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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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Lächeln wurde breiter und da war wieder dieses Funkeln in den Augen.
    »Ja, das habe ich schon festgestellt«, sagte ich grinsend. »Komm, lass uns zurück gehen, bevor uns die anderen vermissen.«
    »Okay.«
    Damit war unser Gespräch vorerst beendet. Tim umarmte mich fest und ich genoss den kurzen Körperkontakt zwischen uns. Dann schlenderten wir langsam zu unserer Gruppe zurück. Keiner von uns sagte ein Wort, aber ich bin mir sicher, dass Tim genauso viele Gedanken durch den Kopf gingen wie mir. Ich wollte ihm so gerne helfen, wusste aber nicht, wie ich das anstellen sollte. Meine Gefühle für ihn gingen weit über Mitleid oder Mitgefühl für seine schwierige Situation hinaus und ich wusste nicht, ob ich mir selbst vertrauen konnte. Ich überlegte, ob es nicht besser wäre, mich von Tim fernzuhalten.

Kapitel 4: Tim
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    Im Camp gab es eine Hand voll Computer mit Internetanschluss, die man verwenden durfte, um E-Mails zu lesen oder selbst welche zu schreiben. Vor meinem Gespräch mit Charlie schrieb ich meinen Eltern, dass ich vor hatte, mich bei ihm zu outen. Wenn alles schief gehen sollte, hätte ich ein großes Problem und ich fragte danach, wie man das lösen könnte. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und Mom versicherte mir, dass sie mich abholen würden, sollte mein Outing in die Hose gehen. Sie versuchte nicht, es mir auszureden, sondern ermutigte mich, mit Charlie darüber zu reden. Das war so typisch für meine Eltern und dafür liebte ich sie. Sie bat mich aber darum, ihnen zu berichten, wie unser Gespräch gelaufen ist. Im Endeffekt lief mein Outing besser, als ich gehofft und ganz anders, als ich erwartet hatte. Ich war ziemlich nervös und hatte keine Ahnung, wie ich anfangen sollte. Mein Herz raste, als Charlie sagte, dass er eine Ahnung hätte, was mir durch den Kopf ging. Ich wäre am dennoch am liebsten gestorben als ich sagte, »Charlie, ich bin ´ne Schwuchtel.«
    In den Sekunden bis Charlie antwortete gingen mir mehrere mögliche Reaktionen durch den Kopf. Ein Szenario war, dass er einfach weggehen und mich dort stehenlassen könnte. In einem anderen brüllte er mich an. In einem dritten Szenario, was mir zugegeben am besten gefallen hätte, fiel er auf der Stelle über mich her. Nur seine wirkliche Reaktion kam in meinen Überlegungen nicht vor und ich war kurz ein bisschen irritiert. In seinen Augen las ich Verständnis und Fürsorge, nicht die Verachtung, die ich im schlimmsten Fall befürchtet hatte. Ich rechnete natürlich nicht damit, aber hundertprozentig sicher kann man sich ja schließlich nie sein. Ich entspannte mich von einer Sekunde auf die andere und war froh, Charlie richtig eingeschätzt zu haben. Meine Hoffnung, dass auch er mehr für mich empfinden könnte, stieg weiter. Als er mir über die Wange streichelte, war ich im siebten Himmel und als wir uns umarmten, hätte ich Charlie am liebsten nie mehr losgelassen. Ich glaube, in diesem Moment wurde mir so richtig bewusst, dass ich wirklich dabei war, mich Hals über Kopf in ihn zu verlieben.

    Als wir nach der Unterhaltung zu unserer Gruppe zurück gingen, warteten Tom und Franklin schon auf uns.
    »Habt ihr kurz Zeit?«, fragte Tom.
    »Klar«, antworteten Charlie und ich gleichzeitig.
    Tom schaute erst Charlie, dann Franklin kurz an. »Tim und ich haben uns unterhalten. Wir haben da ein Projekt und dabei brauchen wir eure Hilfe. Genau genommen brauchen wir die Hilfe von allen«, erklärte Tom.
    »Und was genau ist das Projekt?«, fragte Charlie.
    »Hal.«
    »Hal? Er ist euer Projekt?« Charlie schaute uns an, als wären wir ein bisschen verrückt.
    »Jop.« Tom nickte bevor er fort fuhr. »Er ist unglücklich und kann sich selbst nicht ausstehen. Er braucht Hilfe. Und ich denke, dass wir alle ihm helfen können.«
    »Wir sind der Meinung, dass er ein netter Kerl ist«, warf ich ein. »Aber er hat einfach kleinen blassen Schimmer, warum er anders ist als die anderen. Seine Eltern haben vermutlich auch keinen Plan. Schaut euch nur mal seine Klamotten an. Wer zieht bitte so etwas freiwillig an?« Charlie schaute uns immer noch ungläubig an, sagte aber nichts.
    »Meint ihr, Hal will überhaupt Hilfe?«, fragte Franklin zweifelnd.
    »Die Frage ist eher, ob er sie annehmen würde«, antwortete Tom darauf. »Wir können es jedenfalls versuchen. Mehr als anbieten können wir es ihm nicht. Wenn er nicht will, auch okay. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass er unsere Hilfe ablehnen würde.«
    »Was genau habt ihr
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