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Titanus

Titanus

Titel: Titanus
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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andere Milch ist dem gleichwertig, da die Tiermilch
eben auf den tierischen Nachwuchs abgestimmt ist. Muttermilch aber enthält nicht nur die Nährstoffe in der richtigen
Zusammensetzung, sie schützt vor allem gegen Krankheiten.
Es gelang uns nun, eine künstliche Milch herzustellen, die fast dieselbe Zusammensetzung hat und denselben Schutz gegen Krankheiten vermittelt. Seitdem diese Milch als Getränk in den verschiedensten Geschmacksrichtungen eingeführt wurde, hat sich unsere Gesundheit sehr gebessert. Die Krachme
halten wir als Fleischtier und wegen ihres Fells.«
»Und das Fell?« fragte Canterville.
»Wir gewinnen wichtige Wirkstoffe für Medikamente daraus!«
Der Strom der Fragen verebbte erst, als sie eins der Terrassenhäuser betraten und mit dem Fahrstuhl hinauffuhren. Im
obersten Stockwerk, von dem man weit ins Land blicken
konnte, befand sich die Leitzentrale der automatischen Feldbestellungsmaschinen. Ein Elektronenhirn, dem man nur die
entsprechenden Flächen und die zu leistenden Bestellungsarbeiten aufgab, steuerte die Fahrzeuge. Die Maschinen waren
mit Fernsehkameras ausgestattet, ihre Arbeit wurde auf einem
Bildschirm überwacht.
Die Männer fragten sich, was die Titanen in ihrer freien Zeit
begannen, da doch offensichtlich die Automaten alles übernommen hatten, was auf der Erde noch von den Menschen
selbst verrichtet werden mußte.
Stafford fragte Kisi danach. Doch ehe dieser antworten
konnte, trat der diensthabende Titan der Zentrale zu ihm. »Silona möchte Sie sprechen!«
Kisi verließ den Raum, und Ursu griff die Frage auf. »Was uns auszeichnet«, begann sie, »ist doch die Fähigkeit
zum schöpferischen Denken. Jahrtausendelang hat der Zwang,
schwer und lange zu arbeiten, die schöpferischen Fähigkeiten
der Tätigen unterdrückt. Wir haben die Quellen der Begabung freigelegt, jetzt sprudeln sie in reichem Maße. Die zur Erhaltung der Gemeinschaft notwendige Arbeit wird von allen gleichmäßig getragen, und sie wird mit Hilfe der Technik in immer kürzerer Zeit verrichtet, deshalb haben wir viel Zeit für freie Beschäftigung. Wir widmen uns dem Schönen – der Kunst, der Wissenschaft, der gesellschaftlichen Arbeit. Unsere Kunst erreichte eine Blüte, wie sie vorher undenkbar war. Der eine malt Bilder oder formt Plastiken, die das Schöne verdeutlichen, der andere schreibt Bücher, die das Leben und seine Gesetze erkennen lassen, der dritte ergründet die Geheimnisse der Natur als Arzt oder als Wissenschaftler, der vierte entwikkelt Maschinen, die dem Fortschritt dienen. Und sie alle lernen und erweitern ihre Kenntnisse oder eignen sich die erforderliche Erfahrung, soweit der Ehrendienst dazu nicht ausreicht, in freiwilliger Arbeit an, was nicht als Last empfunden wird. Und weil keiner gezwungen wird, weil jeder sich dem widmen kann, was ihm Freude macht, weil er Zeit findet, seine Arbeit ausreifen zu lassen, deshalb erzielen wir Ergebnisse, die
unser Leben ungemein bereichern!«
»Und wer nichts tut?« fragte Stafford gespannt. Er dachte
an die Drohnen in seiner Heimat, die reichen übersättigten
Müßiggänger.
»Der kommt ins Krankenhaus!«
Stafford war überrascht. Verbarg sich hinter dem Wort
Krankenhaus eine Erziehungsanstalt?
»Wer nichts tut, ist krank«, sagte Ursu mit verblüffender
Selbstverständlichkeit. »Gesunde, die sich mit nichts beschäftigen, gibt es nicht. Im vernunftbegabten Wesen, dessen Fä
higkeiten liebevoll gepflegt werden, liegt doch der Tätigkeitsdrang. Und jeder betrachtet es als Ehre, der Gemeinschaft das
Beste….«
Kisi kehrte zurück. »Genosse Romain ist im Krankenhaus
angekommen.«
»Wie geht es ihm?« fragten mehrere Männer zugleich. Kisi hob die Schulter. »Nicht besser…«
Die Männer schwiegen.
Der Vorsitzende zog Ursu unauffällig zur Seite. Die Sonne
stand hoch am Firmament und prallte auf das Dach. Den
Männern rann der Schweiß von der Stirn. Die Titanen waren
offensichtlich wärmefester. Nicht einmal Kisi schwitzte, obwohl er nördlichen Breiten entstammte. Ursu trat wieder zu
den Männern.
»Unser Rundfunk bringt eine wichtige Mitteilung im Zusammenhang mit dem Besuch der Menschen. Wollt ihr sie hö
ren?«
Sie folgten Ursu in das Arbeitszimmer des Vorsitzenden.
Eine gläserne Wand bot einen weiten Blick über das Land, an
den anderen Wänden hingen Karten, die matt leuchteten. Sie
zeigten die Felder des Betriebes. Während der Vorsitzende
Stühle heranholte, fragte Canterville, wie viele Mitglieder die
Genossenschaft habe. Er mußte Kisi
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