren unsichtbaren Eigentümern Nahrung und Lebensraum streitig machte. Wie jeder gute Hirte hatten die Unsterblichen beschlossen, die Herde zu lichten.
    Was konnte für sie müheloser sein als eine biologische Lichtung? So wie die Myxomatose Australien von der Kaninchenplage befreit hatte, konnten die Pocken das wimmelnde Menschengewürm dezimieren, das den Unsterblichen gefährlich wurde.
    Sergeant Rhame sagte mit schwerer Zunge: »Schlechtes Wetter hier oben. Ich glaube nicht, daß wir es schaffen.« Hinter ihnen folgten die Hubschrauber am klaren Himmel, aber vor ihnen türmten sich die Wolken über den Bergen.
    Cornut schüttelte den Kopf. Er wußte nur, welchen Weg St. Cyr eingeschlagen hatte, so wie ihn St. Cyr mit eigenen Augen gesehen und der alte Insulaner ihm übermittelt hatte. Sie mußten sich durch das Unwetter hindurchkämpfen.
    Cornut schloß die Augen. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, und er fragte sich, wie es wohl wäre, einen Menschen zu töten. Er konnte die Motive St. Cyrs und der anderen sehr gut verstehen, die einen erbitterten Kampf gegen jede Bedrohung führten, die jeden erschlugen, der, wie er selbst, vielleicht von ihrer Existenz erfuhr, die jede Forschung unterbanden, die sie verraten konnte. Sie mußten sich ständig verteidigen, und er konnte die Notwendigkeit, jede Gefahr zu beseitigen, verstehen, ja sogar irgendwie verzeihen. Er konnte ihnen die Anschläge auf sein Leben verzeihen, er konnte ihnen den Versuch verzeihen, die Welt weitgehend zu zerstören.
    Aber er konnte ihnen nicht verzeihen, daß sie Locille bedrohten. Denn sie war der Gefahr ausgesetzt. Einige wenige würden auf alle Fälle die Seuche überleben – das taten einige wenige immer –, aber Cornut war Mathematiker, und er ließ sich nicht wie ein Glücksspieler auf eine Chance von eins zu einer Million ein.
    In all den Jahren, träumte er, hatten die Unsterblichen die Menschheit in die Richtungen gelenkt, die sie aussuchten. Kein Wunder, daß die Medizin solche Fortschritte machte, kein Wunder, daß der Konkurrenzkampf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher