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Titan 08

Titan 08

Titel: Titan 08
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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unsere Zeit verschwendet und uns von wichtigen interplanetarischen Geschäften abgehalten.«
    »Das ist ein interplanetarisches Geschäft«, schluchzte K’mell. Sie ließ ihre Hand von Jestocosts Schulter gleiten, wo sie all die Zeit geruht hatte. Der Kontakt zwischen den beiden Körpern wurde gelöst, und mit ihm auch die telepathische Verbindung.
    »Wir sollten darüber urteilen«, sagte Lord Issan.
    »Du hättest dafür bestraft werden können«, sagte Lady Johanna.
    Der Lord Jestocost sagte nichts, aber in seinen Augen glomm ein glückliches Lächeln. Wenn der E-telekeli wirklich nur halb so fähig war, wie es den Anschein hatte, besaßen die Untermenschen nun eine Liste von Kontrollpunkten und Fluchtwegen, die es ihnen erleichterte, sich den launischen Schuldsprüchen zu einem schmerzlosen Tod zu entziehen, die die menschlichen Behörden so häufig fällten.
     
     
5
     
    Diese Nacht hörte man in allen Korridoren Gesang.
    Untermenschen waren glücklich, ohne einen sichtbaren Grund dafür zu haben.
    Am selben Abend tanzte K’mell mit ihrem Kunden, der von außerweltlichen Stationen gekommen war, den Tanz einer wilden Katze. Als sie nach Hause kam und sich schlafen legte, kniete sie vor dem Bild ihres Vaters K’mackintosh nieder und dankte dem Etelekeli für das, was Jestocost vollbracht hatte.
    Aber die Geschichte wurde ein paar Generationen später bekannt, als Jestocost schon als Wohltäter der Untermenschen gefeiert wurde und die Behörden, die noch immer nichts von E-telekeli ahnten, die gewählten Vertreter der Untermenschen als Unterhändler bei den Gesprächen über bessere Lebensbedingungen anerkannten; zu dieser Zeit war K’mell schon lange tot.
    Aber zuvor hatte sie ein langes schönes Leben gehabt.
    Als sie zu alt wurde, um noch als Girly-Girl tätig zu sein, wurde sie Küchenchefin. Ihr Essen war berühmt. Jestocost besuchte sie einmal. Als sie zu Ende gespeist hatten, hatte er gefragt: »Die Untermenschen haben ein lustiges Gedicht. Kein Mensch außer mir kennt es.«
    »Ich interessiere mich nicht für Gedichte«, antwortete sie.
    »Es heißt ›Das, was sie tat‹.«
    K’mell errötete bis zu ihrem füllig gewordenen Busen. Im mittleren Alter war sie ein wenig in die Breite gegangen. Daran war ihr Restaurant nicht ganz unschuldig.
    »Oh, das Gedicht. Ja, es ist lustig.«
    »Es besagt, daß du einen Menschen geliebt hast.«
    »Nein«, antwortete sie, »das stimmt nicht.« Ihre grünen Augen, so schön wie früher, sahen tief in die seinen. Jestocost fühlte sich ungemütlich. Dies wurde wieder ziemlich persönlich. Er mochte politische Verbindungen, aber persönliche waren ihm ein Greuel.
    Als die Lichter im Zimmer verlöschten und ihre Katzenaugen ihn anblickten, sah sie wieder aus wie das magische feuerhaarige Mädchen, das sie einmal gewesen war.
    »Ich habe mich nicht verliebt. So kann man das nicht sagen…«
    Ihr Herz schrie: Dich habe ich geliebt, dich, dich, dich!
    »Aber das Lied besagt«, bestand Jestocost, »daß es ein Hominide war. Es war doch nicht dieser Prins van de Schemering?«
    »Wer?« fragte K’mell ruhig, aber ihre Gefühle riefen: Liebster, wirst du denn nie, nie verstehn?
    »Dieser starke Mann.«
    »Ach, der. Ich habe ihn ganz vergessen.«
    Jestocost erhob sich. »Du hast ein gutes Leben gehabt, K’mell. Du bist Bürgerin gewesen, Komiteemitglied, eine berühmte Frau. Weißt du eigentlich noch, wie viele Kinder du hast?«
    »Dreiundsiebzig«, fuhr sie ihn an. »Nur weil sie sich vervielfältigen, heißt das noch lange nicht, daß wir sie nicht alle kennen.«
    Seine gute Laune verließ ihn. Sein Gesicht war ernst, aber seine Stimme blieb freundlich. »Ich wollte dich nicht verletzen, K’mell.«
    Er hat nie erfahren, daß, als er gegangen war, sie in die Küche lief und dort lange weinte. Es war Jestocost gewesen, den sie vergeblich geliebt hatte, seitdem sie sich begegnet waren, vor vielen langen Jahren.
    Noch nach ihrem Tod – sie starb im Alter von fünf mal zwanzig und drei Jahren – sah er sie in den Gängen und Schächten von Erdhafen. Viele ihrer Ur-Urenkelinnen sahen aus wie sie, und manche von ihnen hatten großen Erfolg in ihrem Beruf – als Girly-Girls.
    Sie waren keine Halbsklaven mehr. Sie waren Bürger (unteren Ranges) und besaßen Lichtbildausweise, die ihren Besitz, ihre Identität und ihre Rechte schützten. Jestocost war ihrer aller Pate; oftmals war er peinlich berührt und verlegen, als die begehrenswertesten Geschöpfe des Universums ihm
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