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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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nicht leugnen, daß Katzen einen hervorragenden Instinkt besitzen. Sie sind nicht leicht zu durchschauen. Aber mit Pferden kann man sie nicht auf eine Stufe stellen.«
    Jetzt ergriff Annabel energisch das Wort. »Wenn ihr nicht sofort still seid und aufhört, von Hunden, Katzen und Pferden zu reden, schreie ich um Hilfe. Erzählt endlich, wer den armen Jock Hawkins ermordet hat.«
    Jim holte tief Luft und überlegte, wo er beginnen sollte. Da kam ihm Sara zuvor. »Merkwürdig ist, daß er als einziger kein Alibi hatte. In Kriminalromanen hat jeder Mörder stets ein handfestes Alibi.«
    »Er war derjenige, dem man die Tat am wenigsten zugetraut hätte«, stellte Augusta Wharton lehrhaft fest. »Und das würde zu einem Roman passen. Die meisten Krimiautoren lassen stets die nach außen unschuldigsten und vertrauenswürdigsten Personen den Mord begehen. Das ist ein ziemlich billiger Trick, aber Kriminalromane sind im allgemeinen ja auch keine bedeutende Literatur.«
    Simon meinte nachdenklich: »Ja, ich habe ihn immer für einen anständigen Kerl gehalten. Ich habe ihn zwar nicht so genau gekannt; aber mir hat imponiert, wie gewissenhaft er seine Arbeit getan hat. Wahrscheinlich war er so von seiner Idee besessen...«
    »Ach, er war einfach verrückt, vollkommen verrückt!« rief Sara schaudernd. »Wer ihn wie ich hat sprechen hören, kann gar nicht daran zweifeln.«
    Simon legte zärtlich den Arm um sie. »Du solltest nicht mehr daran denken. Du hast mir versprochen, das Ganze zu vergessen.«
    Sie barg ihren Kopf an seiner Schulter und schloß die Augen. Im stillen dachte sie, daß seine Worte typisch für einen Mann waren. Als ob sie das Geschehene je vergessen könnte!
    »Natürlich war er verrückt!« stimmte ihr Jim zu. »Er schien ein ordentlicher Mensch zu sein, auf den man sich verlassen zu können glaubte. Aber wenn einer so von einer Leidenschaft beherrscht ist...«
    Mit einem Ruck richtete sich Annabel auf und schlug die Bettdecke zurück. »Ich stehe jetzt auf. Ich gehe zur Oberschwester und verlange die neueste Zeitung. Ich...«
    Erschrocken sprang Jim auf und legte sie sanft in die Kissen zurück. Liebevoll stopfte er die Decke fest. »Ruhig, Annabel, beruhige dich doch! Du könntest Fieber bekommen. Du sollst ja alles erfahren...«
    »Alles erfahren? Bis jetzt habt ihr noch nichts erzählt. Ihr gebt nur eure Ideen und Meinungen zum Besten. Und was das Fieber angeht — das bekomme ich höchstens von eurem Gefasel.«
    »Du mußt dich zusammennehmen«, bat Jim ängstlich. »Es paßt gar nicht zu dir, wenn du so aus der Haut fährst.«
    »Wie du dich aufführst, das paßt nicht zu dir! Sonst hast du stets gesagt, was zu sagen war, und damit basta. Jetzt drückst du dich herum, wie die Katze um den heißen Brei. Ich weiß, das klingt nicht sehr freundlich; aber hör doch endlich auf, meine Gefühle schonen zu wollen. Seit du gesagt hast, das Rätsel sei gelöst, wußte ich, daß es sich um jemand handelt, den wir kennen... Wenn es ein Landstreicher gewesen wäre, dann hättest du mir gleich die Wahrheit gesagt. Also muß es jemand anderer gewesen sein. Der alte Lord, nicht wahr?«
    »Ja, es war wirklich Dalby Lord«, sagte Jim. »Er hatte es schon von jeher auf Fatal Lady abgesehen. Er beneidete Jock Hawkins um das Glück, das ihm selbst versagt geblieben war. Als Jock nach Australien reiste, glaubte er seine Stunde gekommen. Einige Zeit zuvor hatte er bei einer Auktion Mermaid entdeckt. Ihre Ähnlichkeit mit Fatal Lady machte ihm Eindruck, und er kaufte sie. Vermutlich ist ihm damals schon die Idee mit der Vertauschung der Pferde gekommen; er hat nur nicht gewußt, wie er es anstellen sollte. Jocks lange Reise muß für ihn wie ein Wink des Schicksals gewesen sein.«
    »Aber Fatal Lady«, unterbrach ihn Annabel, »hätten die Leute doch gleich wiedererkannt. Wie konnte er das riskieren?«
    »Zwei Pferde, die sich so ähnlich sehen, zu unterscheiden ist schwieriger, als man denkt. Jedenfalls mußte die Gelegenheit jemand, der vor Neid und Eifersucht halb von Sinnen war, verlocken. Wahrscheinlich hat er Fatal Lady eines Nachts mit Mermaid vertauscht. Natürlich hätte Jock bei seiner Rückkehr den Betrug gemerkt. Aber wie gesagt, Lord war schon damals nicht mehr ganz normal. Zu Sara hat er gesagt, er habe Mermaid vergiften und das tote Pferd als Fatal Lady ausgeben wollen.«
    »Entsetzlich! Das arme Pferd!«
    »Daran kannst du sehen, wie weit es mit ihm bereits gekommen war. Im Grunde war Lord ja ein großer
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