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Titan 08

Titan 08

Titel: Titan 08
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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konnten es nicht erreichen. Durch die schmale Öffnung konnten wir hineinsehen und erkannten, daß sich nur Metall und Werkzeuge dort befanden, also beschlossen wir, das Eis mit einer Bombe zu lockern.
    Wir hatten zwei Arten von Sprengstoff: Decanit und Thermit. Thermit erweicht das Eis nur, während Decanit wertvolle Dinge hätte zerstören können. Dr. Copper, Norris und ich brachten eine Fünfundzwanzig-Pfund-Thermit-Bombe an, versahen sie mit dem Zündungsdraht und zogen ihn durch den Tunnel zur Oberfläche. Neunzig Meter hinter dem Felswall zündeten wir die Bombe.
    Natürlich fing die Magnesiumhülle des Raumschiffs augenblicklich Feuer. Die Bombe blitzte auf und verlosch wieder, dann flackerte erneut Licht auf. Von unserem Standpunkt aus konnten wir erkennen, daß das ganze Eisfeld von innen heraus in unerträglichem Licht aufloderte. Gegen Norden, wo die Dämmerung heraufkroch, war der Schatten des Schiffs als großer, schwarzer Kegel zu erkennen. Für einen Moment konnten wir drei weitere Schatten in der Glut ausmachen, die wir für – Passagiere des Schiffes hielten. Dann stürzte das Eis herab und begrub das Schiff.
    Deshalb habe ich euch den Ort genau beschrieben. Der Wind vom Pol fegte gegen unsere Rücken. Dampf und Wasserstoff-Flammen wurden augenblicklich in weiße Eisnebel verwandelt, die Gluthitze unter dem Eis wurde zum antarktischen Ozean weggedrückt, bevor sie uns erreichen konnte. Denn sonst wären wir jetzt nicht hier, trotz des Schutzes der Felswände, die das Licht zurückwarfen.
    In dem blendenden Inferno hatten wir große unregelmäßige Klumpen ausmachen können, die geradezu wie schwarze Glühbirnen leuchteten, weil sie gegen das weißglühend brennende Magnesium stark kontrastierten. Maschinen, nehmen wir an. Geheimnisse, die der Menschheit den Weg zu den Planeten und den Sternen hätten erschließen können. Sie verschwanden im Glorienschein der tosenden Gewalten; der Antrieb, der das Schiff offenbar schwerelos hatte machen können und durch ein Versagen vom Magnetfeld der Erde vor Millionen Jahren bezwungen wurde. Ich sah, wie sich Norris’ Mund bewegte, und duckte mich. Hören konnte ich ihn nicht.
    Irgend etwas – vielleicht eine Isolierung – gab nach. Die gesamten Energien des Erdfeldes, mit der sich die Aggregate seit zwanzig Millionen Jahren vollgesogen hatten, wurden entfesselt. Die Morgenröte des Himmels über uns schien entfacht, und das gesamte Plateau erstrahlte in kaltem Feuer, das uns die Sicht nahm. Die Eishacke in meiner Hand glühte plötzlich rot und zischte auf dem Eis, als ich sie wegwarf. Die Metallknöpfe meiner Kleidung brannten sich in den Stoff hinein. Und ein blauer Blitz zuckte von jenseits der Steinwälle hervor.
    Dann stürzten die Eiswände herab. Einen Augenblick lang kreischte es, als würde trockenes Eis zwischen Metall zerrieben.
    Wir waren geblendet und taumelten stundenlang durch Finsternis, bis wir unser Augenlicht wiedererlangten. Die Überreste der Kabelrollen waren meilenweit verstreut worden, ebenso der Dynamo, das Radio, die Kopfhörer und Lautsprecher. Hätten wir nicht den Dampftraktor gehabt, wären wir nie bis zum Lager II gekommen.
    Wie ihr wißt, flog Van Wall bei Sonnenaufgang von Big Magnet herüber. Wir sind so schnell wie möglich zurückgekehrt. Tja, das ist die Geschichte – davon.« McReadys großer bronzebärtiger Kopf deutete auf das Ding auf dem Tisch.
     
     
2
     
    Ungeduldig starrte Blair vor sich hin, seine kleinen knochigen Finger zuckten unter dem grellen Licht. Kleine braune Sommersprossen auf seinen Knöcheln glitten vor und zurück, als sich die Gelenkkapseln verschoben. Er zog etwas von der Folie beiseite und blickte das dunkle, vom Eis umschlossene Etwas an.
    McReadys großgewachsener Körper streckte sich etwas. Mit dem holpernden, schnarrenden Dampftraktor hatte er heute sechzig Kilometer zurückgelegt, von der Station Big Magnet bis hierher. Sogar seine sonst so unerschütterliche Ruhe war von der Begierde verdrängt worden, wieder mit Menschen zusammen zu sein. Dort draußen im Lager II war es einsam und ruhig, nur der Sturm, der vom Pol her kam, heulte wie eine Wolfsmeute. Sogar im Schlaf hörte er das wolfsähnliche Heulen und Dröhnen des Sturms – und sah das böse, unbeschreibliche Gesicht des Monsters, das ihn durch das klare, blaue Eis mit leeren Augen anstarrte, mit dem vom Eispickel gespaltenen Schädel, so wie er es zuerst gesehen hatte.
    Der hünenhafte Meteorologe sprach weiter. »Das Problem
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