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Titanus

Titanus

Titel: Titanus
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Sprachwandler neben ihn. »Massimo!«
Er rührte sich nicht. Sie rief lauter. Er seufzte nur im Schlaf. Da schüttelte sie ihn behutsam. »Massimo!«
Er öffnete die Augen zu einem Spalt. Als er Silona erkannte, richtete er sich verschlafen auf.
    »Der Fruchtregen!«
Er erhob sich und trat mit ihr zur Balustrade.
»Wie das knallt!« sagte er und betrachtete das Treiben in
    den Anlagen. Es erschien ihm wie irdischer Karneval. Die Titanen liefen lachend durch den Blütenregen und ließen sich mit den bunten Blättchen überschütten.
    »Was knallt?« fragte sie.
»Die Blüten.«
Sie überging eine Antwort. »Was machen die Menschen,
wenn sie sich sehr freuen?« fragte sie.
    Er sah sie prüfend an, nachdenklich, dann bewundernd, schließlich verschmitzt und zog sie an sich. »Man küßt sich!«
Sie löste sich sanft aus seinem Arm. »Du fragst nicht, weshalb ich mich freue. Dein Genosse…«
Sandrino horchte auf. »Was ist mit ihm?«
»Die Temperatur fällt! Die Gehirnströme normalisieren sich.«
»Schnell, komm mit! Das muß ich selbst sehen.« Er zog sie am Arm mit sich fort.
Unbeirrt zog der Hubstrahler seinen Kurs.
    Es regnete. Berge und Täler verschwammen hinter dem Perlenvorhang fallender Tropfen. Aus den Wäldern wallte feiner Dunst und legte sich über die Felder. Von den Flüssen kroch der Nebel aufs Land.
    Stafford sah trübsinnig aus dem Fenster.
»Sauwetter!« sagte er zu Canterville. »Paßt zu meiner Stimmung! Übermorgen geht es an Bord der Kosmos, dann beginnt der Flug ins Ungewisse.«
    »Sie meinen die Heimkehr zur Erde«, sagte Canterville. »Immer noch Zweifel?«
»Mich quält die Frage, ob die Erde noch bewohnbar ist. Das Bild des brennenden Planeten läßt mir keine Ruhe. Ob die Menschen klüger waren, ob sie den Atomstrategen das Handwerk legten?«
»Ich bin sicher!« erwiderte Canterville, und Kisi, der bisher schweigend zugehört hatte, fügte hinzu: »Sie werden Ihren Planeten nicht wiedererkennen. Wenn sich einmal die Gemeinschaft der Tätigen durchgesetzt hat, dann geht es schnell mit der Entwicklung! Es ist wie bei den Krachmen. Solange sie im Ei sind, entwickeln sie sich langsam, aber wenn sie die Schale gesprengt haben, wachsen sie mit vielfacher Geschwindigkeit. Erst stehen sie auf schwachen Füßen, versuchen taumelnd die ersten Schritte, stolpern wohl auch einmal, dann aber werden die Beine kräftiger, die Schritte sicherer, und schließlich setzen sie mit großen Sprüngen übers Feld!«
Aus dem Dunst tauchten die Terrassenhochhäuser der Hauptstadt auf. Die Maschine setzte zur Landung an.
Es war noch vor Sonnenaufgang. Fahle Dämmerung schob sich über die Wipfel der Bäume.
     
Sandrino löschte das gedämpfte Licht und trat an die Glaswand.
    Nachdem Romain das Gegengift bekommen hatte, war es auf und ab gegangen, war das Fieber gestiegen und wieder gefallen. Noch immer lag Romain bewußtlos. Seit einigen Tagen war er mit dem Befehlsgerät verbunden. Sie versuchten, sein Gehirn zu zwingen, mit allen verfügbaren Körperkräften den Kampf gegen das Gift aufzunehmen und die Starre zu beseitigen. Nun ruhte das Gerät, und Sandrino wartete darauf, daß Romain ins Bewußtsein zurückkehrte.
    Das Auf und Ab der Fieberkurve war seit gestern mittag verklungen, die Gipfel der Temperatur fielen in sich zusammen. Die Starre löste sich. Auch die Bewußtlosigkeit war weniger tief, der Atem kräftiger.
    Die Morgensonne schob sich über den Horizont, warf helle Bahnen in die Fächer und Wedel der Bäume und des Gesträuchs.
    Jetzt würde Silona aufbrechen und in den automatisch gesteuerten Autobus steigen. Ob sie auch ohne ihn zwei Haltestellen vorher ausstieg, um durch den Park zu gehen und die Morgenstunde zu genießen?
    Ob er es noch erlebte, nur einmal mit ihr an den See… »Genosse Sandrino«, flüsterte eine heisere Stimme. Der Arzt lauschte ungläubig und stürzte an das Bett. »George!« rief er voller Staunen, Freude, Zweifel und Gewißheit. Doch sofort gewann er die Selbstbeherrschung zurück. Ruhig beugte er sich über den Patienten.
    Im weichen Morgensonnenlicht lag Romain mit offenen Augen, zwar noch entstellt, aber nicht mehr aufgedunsen. Er war matt, doch sein Auge blickte klar.
»Massimo, Doktor, wohin bin ich geraten?« flüsterte er. »Später, George! Jetzt wird geschlafen! Und wenn du aufwachst, dann erzähle ich…«
    Die Tür öffnete sich. Silona kam leise herein, begrüßte Sandrino und trat an das Bett. Romain sah den Arzt fragend an.
»Das ist Doktor Silona, das
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