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TITLE

Titel: TITLE
Autoren: Alexander Dumas
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Admiralität zubrachte. Am 11. machten wir unserem lieben Merton Place einen letzten Besuch. Wie sehr ich mich auch zu bezwingen suchte, so konnte ich doch, sobald ich mich einen Augenblick allein sah, nicht umhin zu weinen. Den ganzen Tag des 12. blieben wir miteinander allein in Merton und übernachteten auch hier. Eine Stunde vor Tagesanbruch erhob sich Nelson, ging in das Zimmer seiner Tochter, neigte sich über ihr Bett und betete lautlos, aber mit großer Inbrunst und Tränen vergießend.
    Er war sehr religiös.
    Um sieben Uhr Morgens nahm er Abschied von mir. Ich geleitete ihn bis an seinen Wagen und er drückte mich lange und innig an sein Herz. Meine Tränen flossen unaufhaltsam, dennoch versuchte ich dabei zu lächeln, indem ich sagte: »Schlagen Sie sich nicht eher, als bis Sie den kleinen Vogel wieder gesehen haben.« Dies waren die letzten Worte, die ich an ihn richtete. Der Wagen rollte davon. Als er um die Ecke bog, winkte Nelson mir noch einmal zu. Ich sah ihn nicht wieder. Am nächstfolgenden Tage, sechs Uhr morgens, langte er in Portsmouth an und am 15. September stach er in See. Das Wetter war aber so ungünstig, daß der »Victory«, wie eilig er es auch hatte, zwei ganze Tage in Sicht der britischen Küste blieb. Diese Verzögerung gestattete Nelson, mir, ehe es weiter ging, noch zwei Billetts zuzusenden, welche die lebhafteste Zärtlichkeit für seine Tochter und mich atmeten, aus welchen aber schon einige bange Ahnungen hervorzublicken begannen. Endlich, nachdem der Wind günstig geworden, konnte Nelson den Kanal verlassen, und am 20. September, um sechs Uhr nachmittags, stieß er mit vollen Segeln zu der Flotte vonCadix, welche aus dreiundzwanzig Reserveschiffen unter dem Kommando des Vizeadmirals Collingwood bestand. Gerade an diesem Tage vollendete Nelson sein sechsundvierzigstes Lebensjahr. Am ersten Oktober gab er mir durch folgenden Brief Nachricht von seiner Vereinigung mit dem Admiral Collingwood und von einem nervösen Anfall, an welchem er gelitten. Diese Anfälle, mit welchen er behaftet war, hatten große Ähnlichkeit mit epileptischen Anwandlungen, so heftig waren sie. ›Victory‹, am 1. Oktober 1805. Meine innigstgeliebte Emma! – Es ist ein großer Trost für mich, die Feder zur Hand zu nehmen, und Dir eine Zeile zu schreiben, denn ich habe heute morgen einen meiner schmerzhaften Krampfanfälle gehabt, der mich vollständig entnervt hat. Ich glaube, einer dieser Anfälle wird früher oder später mein Tod sein. Indessen jetzt ist es vollständig vorüber und es ist mir von meinem Unwohlsein nichts zurückgeblieben, als sehr große Schwäche. Ich hatte gestern sieben Stunden lang geschrieben, und diese Anstrengung hat wahrscheinlich den Anfall herbeigeführt. Ziemlich spät abends am 20. September erreichte ich die Flotte, konnte aber erst am nächstfolgenden Morgen mit ihr verkehren. Ich glaube, meine Ankunft ist nicht bloß dem Kommandanten, sondern auch der ganzen Mannschaft willkommen. Als ich den Offizieren meinen Schlachtplan vorlegte, erschien ihnen derselbe wie eine Offenbarung, bei der sie ihre Begeisterung kaum zu mäßigen vermochten. Einige brachen geradezu in Tränen aus. Die Sache war neu und originell und dennoch einfach. Wenn man diesen Plan auf die französische Flotte in Anwendung bringen kann, so ist der Sieg sicher. »Sie sind von Freunden umgeben, welche volles Vertrauen zu Ihnen haben,« riefen mir alle diese Offiziere zu. Es ist möglich, daß auch ein Judas unter ihnen steckt, die Mehrzahl aber ist sicherlich sehr glücklich darüber, daß ich sie kommandiere. Soeben habe ich Briefe von der Königin und dem König von Neapel erhalten, wodurch meine Briefe vom 18. Juli und 12. Juli beantwortet wurden. Kein Wort für Dich! In der Tat, dieser König und diese Königin würden selbst die Undankbarkeit erröten machen. Ich füge die Abschrift dieser Briefe dem meinigen bei, welcher mit der ersten Gelegenheit nach England abgehen und Dir sagen wird, wie sehr ich Dich liebe. Der kleine Vogel hat sich noch nicht sehen lassen, aber es ist noch nichts versäumt. Mein verstümmelter Körper ist hier, aber mein Herz ist bei Dir.
    H. Nelson .«
    An demselben Tage, dem 20. September, wo Nelson seine Vereinigung mit Collingwoods Flotte bewirkte, empfing der Admiral von Villeneuve von seiner Regierung den Befehl, in See zu stechen, die Meerenge zu passieren, Truppen auf die Küsten von Neapel zu weisen und nachdem er das mittelländische Meer von den englischen Schiffen
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