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Tod auf Ormond Hall

Tod auf Ormond Hall

Titel: Tod auf Ormond Hall
Autoren: Anne Alexander
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Auch wenn sich die junge Frau dafür verachtete, sie freute sich auf das Wiedersehen mit dem Verleger. Sie fühlte, dass er es ehrlich mit ihr meinte und sie niemals anlügen würde.
    Als sie die Anhöhe hinaufritt, trat Roger Nevins aus der K apelle. Er ging ihr entgegen, nahm ihre Stute bei den Zügeln und band sie an eine Kastanie, dann half er ihr beim Absteigen.
    "Schön, dass Sie gekommen sind, Michelle", meinte er. "Ich darf Sie doch so nennen?"
    "Gerne, Roger." Sie überlegte, ob sie nicht die Hauptschuld an dem Zerwürfnis mit Kevin trug. Immerhin war alles in Ordnung gewesen, bis sie Roger Nevins kennen gelernt hatte. Dann sagte sie sich jedoch, dass Roger nichts damit zu tun hatte. Kevin hatte sie immer wieder belogen und damit ihr Vertrauen zu ihm zerstört.
    "Ich habe wichtige Neuigkeiten für Sie, Michelle." Roger führte die junge Frau in die Kapelle. Er griff nach der Aktenma ppe, die er auf eine der Bänke gelegt hatte. "Allerdings wird es für Sie ein Schock sein", bereitete er sie vor.
    "Trotzdem möchte ich erfahren, was mich mit Danielle verbi ndet", erwiderte Michelle und setzte sich. Geistesabwesend umfasste sie die beiden Münzhälften.
    "Ich weiß jetzt, weshalb Sie mir vom ersten Augenblick an vertraut schienen", sagte der Verleger. "Danielle war Ihre ältere Schwester."
    "Meine Schwester", wiederholte die junge Frau ungläubig. "Ich ahnte, dass sie mit mir verwandt war, aber ..." Sie sah ihn an. "War sie die uneheliche Tochter meines Vaters?"
    Roger schüttelte den Kopf. "Nein." Er atmete tief durch. "Wie gesagt, es wird für Sie ein Schock sein, Michelle. Sie und Danielle kamen in Canterbury als Kinder von Lisette und Walter Stone zur Welt. Danielle war vier Jahre älter als Sie. Ihre Eltern starben bei einem Autounfall. Danielle wurde von Verwandten in Amerika aufgenommen, Sie selbst von den Bryants adoptiert."
    "Adoptiert." Michelle presste die Hände zusammen. Sie schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, ob irgend etwas in ihrer Kindheit und Jugend dafür gesprochen hatte, dass sie nicht das richtige Kind ihrer Eltern gewesen war. "Sie haben mich über alles geliebt", flüsterte sie fassungslos." Sie hob den Kopf. "Sind Sie sich ganz sicher, Roger?"
    Roger reichte ihr die Papiere, die er mitgebracht hatte. "Als Verleger hat man so seine Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen, an die andere Leute nur schwer kommen. Es mag nicht immer ganz legal gewesen sein, doch der Erfolg gibt mir recht." Er nahm ihre Hand. "Lesen Sie die Papiere in Ruhe zu Hause durch."
    "Ja, das werde ich", erwiderte Michelle und stand auf. "Ich bin Ihnen sehr dankbar, Roger, auch wenn Sie innerhalb von wenigen Minuten mein ganzes Leben durcheinandergewirbelt haben. Danielle war fünf, als unsere Eltern starben. Wieso hat sie sich nicht meiner erinnert?"
    "Die Erinnerung an Sie wird im Laufe der Zeit verblasst sein", meinte Roger. "Denken Sie daran, was alles auf Danielle ei nstürmte. Der Tod der Eltern, die amerikanischen Verwandten, ihr nicht eben glückliches Leben bei ihnen ..."
    "Dafür hat sie sich meiner erinnert, als ich nach England z urückkehrte", sagte Michelle. "Ich wünschte, ich hätte Danielle vor ihrem Tod gekannt. Vielleicht wäre dann vieles anders gekommen."
    "Es nützt nichts, sich mit Wenn’s und Abers zu quälen", mahnte Roger. "Gehen wir ein Stückchen spazieren", schlug er vor. "Das wird Sie auf andere Gedanken bringen."
    Michelle schüttelte den Kopf. "Ich möchte nicht, dass uns jemand zusammen sieht. Kevin ist ohnehin schon außer sich vor Eifersucht." Sie verzog das Gesicht. Wie gerne hätte sie mit dem Verleger über all das gesprochen, was sie belastete, aber sie wagte es nicht. Roger hasste ihren Verlobten. Auch nur die Andeutung eines Verdachtes gegen Kevin, würde ihn veranlassen, sich erneut wegen Danielles Tod an die Polizei zu wenden. Andererseits war er wohl der einzige, der ihr bei der Aufklärung des Falles helfen konnte.
    "Sind Sie immer noch fest entschlossen, Mister Ormond zu he iraten?“, fragte Roger. "Sie müssten doch längst erkannt haben, dass er nichts taugt." Er zog sie an sich. "Spüren Sie nicht, was Sie mir bedeuten, Michelle?" Sanft strich er ihre Haare zurück.
    Michelle wand sich aus seinem Arm. "Für mich wird es Zeit, Roger." Sie schenkte ihm ein Lächeln. "Wie kann ich Sie notfalls erreichen?" Die junge Frau nahm sich vor, noch zwei, drei Tage zu warten und dann, wenn es nicht anders ging, sich ihm doch anzuvertra uen.
    Er nannte ihr seine
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