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TITAN 8

TITAN 8

Titel: TITAN 8
Autoren: Heyne SF Classics
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daß Blair dieses Ding untersuchen möchte. Er will das Eis schmelzen und dem Wesen dann mit dem Skalpell Gewebeschichten entnehmen, und so weiter. Norris glaubt nicht, daß das ungefährlich ist, im Gegensatz zu Blair. Dr. Copper stimmt ziemlich mit Blair überein. Natürlich ist Norris Physiker und nicht Biologe. Aber er hat ein Argument, und ich glaube, daß wir alle uns das anhören sollten. Blair hat schon oft über die mikroskopischen Lebensformen gesprochen, die die Biologen sogar an diesem kalten und ungastlichen Ort finden. Jeden Winter frieren sie ein, um im Sommer – wenn auch nur für drei Monate – wieder aufzutauen und weiterzuleben.
    Gerade darauf bezieht sich Norris. Sie tauen auf – und leben weiter. Wir müssen annehmen, daß diesem Geschöpf mikroskopisch kleine Lebensformen anhaften, wie jedem anderen Lebewesen, das wir kennen. Und Norris hat Angst davor, daß wir eine Seuche heraufbeschwören könnten, ausgelöst durch einen Bazillus, der auf der Erde unbekannt ist, wenn wir diese mikroskopisch kleinen Bakterien oder Sporen oder Erreger, die seit zwanzig Millionen Jahren eingefroren sind, wieder auftauen.
    Blair gesteht ein, daß diese Lebensspuren noch nicht abgestorben sein müssen. In gefrorenem Zustand kann einzelliges Leben, unorganisiert wie es ist, viele Jahrtausende überdauern. Das Biest selbst ist so tot wie die gefrorenen Mammuts, die man in Sibirien findet. Höher entwickelte, organisierte Lebensformen können solch eine Behandlung nicht überstehen.
    Aber diese mikroskopisch kleinen Lebensformen könnten es. Norris befürchtet, daß sie eine Krankheit auslösen könnten, der die Menschheit völlig hilflos und wehrlos gegenübersteht, da sie noch nie auf sie gestoßen und folglich keine Abwehrmechanismen entwickeln konnte.
    Blair meint zwar, daß es noch lebende Keime geben könnte, aber Norris habe unrecht, da sie mit der menschlichen Biochemie nichts anfangen könnten. Wir sind wahrscheinlich immun dage…«
    »Wahrscheinlich!« Der Kopf des kleinen Biologen zuckte in einer schnellen, vogelähnlichen Bewegung hoch. Der Halo des grauen Haares auf seinem kahlen Schädel schien sich ärgerlich zu kräuseln. »He, ein Blick…«
    »Ich weiß«, gestand McReady ein. »Dieses Ding ist nicht irdischen Ursprungs. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß seine Biochemie der unsrigen so ähnlich ist, daß eine gegenseitige Infektion möglich erscheint. Ich würde sagen, daß das Auftauen keine Gefahr in sich birgt.«
    McReady schaute Dr. Copper an. Der Physiker schüttelte langsam den Kopf. »Überhaupt keine«, bestätigte er zuversichtlich. »Ein Mensch kann nicht mal von Keimen infiziert werden, die so nahe Verwandte wie Schlangen befallen. Und das versichere ich«, sagte er mit ärgerlich verzogenem Gesicht, »Schlangen stehen uns biologisch viel näher als – dieses Ding dort.«
     
    Vance Norris schob sich ärgerlich nach vorne. Unter diesen großgewachsenen Männern wirkte er verhältnismäßig klein, obwohl er einen Meter und siebzig maß, und sein gedrungener, kräftiger Körperbau ließ ihn noch kleiner erscheinen. Sein schwarzes Haar war dicht und hart, wie kurze Stahlwolle, und seine Augen hatten die graue Farbe gebrochenen Stahls. Wenn McReady aus Bronze zu bestehen schien, so bestand Norris ganz aus Stahl. Seine Bewegungen, Gedanken, ja sein ganzes Benehmen erinnerten an eine lebendig gewordene Stahlfeder. Auch seine Nerven waren stahlhart, seine Reaktionen blitzschnell. Seine Meinung stand fest, und er verteidigte sie mit dem für ihn charakteristischen schnellen, abgehackten Wortfluß.
    »Zum Teufel mit der unterschiedlichen Chemie. Dieses Ding mag tot sein oder, bei Gott, auch nicht – aber ich mag es nicht. Verdammt noch mal, Blair, laß die Männer mal das Monstrum sehen, mit dem du da rumspielst. Laß es sie sehen, und dann sollen sie selbst entscheiden, ob es hier im Lager aufgetaut werden soll oder nicht. Und wenn es aufgetaut werden soll, muß das in einer Baracke geschehen. Und wer soll heute abend den Aufpasser darauf spielen? Irgendwer muß es tun. Magnetisch, o ja, Connant. Kosmische Strahlen. Na, willst du etwa bei dieser zwanzig Millionen Jahre alten Mumie sitzen?
    Nimm die Plastikfolie weg, Blair. Wie zum Teufel wollt ihr wissen, worüber ihr redet, wenn ihr es nicht sehen könnt? Vielleicht hat es eine unterschiedliche Biochemie. Ich weiß nicht, was es sonst noch hat, aber etwas weiß ich ganz bestimmt: Ich will es nicht hier haben. Wenn man nach seinem
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