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Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Titel: Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)
Autoren: Cassandra Clare
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hatte, und sich selbst, weil er es nun wiederholte.
    Magnus war nicht in der Stimmung für Zynismus.
    Er und Will waren im Guten auseinandergegangen, aber natürlich wusste er, wie die Schattenjäger waren. Wann immer es darum ging, einen Schattenweltler für ein Vergehen zu verurteilen und zu verdammen, war die Entscheidung schnell getroffen. Gleichzeitig waren sie von ihrer eigenen engelsgleichen Tugendhaftigkeit und Rechtschaffenheit so überzeugt, dass sie gerne einmal vergaßen, wenn ein Hexenmeister ihnen geholfen hatte. Jedes Fehlverhalten eines Schattenweltlers war für sie der in Stein gemeißelte Beweis, dass Magnus’ Volk von Natur aus bösartig war; gute Taten waren bei ihnen dagegen wie mit Wasser geschrieben.
    Magnus hatte nicht erwartet, auf dieser Reise von Will Herondale zu hören oder ihn gar zu sehen. Es hätte ihn allerdings nicht überrascht, wenn Will ihn längst vergessen hätte – als wäre er nichts als eine unbedeutende Nebenrolle in der Tragödie, die das Leben dieses Jungen einst war. Zu hören, dass sich Will nicht nur an ihn erinnerte, sondern ihn noch dazu in so guter Erinnerung behalten hatte, berührte ihn daher mehr, als er sich hätte vorstellen können.
    Die sternenfunkelnden, städteverbrennenden Augen des Jungen wanderten über Magnus’ Gesicht und lasen dort mehr als sie sollten.
    »Ich würde nicht allzu viel darauf geben. Mein Vater vertraut allen möglichen Leuten«, sagte James Herondale und lachte. Mit einem Mal war es ziemlich offensichtlich, dass er sturzbetrunken war. Allerdings war Magnus ohnehin nicht davon ausgegangen, dass er stocknüchtern auf Kronleuchter schießen würde. »Vertrauen. Das ist, als würde man jemandem ein Messer in die Hand drücken und sich dann die Spitze aufs Herz setzen.«
    »Ich habe dich nicht darum gebeten, mir zu vertrauen«, stellte Magnus milde klar. »Wir sind uns ja gerade erst begegnet.«
    »Ach was, ich vertraue Ihnen«, verkündete der Junge großspurig. »Ist sowieso egal. Früher oder später werden wir doch alle hintergangen – wir werden entweder betrogen oder selbst zum Betrüger.«
    »Wie ich sehe, ist dieser Hang zur Dramatik erblich«, sagte Magnus leise und mehr zu sich selbst. Das hier war allerdings eine andere Art von Dramatik. Will hatte sich im Privaten danebenbenommen, um alle, die ihm lieb und teuer waren, vor den Kopf zu stoßen. James dagegen machte ein öffentliches Spektakel daraus.
    Vielleicht benahm er sich einfach daneben, weil er es liebte, sich danebenzubenehmen.
    »Was?«, fragte James.
    »Nichts«, antwortete Magnus. »Ich habe mich nur gefragt, was der Kronleuchter dir wohl getan haben könnte, um eine solche Strafe zu verdienen.«
    James sah zu dem zerstörten Kronleuchter hinauf und dann auf die Glasscherben zu seinen Füßen, als bemerke er sie erst jetzt.
    »Ich wurde zu einer Wette herausgefordert«, erklärte er. »Zwanzig Pfund, dass ich es nicht schaffen würde, alle Lampen vom Kronleuchter zu schießen.«
    »Und wer hat dich herausgefordert?«, erkundigte sich Magnus in einem Tonfall, der nichts darüber verriet, was er wirklich dachte – dass nämlich jemand, der einem betrunkenen jungen Mann von vielleicht 17 Jahren ernsthaft weismachte, er könne ungestraft mit einer tödlichen Waffe herumfuchteln, ins Gefängnis gehörte.
    »Der nette Herr dort drüben«, verriet James mit ausgestrecktem Zeigefinger.
    Magnus folgte der ungefähren Richtung, die James’ schwankender Finger andeutete, und entdeckte ein bekanntes Gesicht am Pharotisch.
    »Der grüne?«, hakte Magnus nach. Betrunkene Schattenjäger dazu zu bringen, sich zum Narren zu machen, war eine beliebte Freizeitbeschäftigung unter Schattenweltlern und diese Aktion war ein herausragender Erfolg. Ragnor Fell, der Oberste Hexenmeister von London, zuckte mit den Schultern und Magnus seufzte innerlich. Gefängnis war in diesem Fall vielleicht doch ein bisschen übertrieben, auch wenn Magnus der Meinung war, dass seinem smaragdgrünen Freund ein kleiner Dämpfer sicher nicht schaden würde.
    »Ist er wirklich grün?«, fragte James. Es schien ihm nicht allzu viel auszumachen. »Ich dachte, das käme vom Absinth.«
    Dann drehte James Herondale, Sohn von William Herondale und Theresa Gray, den einzigen beiden Schattenjägern, die Magnus jemals als so etwas wie Freunde bezeichnen würde – auch wenn Tessa nicht direkt eine Schattenjägerin war, oder zumindest nicht vollständig –, Magnus den Rücken zu, nahm eine Frau ins Visier, die gerade
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