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Timeless: Roman (German Edition)

Timeless: Roman (German Edition)

Titel: Timeless: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Monir
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und Carepakete für die Soldaten gepackt. Wir haben deinen Brief und dein Geschenk in das Paket für Charles getan.«
    »Unser Sohn wird bald gesund heimkommen«, bemerkte Sam zuversichtlich. Er blickte zu Stella hoch. »Und Jack ebenfalls.«
    Die Sirene erklang erneut, und Michele hielt sich die Ohren zu, denn es war ein grauenhaftes Geräusch. Als die anderen nach ihren Kerzen griffen, bereit, den Bunker zu verlassen, schloss Michele die Augen und versetzte sich in Gedanken ins Jahr 2010. Still bat sie die Zeit, sie heimzuschicken.
    Und dann fand sie sich plötzlich auf dem Rasen von Windsor Mansion wieder, wo einst der Luftschutzbunker gestanden hatte. Michele fröstelte in der kühlen Nachtluft und eilte zur Haustür. Doch als sie den Knauf drehte, entdeckte sie zu ihrem Entsetzen, dass der Ring an ihrem Finger fehlte – Philips Ring. Vermutlich war er ihr vom Finger geglitten, als sie zu dem Bunker gerannt waren. Verzweifelt blickte Michele auf ihre nackte Hand. Wie konnte sie nur etwas so Wichtiges verlieren?
    Am nächsten Morgen riss ein Angstschrei Michele aus dem Schlaf. Voller Schreck sprang sie aus dem Bett und begriff, dass sie gar nicht in ihrem, sondern in Stellas Schlafzimmer war. Michele raste zum Kalender auf dem Schreibtisch und sah: 7. Juni 1944. Einen Augenblick lang stand sie wie angewurzelt da. Noch nie zuvor war sie im Schlaf auf Zeitreise gegangen. Was war geschehen?
    Der Schrei verwandelte sich in markerschütterndes Geheul. Michele rannte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, und sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass nichts Schlimmes passiert war. Doch Stella kauerte wie ein Häufchen Elend am Boden und rief unter Tränen immer wieder Jacks Namen. In der Tür stand ein Offizier. Sein Gesicht war aschfahl. Clara, Sam und Lily hatten sich um Stella geschart, das Gesicht von Kummer gezeichnet, als sie versuchten, sie zu trösten. Hinter ihnen stand der kleine Walter im Pyjama, mit steinernem Gesicht. Er zitterte.
    Michele beobachtete die Szene voller Entsetzen. Stella ließ das Telegramm zu Boden gleiten, und Michele las den vernichtenden ersten Satz: Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Private Rosen im Kampf gefallen ist.
    Plötzlich war Michele so wütend wie noch nie in ihrem Leben. Welchen Sinn hatte es zu lieben, wenn einem die Menschen, die man liebte, genommen wurden? Wenn der Tod oder die Zeit ständig lauerten und irgendwann zuschlugen, warum gab es dann überhaupt die Liebe?
    Sie schloss die Augen und sah Marion und Philip vor sich. Warum müssen wir so viel Zeit unseres Lebens damit verbringen, Menschen zu vermissen, statt mit ihnen zusammen zu sein? , fragte sich Michele. Als sie auf Stella zuging und sie umarmte, hatte sie Tränen in den Augen.
    Den restlichen Tag verkroch sich die Familie Windsor zusammen mit Stella im Wohnzimmer. Michele saß neben ihr auf der Couch und hielt fürsorglich ihre Hand. Clara saß auf der anderen Seite und strich ihrer Tochter übers Haar. Lily saß im Schaukelstuhl neben der Couch und hielt Walter auf dem Schoß. Stella war unfähig etwas zu sagen, aber die anderen sprachen voller Stolz von Jack. Es herrschte große Aufregung, denn es war ein Telegramm von Präsident Roosevelt persönlich eingetroffen, in dem mitgeteilt wurde, dass Jack am Tag zuvor in der Normandie beim Kampf gegen die Nazis gefallen sei. Der Präsident würde Jack posthum die Tapferkeitsmedaille verleihen.
    Sam las laut Zeitungsartikel vor, in denen der Erfolg am Tag X hochgelobt und festgestellt wurde, dass dies der Anfang vom Ende für das Naziregime bedeutete. »Stella, dein Verlobter ist für sein Vaterland gestorben, und seine Mission war ein Erfolg«, sagte Sam ernst. »Es gibt keine edlere Art des Abschieds von dieser Welt.«
    Stella nickte leicht, stand jedoch noch immer völlig unter Schock. Plötzlich war aus der Ferne der Lärm einer Parade zu hören: Trompeten erklangen, Menschen schrien durcheinander und stießen Pfiffe aus, Füße stampften. Michele sah Stella besorgt an. Als die Parade auf ihrem Weg durch die Fifth Avenue näher kam, wurde die Musik lauter. Man vernahm folgenden Text:
    Ihr dort jenseits der Meere,
    Schickt die Botschaft über die Meere,
    dass die Yankees im Anmarsch sind allemal,
    die Trommeln trommeln überall …
    Stella erhob sich langsam und begab sich zum vorderen Balkon, die anderen folgten ihr. Sie stand am Geländer und sah schweigend zu. Als sich die Parade Windsor Mansion näherte, wo die Flagge der Vereinigten Staaten die
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