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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8
Autoren: Heyne SF Classics
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Gesichtsausdruck urteilen kann – vielleicht kann man das nicht, denn es ist ja nicht menschlich –, war es ziemlich ärgerlich, als es erfror. Vielleicht verspürte es aber auch einen verrückten, unmenschlichen Haß, wer weiß? Wie zum Teufel können die Jungs über dieses Untier reden? Sie haben diese drei roten Augen nicht gesehen, und dieses blaue Haar, das aussieht, als bestände es aus Würmern. Vielleicht schlängeln diese Würmer immer noch im Eis umher?
    Nichts, was sich je auf der Oberfläche der Erde bewegte, hatte diesen unglaublichen Ausdruck wilder Zerstörungswut in sich getragen, den man auch jetzt noch sieht, nach zwanzig Millionen Jahren im Eis. Dieses Ding trägt lauernden Irrsinn in sich.
    Verdammt, seitdem ich in diese drei roten Augen geblickt habe, habe ich Träume, Alpträume. Ich träume davon, daß dieses Ding auftaut und wieder zum Leben erwacht, daß es nicht ganz tot war, oder noch nicht einmal ganz bewußtlos während dieser zwanzig Millionen Jahre, daß es nur langsamer lebte und wartete, immer nur wartete. Und ihr werdet auch träumen, während das Eis von diesem Ding, das die Erde nicht haben wollte, heute nacht abtaut, Tropfen um Tropfen.
    Connant«, Norris deutete auf den Strahlungsspezialisten, »du hast heute Wache, dir wird es sicher Spaß machen, die ganze Nacht neben diesem Ding zu sitzen. Alles ist ruhig, nur der Wind pfeift über den Dächern, und es tröpfelt…« Er hielt einen Moment lang inne und sah sich um.
    »Ich weiß, das, was ich sage, ist nicht wissenschaftlich. Aber es betrifft die Psychologie. Während des nächsten Jahres werdet ihr alle unter Alpträumen leiden. Ich habe sie jede Nacht, seitdem ich dieses Ding sehe. Deshalb hasse ich es – ja, ich hasse es –, und deshalb will ich es nicht hier im Lager haben. Bringt es dahin zurück, wo ihr es gefunden habt, und laßt es für die nächsten zwanzig Millionen Jahre im Eis. In meinem Alptraum war dieses Ding nicht menschenähnlich – und das ist ja offensichtlich –, sondern konnte seine Körperzellen wirklich kontrollieren, seine Form verändern, wie ein Mensch aussehen. Und wartete nur darauf, wieder töten und fressen zu können…
    Ich weiß, daß meine Argumente nicht logisch begründet sind. Aber irdische Logik läßt sich auf dieses Ding nicht anwenden. Vielleicht hat es eine fremde Biochemie, und die Keime, die es trägt, vielleicht auch. Aber was ist mit den Viren, mit enzymischen Molekülen? Die brauchen nur ein Protein-Molekül, um mit ihrer Vernichtungsarbeit beginnen zu können.
    Und wie können wir sicher sein, daß von den Millionen verschiedenen Keimen, die es tragen kann, kein einziger gefährlich ist? Was ist mit dem Hydrophobie-Erreger, der alle warmblütigen Lebewesen befällt, egal, wie ihre Biochemie aussieht? Und mit der Kaninchenseuche? Bist du ein Kaninchen, Blair? Trotzdem kannst du von ihr befallen werden. Tollwut, Brand, und was es sonst noch gibt – diese Erreger sind gar nicht wählerisch, wenn es um Biochemie geht!«
    Blair schaute auf und erkannte für einen Moment Zorn in Norris’ grauen Augen. »Das einzige, was du gesagt hast, ist, daß dieses Ding dir Alpträume bereitet, und das glaube ich dir auch gern.« Der kleine Mann lächelte süffisant und etwas boshaft. »Ich hatte auch Alpträume. Also infiziert das Ding unsere Träume. Ohne Zweifel eine ungeheuer gefährliche Krankheit.
    Was deine anderen Ausführungen betrifft, so hast du ein völlig falsches Verständnis von Viren. Erstens ist bislang nicht nachgewiesen, daß die Enzym-Molekül-Theorie – und sie allein – uns ein Verständnis von ihnen ermöglicht. Zweitens laß es mich bitte wissen, wenn du an der Tabak- oder Weizen-Fäule erkrankst. Das Getreide ist uns biologisch gesehen nämlich immer noch näher verwandt als dieses Ding aus einer anderen Welt.
    Und Tollwut ist streng begrenzt. Eine Weizenpflanze oder ein Fisch kann daran nicht erkranken und die Krankheit auch nicht übertragen. Und auch ein Fisch ist biologisch gesehen ein enger Verwandter von uns, im Gegensatz dazu, Norris.« Blair deutete freundlich auf die Plastikfolie auf dem Tisch.
    »Nun, dann tau dieses verdammte Ding wenigstens in einer Badewanne voll Formalin auf, wenn du es schon auftauen mußt. Das habe ich ja bereits vorgeschlagen…«
    »Und ich habe schon gesagt, daß das sinnlos wäre. Da kann man keine Kompromisse schließen. Warum seid ihr, du und Kommandant Garry, hierher gekommen, um den Magnetismus zu studieren? Warum seid ihr
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