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Titan 08

Titan 08

Titel: Titan 08
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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unter dem Versammlungssaal erbaut und ihm annähernd die Form einer alten Glocke gegeben. Der Versammlungstisch der Herren der Instrumentalität hatte in der Mitte ein Loch, so daß die Lords auf die Glocke blicken konnten, wann immer einer von ihnen manuell oder telepathisch eine Situation einspeiste. Die darunterliegende, unter dem Fußboden verborgene Datenbank war die zentrale Schlüsselstelle des gesamten Systems. An rund dreißig Orten auf der Erde gab es Duplikate von ihr. Zwei Duplikate waren im interstellaren Raum verborgen, eins davon neben dem neunzig Millionen Meilen langen, goldfarbenen Schiff, das vom Krieg gegen Raumsog übriggeblieben war, und das andere als Asteroid getarnt.
    Die meisten Lords befanden sich auf anderen Welten, um den Geschäften der Instrumentalität nachzukommen. Außer Jestocost waren nur drei von ihnen anwesend – die Lady Johanna Gnade, der Lord Issan Olascoaga und der Lord William Nicht-von-hier. (Die Nichtvon-hiers waren eine mächtige Norstrilianische Familie, die vor vielen Generationen wieder zur Erde zurückgezogen war.) Der Etelekeli setzte Jestocost die Grundzüge seines Planes auseinander.
    Er sollte K’mell aufgrund einer Vorladung hereinschleusen.
    Die Vorladung betraf ein sehr schweres Vergehen.
    Sie sollten ihren summarischen Tod durch den automatischen Rechtsspruch vermeiden, falls die Übertragung nicht funktionierte.
    K’mell würde in der Kammer in eine partielle Trance fallen.
    Er sollte dann all das, was E-telekeli wissen wollte, in die Glocke projizieren. Ein einziger Impuls würde genügen. E-telekeli würde den Impuls aufnehmen und sich auch darum kümmern, die anderen Herren der Instrumentalität abzulenken.
    Theoretisch sah der Plan simpel aus.
    Die Komplikationen kamen bei der Durchführung.
    Der Plan schien unausgereift, aber Jestocost konnte zum jetzigen Zeitpunkt nichts daran ändern. Er begann sich selbst zu verfluchen, da er sich wegen seiner Leidenschaft für die Politik in diese Intrige hatte einspannen lassen. Es war bereits zu spät, um noch einen ehrenvollen Rückzieher zu machen; außerdem hatte er sein Wort gegeben, und desweiteren mochte er K’mell – als Geschöpf, nicht als Girly-Girl – und würde es hassen, wissen zu müssen, daß sie ihr ganzes Leben lang das Brandmal der Enttäuschung mit sich tragen müßte. Er wußte, wie sehr die Untermenschen ihre Identität und ihr Status plagten.
    Mit schwermütigem Herz, aber entschlossenem Geist betrat er die Ratskammer. Ein Hundemädchen, eine gewöhnliche Botin, die er viele Monate lang an der Tür gesehen hatte, gab ihm das Protokoll.
    Er fragte sich, wie K’mell oder E-telekeli mit ihm in Verbindung treten würden, nachdem er die Kammer mit ihrem dichten Netz telepathischer Überwachungsgeräte erreicht hatte.
    Müde nahm er neben dem Tisch Platz…
    Und sprang fast aus seinem Stuhl.
    Die Verschwörer hatten das Protokoll selbst gefälscht, und der wichtigste Anklagepunkt war: »K’mell, Tochter von K’mackintosh, Katzenabstammung (reinrassig), Serie 1138, Geständnis vorliegend. Anklagepunkt: Verschwörung zum Export homunkulären Materials. Referenz: Planet De Prinsensmacht.«
    Die Lady Johanna Gnade hatte schon die Knöpfe für den betreffenden Planeten gedrückt. Die Menschen dort – irdischen Ursprungs – waren ungeheuer stark, hatten sich aber die größte Mühe gegeben, ihre menschliche Erscheinung aufrechtzuerhalten. Einer ihrer Führer befand sich im Moment auf der Erde. Er trug den Titel eines Prinzen des Zwielichts (Prins van de Schemering), und seine Mission war halb diplomatischer, halb handelspolitischer Bedeutung.
    Da Jestocost sich ein wenig verspätet hatte, brachte man K’mell schon in die Kammer, während er noch das Protokoll überflog.
    Lord Nicht-von-hier fragte Jestocost, ob er den Vorsitz übernehmen wolle.
    »Ich bitte Euch, Sir und Weiser«, sagte Jestocost, »mit mir zusammen den Lord Issan zu bitten, diesmal den Vorsitz zu übernehmen.«
    Die Präsidentschaft war nur eine Formalität. Jestocost konnte die Glocke und die Datenbank besser im Auge behalten, wenn er außerdem nicht noch präsidieren mußte.
    K’mell trug die Kleidung einer Gefangenen. Sie sah gut in ihr aus. Er hatte sie zuvor nie etwas anderes als die Girly-Girl-Kleider tragen sehen. In der hellblauen Gefangenentracht wirkte sie sehr jung, sehr menschlich, sehr zart und sehr ängstlich. Die Katzenabstammung zeigte sich nur in der wilden Kaskade ihres Haares und der geschmeidigen Kraft
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