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Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)

Titel: Timeless - Schatten der Vergangenheit: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Monir
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Geburt hatte Marion ihren Familiennamen verleugnet – einen Namen, der in New York ebenso legendär war wie Astor, Vanderbilt und Carnegie. Michele war diesem Beispiel stets gefolgt und hatte ihre Identität geheim gehalten – bis sie an jenem Nachmittag im Herbst in das gigantische Windsor Mansion in der Fifth Avenue gezogen war, wo sie von nun an bei ihren distanzierten Großeltern mit einer ganzen Belegschaft an Personal lebte. Die ganze Zeit über fragte sie sich, was um Himmels willen ihre Mutter dazu gebracht haben mochte, Michele bei diesen Leuten unterzubringen, vor denen sie selbst geflüchtet war.
    Sie wusste, dass ihr Vater im Zentrum des großen Zerwürfnisses gestanden hatte. Walter und Dorothy Windsor waren aufgebracht gewesen, als sich ihre Tochter und einzige Erbin in einen unbekannten Jungen aus der Bronx verliebte, und verboten ihr, diesen Henry Irving aus der Unterschicht zu heiraten. Weil sich Marion ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte, brannte sie am Abend ihres Highschool-Abschlusses mit Henry nach Los Angeles durch. Die Windsors konterten, indem sie Henry eine Million Dollar anboten, damit er Marion verließ; sie behaupteten zwar, er habe ihr Angebot ausgeschlagen, doch das hatte Marion ihren Eltern nie geglaubt – denn er verschwand tatsächlich und verließ Marion für immer, kurz bevor sie herausfand, dass sie schwanger war. Sechzehn Jahre lang hatte Michele das für die ganze Geschichte über ihren nichtsnutzigen, verschollenen Vater gehalten – bis New York ihr die Wahrheit offenbart hatte. Hier fand sie seinen Generalschlüssel, der magische Kräfte besaß, und erfuhr von seiner wahren Identität als Irving Henry … aus dem 19. Jahrhundert.
    Als Michele seinen Schlüssel zum ersten Mal in die Hand nahm, reagierte er auf sie und verwandelte sich von einem leblosen Gegenstand in einen belebten, pulsierenden Talisman, als hätte er ihre Berührung erkannt. Zu ihrer grenzenlosen Verwunderung versetzte dieser Schlüssel sie hundert Jahre in die Vergangenheit – und dort begegnete sie einem Fremden, der sie schon in ihren Träumen heimgesucht hatte, solange sie sich erinnern konnte. Philip Walker, den sie immer für ein idealisiertes Produkt ihrer Fantasie gehalten hatte, entpuppte sich als echter Junge, geboren im Jahr 1892 – mehr als ein ganzes Jahrhundert vor Micheles Geburt.
    Von dem Augenblick an, als sie ihm im Jahr 1910 auf dem Halloween-Ball der Windsors begegnet war, hatte er mit schwindelerregender Intensität ihr gesamtes Denken beherrscht. Beide fühlten sie sich in ihrer eigenen Zeit heimatlos und verloren; nur wenn sie zusammen waren, fanden sie für einen kurzen Moment eine Art Zuhause.
    Doch die hundert Jahre, die zwischen ihnen lagen, erwiesen sich als zu großes Hindernis. Noch immer war die Erinnerung an ihren herzzerreißenden Abschied schmerzhaft frisch, und jetzt, da sie ganz allein und ohne ihn im Krankenzimmer der Schule lag, erschien es ihr plötzlich unmöglich, dass er einen Weg in die Zukunft gefunden haben könnte.
    Als Michele nach New York gezogen war, hatte sie, wo sie ging und stand, nach Spuren ihrer Mutter Ausschau gehalten. Seit ihrer Reise in die Vergangenheit versuchte sie nun unablässig, alle drei in der modernen Welt wiederzufinden: ihren Vater, ihre Mutter – und Philip. Konnten ihre verzweifelten Träume bewirkt haben, dass einer von ihnen in ihrem Jahrhundert erschienen war?
    ***
    Als es zur Pause klingelte, sprang Michele von der Liege auf, versicherte der Schwester hastig, dass es ihr gut ging, und rannte zu Mr. Lewis’ Klassenzimmer zurück, um Philip vor der Tür abzufangen. Sie musste ihn berühren, um ganz sicher zu sein, dass er kein Doppelgänger war, sondern der echte, lebendige Philip Walker, den sie liebte.
    Endlich entdeckte sie ihn und blieb wie angewurzelt stehen. Er kam aus der Klasse und bog um eine Ecke, wobei er Michele den Rücken zukehrte. Sie atmete tief durch, als er innehielt, um einen Blick auf seinen Stundenplan zu werfen. Mit einer nervösen Geste, an die sie sich so gut erinnerte, fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.
    »Philip.« Das Wort kam über ihre Lippen wie ein gehauchtes Gebet. Obwohl sie einige Schritte von ihm ent fernt stand, hatte er sie gehört. Michele hielt den Atem an, als er sich langsam zu ihr umdrehte, seine blauen Augen weiteten sich, als er sie sah. Aber er sagte nichts. Röte kroch in seine Wangen.
    Micheles Gedanken rasten wild durcheinander. Ir gend etwas stimmte nicht. Das hier war
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