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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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Problem damit, dass ich auf Jungs stehe. Außerhalb meiner Familie hatte ich aber niemanden, mit dem ich reden konnte. Deshalb fühlte ich mich oft einsam und unglücklich.
    Ich erzählte meinen Eltern von meinen Befürchtungen im Bezug auf das Camp, aber sie überzeugten mich schließlich davon, dass ich mit den anderen Jungs keine Probleme haben würde. Natürlich hatten sie auch dieses Mal recht. Ich bezweifle aber, dass sie die Möglichkeit in Betracht gezogen hatten, dass ich mich dort Hals über Kopf verlieben würde. Nicht in einen der Camper, sondern in meinen Betreuer Charlie. Dass er sechs Jahre älter war als ich, störte mich nicht im geringsten. Und so, wie er mich ansah, hatte ich die Hoffnung, dass es ihm ähnlich ging wie mir. Vielleicht war es nur meine Einbildung, aber ich musste auf mich aufmerksam machen. Ich hatte ein Projekt für diese zwei Wochen im Camp White Elk . Und das hieß Charlie.

    Ich machte mich sofort an die Arbeit. Beim Umziehen vor dem Schwimmen sorgte ich dafür, dass er alles von mir zu sehen bekam, was ihn eventuell interessieren könnte. Beim Toben im See war ich immer in seiner Nähe. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er gemerkt hat, dass das Grabschen nach seinem besten Stück kein Unfall war. Aber ich bezweifle, dass er wusste, dass ich das war.
    Am Abend setzte er sich bei jedem unserer Gruppe aufs Bett, um uns besser kennenzulernen und ein bisschen zu reden. Das fand ich wirklich klasse von ihm und zeigte mir, dass er sich wirklich für uns interessierte und das Camp für ihn nicht nur leicht verdientes Geld war. Die Zeit, die ich warten musste, bis er an meinem Bett ankam, war eine Quälerei. Die Minuten kamen mir länger vor als die Stunden, die wir auf dem Weg zum Camp im Auto verbrachten. Ich überlegte lange, was ich ihm sagen sollte, kratzte dann aber all meinen Mut zusammen, um ihm direkter zu sagen, dass ich mich für ihn interessierte.
    »Ich möchte hier gerne schwimmen und segeln. Auch das Trampolin finde ich klasse«, antwortete ich ihm auf die Frage, was ich im Camp machen wollte. »Ach ja, und ich möchte dich gerne besser kennen lernen«, fügte ich nach einer kurzen Pause mit einem dämlichen Grinsen hinzu.
    Charlie war von meiner Antwort überrascht. Damit hatte er offensichtlich nicht gerechnet, denn seine Antwort darauf war nur ein gestammeltes ›okay‹, bevor er zum nächsten Bett weiter ging.
    Es war nicht einfach, in dieser Nacht einzuschlafen. In meinen Gedanken war ich bei Charlie und stellte mir die Dinge vor, die ich gerne mit ihm anstellen würde. Ich konnte ihn mit den anderen Betreuern vor der Tür reden hören. Ich verstand zwar nicht, worüber sie sprachen, aber ich glaubte ein oder zwei mal meinen Namen zu hören, bevor ich schließlich doch irgendwann einschlief.

    Ein anderes Projekt war Hal. Er war eigentlich Tom‘s Projekt, aber er fragte mich nach dem Abendessen, ob ich ihm dabei helfen helfen würde.
    »Was hältst du von Hal?«
    »Er scheint nett zu sein. Aber ziemlich ruhig«, antwortete ich ihm.
    »Ronnie scheint mit seiner Rolle als Einzelgänger zufrieden zu sein. Bei Hal habe ich allerdings den Eindruck, dass er lieber anders wäre«, erklärte er mir.
    »Jop, den Eindruck habe ich auch«, stimmte ich ihm zu. »Er scheint unglücklich zu sein. Hast du ihn schon einmal lachen sehen?«
    Tom schüttelte mit dem Kopf. »Aber ich glaube, wir könnten ihm dabei helfen, sich zu ändern.«
    »Wie willst du das anstellen?«
    »Das weiß ich noch nicht«, seufzte Tom. »Aber Hal braucht ein bisschen Selbstbewusstsein, einen neuen Haarschnitt und ordentliche Klamotten. Er sieht total lächerlich aus. Und das sage ich nicht, um mich über ihn lustig zu machen.«
    »Meinst du, er würde da mitmachen?«, fragte ich Tom.
    »Fragen kann nicht schaden. Wenn er will, helfen wir ihm. Wenn er nicht will, auch gut. Bist du dabei?«
    »Worauf du dich verlassen kannst.«
    Wir tauschten noch ein paar andere Gedanken und Ideen aus und beschlossen, uns am nächsten Tag mit Franklin darüber zu unterhalten. Wir konnten jede Hilfe gebrauchen, die wir kriegen konnten.

Kapitel 3: Charlie
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    Am Sonntag, dem zweiten Tag, begann das normale Programm. Erwartungsgemäß war Tim entweder im Wasser, auf einem der Boote oder beim Trampolin anzutreffen. Das Camp hatte eine Reihe kleinerer Segelboote. Jedes Boot war knapp fünf Meter lang und erlaubte eine Crew von drei Personen.
    Nach dem Mittagessen erzählte mir Andy, dass er den Vormittag mit Tim und
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