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Tochter der Nacht

Tochter der Nacht

Titel: Tochter der Nacht
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Widerstand in ihr aufloderte.
    »Nein!« rief sie, »ich liebe Tamino, und ich werde bei ihm bleiben!«
    Ihre Mutter ragte immer noch vor ihr auf und strahlte im Schmuck und der Schönheit der Sternenkönigin. Ihr Lachen klang wie ein Sommergewitter – ein wildes, heftiges Ge-lächter.
    »Tamino! Du glaubst, er will von dir etwas anderes als die Macht, die ihm eine Ehe mit Sarastros Tochter bringt? Arme, kleine Närrin! Er hat mit mir um dich gehandelt, Pamina!
    Weißt du nicht, daß er sich in meinem Reich, in meiner Macht befand? Ich habe ihm befohlen, dich von Sarastro zu befreien. Aber Sarastro versprach ihm größere Macht als ich…
    zumindest glaubt es Tamino, dieser Dummkopf… Deshalb wurde er abtrünnig und lief zu Sarastro über, in der Hoffnung, noch mehr zu erreichen!«
    »Das ist nicht wahr«, schrie Pamina voller Zorn und Entsetzen, »es ist nicht wahr!«
    Doch sie hätte es wissen sollen. Sie war die Tochter ihrer Mutter, von ihrem Makel befleckt, durch und durch böse…
    was konnte Tamino anderes von ihr wollen als die Macht, die sie als die Tochter Sarastros besaß?
    »Du redest soviel von Wahrheit«, schleuderte ihr die Mutter verächtlich entgegen, »doch wie ich sehe, fürchtest du sie!
    Nun, du sollst die Wahrheit kennenlernen, Pamina! Schweige und höre zu, während ich deinen geliebten Tamino auf die Probe stelle. Dann wirst du sehen, wie groß diese…«, sie lächelte dieses eisige Lächeln, an das sich Pamina immer noch gut erinnerte, »diese Liebe wirklich ist, derer du dich so sicher fühlst.«
    Die Sternenkönigin hob die Arme. Pamina verstand diese Geste zu spät, um sich mit ihren neuen Zauberkräften schnell genug aus dem Bannkreis der Mutter zu befreien. Ei-ne dunkle Wolke hüllte sie ein. Machtlos stand sie in diesem Versteck und kämpfte vergeblich darum zu sprechen, sich zu bewegen und sich bemerkbar zu machen. Langsam wurde es vor ihren Augen heller, und dann sah sie Tamino.
     
    Einundzwanzigstes Kapitel
    Tamino ahnte Schreckliches, als er bemerkte, daß Pamina verschwunden und er allein mit Monostatos war. Mit dem Schwert in der Hand fühlte er sich dem Kommenden wenigstens gewachsen. Als Prinz war er am Hof seines Vaters zum Krieger und Kämpfer ausgebildet worden, und er fürchtete Monostatos als Gegner nicht. Aber womit wollte der Zauberer kämpfen? Monostatos stand mit bloßen Händen und spöttisch lächelnd vor ihm – wie konnte Tamino einen unbe-waffneten Mann angreifen? Verwirrt zögerte der Prinz, und mit einem kurzen Aufblitzen stand Monostatos am Rand des Gebüschs. Er hatte doch nicht so schnell laufen können? Mit gezogenem Schwert stürzte Tamino auf ihn zu; spöttisches Gelächter hallte durch die Ruinen, und wieder stand Monostatos außer Reichweite, verhöhnte ihn aus sicherer Entfernung.
    »Bleib stehen, du Feigling und kämpfe«, schrie Tamino.
    »Mit deinen Waffen? Das würde dir gefallen.« Monostatos schüttelte sich vor Lachen. Aus dem Nichts traf ein feuriger Peitschenhieb Taminos Stirn. Instinktiv riß er die Arme hoch, um sich zu schützen und hörte das Triumphgeschrei des Zauberers.
    »Was hast du mit Pamina gemacht?« herrschte Tamino ihn an.
    »Das würdest du wohl gerne wissen. Wirf dein Schwert weg, dann werde ich es dir vielleicht verraten!« Wieder zischte ein feuriger Peitschenhieb durch die Luft und traf ihn mitten ins Gesicht, fast in die Augen. Tamino schrie vor Schmerz und Wut auf und stürzte sich blindlings vorwärts. Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf Monostatos zu, doch sein Fuß verfing sich in einem Busch, und Tamino fiel der Länge nach zu Boden. Er brüllte in ohnmächtiger Wut, als die Peitschenhiebe auf ihn niederregneten und ihm das Gewand auf dem Rücken verbrannten. Tamino rollte sich zusammen, um sich zu schützen, und dachte verzweifelt: Dies ist wirklich eine Feuerprobe
    – aber war sie im Sinn der Priester?
    Die glühende Peitsche traf ihn immer und immer wieder. Er mußte sich doch irgendwie wehren können! Und wo war Pamina? Mußte sie sich allein ähnlichen Prüfungen stellen? Der Gedanke, daß Pamina diesem teuflischen Mann, diesem Halbling, dieser Schlange, oder was er sonst sein mochte, hilflos ausgeliefert war, peinigte ihn mehr als die Schmerzen.
    Tamino sprang auf und stürzte sich so plötzlich auf Monostatos, daß es ihm gelang, den Schlangen-Mann zu überrumpeln. Doch der Zauberer konnte gerade noch zur Seite springen. Tamino stieß schnell zu, aber das Schwert verschwand in einer weißglühenden
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