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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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der Frau war wieder nach vorne gefallen, und der Wind wehte durch ihr zottiges Haar. Sie lehnte sich schwer ins Geschirr, und der Pflug fing wieder an, sich durch den steinigen Boden zu arbeiten. Natürlich war da jetzt niemand, der ihn gelenkt hätte.
    »Boß«, sagte Hazleton in sein Kehlkopfmikrofon, »hören Sie zu?«
    »Ich höre zu.«
    »Ich glaube nicht, daß ich diesen Leuten ihren Planeten wegnehmen will.«
    Amalfi gab keine Antwort; er wußte ganz genau, daß es keine gab. Die Okie-Stadt würde nie wieder aufsteigen. Dieser Planet war jetzt ihr Zuhause. Es gab keinen anderen Ort für sie.
    Langsam verhallte die Stimme der Frau, die beim Pflügen monoton vor sich hinsang, hinter ihnen. Ihr Lied summte eintönig von verhungernden Kindern, die man nicht sah: ein Schlaflied. Hazleton und Amalfi waren aus dem Himmel gefallen, um ihr alles zu rauben, nur den steinigen und jetzt unfruchtbaren Boden nicht. Amalfi hoffte, ihr etwas viel Wertvolleres zurückgeben zu können.
    Der Spindizzy war es natürlich gewesen, der die Städte der Erde – und später auch vielen anderen Planeten – abtrünnig gemacht und sie in den Weltraum getrieben hatte. Und zwei andere gesellschaftliche Faktoren hatten zu der Nomadenkultur der Okies geführt, einer Kultur, die mehr als dreitausend Jahre Bestand gehabt hatte und deren völlige Auflösung vermutlich weitere fünfhundert Jahre dauern würde. Einer dieser Faktoren war die persönliche Unsterblichkeit. Der Sieg über den sogenannten ›natürlichen‹ Tod war praktisch bereits errungen, als die Techniker auf der Jupiter-Brücke das Spindizzy-Prinzip bestätigt hatten – und die beiden ergänzten sich vollkommen. Trotz der Tatsache, daß der Spindizzy ein Schiff – oder eine Stadt – mit um ein Vielfaches höheren Geschwindigkeiten als der des Lichtes antreiben konnte, beanspruchte der interstellare Flug immer noch meßbare Zeit. Und die endlose Weite der Galaxis führte dazu, daß lange Flüge, selbst bei Höchstleistung der Spindizzies, manchmal ein ganzes Leben in Anspruch nahmen.
    Aber als der Tod dann den antiathapischen Drogen unterlag, gab es so etwas wie ›Lebenszeit‹ im alten Sinne nicht mehr. Der andere Faktor war ein wirtschaftlicher: der Siegeszug des Metalls Germanium als Basis der modernen Elektronik. Schon lange vor der Entwicklung brauchbarer Tiefraumschiffe hatte das Metall auf der Erde einen phantastischen Wert bekommen. Die Öffnung der interstellaren Grenzen brachte seinen Preis auf ein vernünftiges Niveau herunter, und langsam entwickelte sich Germanium zur finanziellen Basis des Weltraumhandels. Die Deckung des Geldes mit Leiter-Metallen, deren Wert stets im wesentlichen von politischen Faktoren abhing, gehörte bald der Vergangenheit an; die Fiktion, daß Silber ein wertvolles Metall war, ließ sich einfach nicht mehr aufrechterhalten, wo es doch auf praktisch jedem neuentdeckten erdähnlichen Planeten in riesigen Mengen im Felsgestein herumlag und ohne Mühe abgebaut werden konnte. Der Halbleiter Germanium wurde im Reich der Sternenmenschen zum Geldstandard.
    Und nach dreitausend Jahren vereinten sich die persönliche Unsterblichkeit und der Germaniumstandard, um die Okies zu vernichten.
    Man hatte stets absehen können, daß auch der Germaniumstandard nicht von ewiger Dauer sein würde. Einst mußte die Zeit kommen, wo man das Metall auf billigem Wege synthetisch herstellen konnte oder man eine noch vielseitigere Substanz fand, oder wenn es irgendeinem Handelszentrum gelang, nennenswerte Beträge des in Umlauf befindlichen Geldes unter seine Kontrolle zu bringen. Es war nicht einmal nötig, genau vorherzusagen, wie die Krise eintreten würde, um prophezeien zu können, welche Folgen sie auf die Wirtschaft der Galaxis haben würde. Wäre sie etwas eher eingetreten, ehe die Volkswirtschaften Tausender von Sternsystemen sich dem Standard angeschlossen hatten, wären die Auswirkungen wahrscheinlich nur kurzfristiger Natur gewesen.
    Aber als der Germaniumstandard schließlich zusammenbrach, entzog er den Okies ihre Basis. – Und die nächste Währung basierte auf dem Wertvollsten, was die Galaxis kannte: den antiathapischen Drogen, die den Tod besiegt hatten.
    Als Leitwährung waren sie ideal geeignet und erfüllten alle Voraussetzungen, die man von einer Währung erwartete. Man konnte sie fast unendlich verdünnen und daher auch kleine Beträge darstellen; man hatte sie noch nie synthetisch hergestellt, und Fälschungen ließen sich mit einfachen
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