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Tod auf der Koppel

Tod auf der Koppel

Titel: Tod auf der Koppel
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Finger und Zehen nachgezählt. Alles in Ordnung. Und mehr kann man im Augenblick nicht verlangen.«
    Diese höchst vernünftige Ansicht brachte Augusta beinahe aus dem Konzept; deshalb überhörte sie Annabels Bemerkung lieber. Glücklicherweise wurde sie jetzt daran gehindert, sich weiter über das »ewige Wunder des Lebens« auszulassen. Annabels Zimmer ging auf eine Terrasse hinaus. Jetzt öffnete sich leise die Terrassentür, und ein blasses Gesicht blickte durch den Spalt.
    »Darf ich hineinkommen?« flüsterte Sara. »Niemand hat mich gesehen. Ich bin durch den Garten gekommen, über die Treppe. Ich weiß, heute sind eigentlich nur die allernächsten Verwandten zugelassen, aber ich mußte unbedingt kommen. Ich bleibe auch nur fünf Minuten.«
    Mrs. Wharton wollte schon protestieren, aber Annabel streckte die Arme aus. »Natürlich darfst du herein. Man nimmt es hier nicht so genau.«
    »Komm nur herein!« meinte auch Jim herzlich. »Und wenn dich jemand hier entdeckt, wird er dich höchstens ganz neugierig anstarren. Du bist berühmt, mußt du wissen.« Er stockte. Annabel wußte ja noch gar nichts davon, daß der Mörder gefunden war, und sie wußte auch nichts von den Schrecken, die Sara hatte durchmachen müssen.
    Da meinte Annabel: »Warum ist Sara berühmt? Ich glaube, man verheimlicht mir etwas. Ich bekomme seit Tagen keine Zeitung. Es könnte wer weiß was passieren, ohne daß ich davon erfahre. Die Schwestern lächeln beruhigend und sagen: >Es ist alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Gedanken und ruhen Sie sich aus.< Und du machst es nicht anders, Jim. Du schüttelst nur immer den Kopf und murmelst: >Ich erzähle dir noch alles, wenn du wieder gesund bist!< Damit hat es jetzt eine Ende. Ich will, daß ihr mir alles ganz genau erzählt, sonst... Aber was ist das?«
    Man hörte vorsichtige Schritte auf der Terrasse, dann klopfte es leise an die Tür. »Das ist wahrscheinlich Simon«, meinte Sara. »Er hat mich zum Krankenhaus begleitet und wollte auf mich warten. Er möchte dich ebenfalls gern sehen, Annabel. Natürlich nur ganz kurz. Darf er hereinkommen?«
    »Aber ja. Hole ihn nur herein.«
    Aber Jim war schon an der Tür. Er öffnete sie und sagte leise: »Komm doch herein! Es ist alles in bester Ordnung. Annabel hat noch nie so gut ausgesehen wie jetzt. Sie hält mir gerade eine Strafpredigt. Komm herein und steh mir bei.«
    Simon schien in den letzten Tagen um Jahre jünger geworden zu sein. Er trat ein und begrüßte Mrs. Wharton. Er fragte, ob er Annabel einen Kuß geben dürfe, und murmelte seine Glückwünsche.
    »Setz dich doch, Simon. Unter dem Bett steht ein Liegestuhl, den kannst du dir mit Sara teilen. Mutter soll den Korbstuhl nehmen, und Jim kann sich auf den Bettrand setzen. Jetzt habe ich euch alle beisammen und kann euch sagen, was mich bedrückt. Ja, richtig, ich war gerade dabei, Jim Vorwürfe zu machen. Ich halte es nicht aus, wenn ihr mich noch länger im unklaren laßt.«
    »Du weißt doch«, wollte Jim sie besänftigen, »daß du dich nicht aufregen darfst. Die Stationsschwester sagt...«
    »Ich weiß, was sie sagt; ich kriege seit vier Tagen nichts anderes zu hören. Ich rege mich nicht auf, Jim. Aber wenn ihr mir nicht auf der Stelle erzählt, was passiert ist, steige ich aus dem Bett und fahre im Nachthemd mit dem Auto davon. Dann könnt ihr sehen, wo ihr bleibt, samt dem Kind. Also heraus mit der Sprache!«
    Dieser ungewöhnlich energische Ton verschlug ihnen zunächst die Rede. Nur Mrs. Wharton schien zufrieden. Endlich bewies Annabel, daß sie Temperament hatte, daß sie ihre, Augusta Whartons, Tochter war und nicht die des armen Horace.
    »In Gottes Namen«, meinte Jim schließlich. »Es würde sie höchstens noch mehr aufregen, wenn wir weiterhin schweigen... Du hast schon recht, Annabel. Aber wo sollen wir anfangen?«
    »Bei dem Wasserstoffsuperoxyd natürlich«, schlug Sara vor. »Doch für mich hat die Geschichte eigentlich mit der Katze angefangen. Du weißt ja, Annabel, daß ich kein großer Katzenfreund bin. Ich mag sie zwar gern, aber Hunde und Pferde sind mir lieber. Dabei sind Katzen zweifellos sehr intelligent.«
    »Katzen sind unheimlich begabt«, verkündete Mrs. Wharton. »Ihre Intelligenz überragt die der Hunde bei weitem. In einem meiner letzten Romane könnt ihr das in aller Ausführlichkeit nachlesen.«
    Jim wagte nicht, seiner Schwiegermutter ins Wort zu fallen, aber er benutzte die Pause, die sie brauchte, um Atem zu schöpfen, und sagte: »Ich kann
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