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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte
Autoren: Lawrence Beesley
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müssen. Aber auch diese letzte
Warnmöglichkeit wurde nicht wahrgenommen, und das Schicksal nahm seinen Lauf.
    Wenn man nun
geneigt ist, den Funkern alle Schuld zuzuschieben, sollte man sich
vergegenwärtigen, unter welchen Bedingungen diese arbeiteten. Jack Phillips (25
Jahre alt) und sein Kollege Harald Bride (22) zählten nicht zur regulären
Schiffsbesatzung, sondern führten ein vom übrigen Bordbetrieb isoliertes Dasein
im Dienste der Marconi-Gesellschaft. Sie sollten einen Betrieb rund um die Uhr
gewährleisten und hatten ihren Dienst- und Ruheraum zwischen dem ersten und
zweiten Schornstein, relativ weit entfernt von der Kommandobrücke. Die
Telegrammwünsche der Passagiere wurden ihnen vom Zahlmeisterbüro mittels
Rohrpost angeliefert, der Kontakt zur Schiffsführung beschränkte sich meist auf
die Entgegennahme oder Abgabe von Vordrucken. Die Verhältnisse waren also wenig
geeignet, eine enge Zusammenarbeit zu fördern, und auch die Wichtigkeit von
Eismeldungen ist zu diesem Zeitpunkt nicht herausgestellt gewesen.
    Eine
Kuriosität am Rande: Der Erfinder der drahtlosen Telegraphie selbst, Herr
Guglielmo Marconi, hätte ein weiteres Opfer sein können. Er und seine Frau Bea
hätten auf Einladung der White Star Line an der Jungfernfahrt der Titanic teilnehmen
sollen, Marconi hatte aber schon vorher dringend in New York zu tun und fuhr
deshalb mit der Lusitania einige Tage früher die gleiche Strecke. Nach
der Kollision errechnete Boxhall die aktuelle Position – 41°44’ N, 50°24’ W –,
und mit ihr erschien Kapitän Smith bei den ahnungslosen Funkern, setzte sie in
Kenntnis und bat sie, sich bereit zu halten, um Hilfe herbeizuholen. Es dauerte
dann aber noch bis 15 Minuten nach Mitternacht, bis E. J. Smith definitiv
befiehlt, einen Notruf abzusetzen, denn er hatte inzwischen einen Rundgang mit
Thomas Andrews, dem Inspektions-Ingenieur der Bauwerft, durchgeführt und war
sich darüber klar, daß die Titanic sinken würde. Daher morste jetzt
Phillips: »CQD – Haben Eisberg gerammt – Position 41°46’ N, 50°14’ W – MGY«,
das Kürzel MGY war das Unterscheidungssignal der Titanic. Später wurde
auch das neue Zeichen »SOS« ausgesendet, das offiziell schon ab 1910 das »CQD«
abgelöst, aber sich noch nicht allgemein durchgesetzt hatte. Erstmalig
verwendet wurde »SOS« vom Cunarder Slavonia – einem ähnlichen Schiff wie
die Carpathia –, die sich am 11. Juli 1910 auf dem Weg von New York nach
Neapel befand und unglücklicherweise an einem Riff bei den Azoren hängenblieb.
Warum aber diese beiden unterschiedlichen Positionsangaben? Wo befand sich die Titanic eigentlich tatsächlich? Diese Frage ist insofern von Bedeutung, da es bald
genau darauf ankommen wird, wer wann wo gewesen ist. Die Bestimmung der
Position wurde nach dem normalen Mittagsbesteck am 14. April nochmals um 19.30
Uhr durch Sternenpeilung vorgenommen, um 20.00 Uhr durch Kopplung
(Berücksichtigung der Kurs- und Fahrtänderungen). Nach der Kollision wurde eine
weitere Kopplung auf der Grundlage der letzten angestellt, beim Notruf wurde
eine Nachberechnung aufgrund der astronomischen Bestimmung vorgenommen, die
genauer sein sollte und wahrscheinlich die Strömungsverhältnisse einschloß,
denn diese Position liegt östlicher als die erste. Allerdings war diese
Ausgangslage nun schon über vier Stunden alt, und inzwischen hatte die Titanic über 100 Seemeilen (180 Kilometer) zurückgelegt, hatte ein Ausweichmanöver
hinter sich und war danach noch etwas weitergefahren; alles in allem wohl eine
schwierige Aufgabe. Allgemein rechnete man auf 100 Seemeilen Distanz mit einer
Abweichung des gekoppelten Ortes vom tatsächlichen mit plus/minus 5 Seemeilen!
Wenn man die Position der Carpathia als glaubhafter annimmt (Kapitän
Rostron ahnte natürlich die folgenden Untersuchungen und gab sich bestimmt alle
Mühe, seine Position so genau wie möglich zu bestimmen), dann traf diese auf
die Rettungsboote der Titanic etwa 16 Seemeilen südöstlicher, als es der
Positionsangabe des inzwischen gesunkenen Passagierschiffes entsprochen hätte.
Aber auch hier liegen wieder vier Stunden zwischen Bestimmung und
Zusammentreffen, und die Abdrift durch Strömungen und die Eigenbewegungen der
Boote sind zu berücksichtigen. Es blieben also lange Zeit mehr Fragen als
Antworten. Aber vielleicht hilft der Fundort des Wracks weiter, weil 1985 mit
modernsten Vermessungsmethoden gearbeitet wurde.
    Laut Ballard
befindet sich die Hecksektion der Titanic, von
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