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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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nicht«, antwortete Hal genauso leise. Er starrte auf den Boden und studierte seine Schuhe.
    »Bullshit!«, warf Tim ein. Wie ich bald herausfinden sollte, war es eines seiner Lieblingswörter.
    »Du kannst«, ergänzte Tom. »Mit unserer Hilfe.« Hal schaute ihn ungläubig an.
    »Hör zu«, sagte Franklin. »Die beiden mögen dich wirklich und wollen dir helfen. Und wenn du das auch willst und dir Mühe gibst —« Er ließ den Satz unvollendet. Hal studierte wieder seine Schuhe, als könnten diese ihm eine Antwort geben. »In welcher Klasse bist du?«, fragte Franklin.
    »Neunte«, antwortete Hal, immer noch im Flüsterton.
    »Du meinst, du kommst in die Neunte?«
    »Ja.« Dieses Mal etwas lauter.
    »Neue Schule?«, fragte Franklin weiter.
    »Ja.« Hal nickte.
    »Dann ist das doch der ideale Sommer, um einen neuen Hal für die neue Schule zu erschaffen. Was meinst du?« Franklin klopfte Hal freundschaftlich auf den Rücken und lächelte.
    »Ich weiß nicht.«
    » Ich weiß nicht ist keine gute Antwort. Der neue Hal soll Dinge wissen«, warf Tom seine Meinung ein.
    »Wollen wir es versuchen?«, fragte Franklin noch einmal nach.
    »Ja«, antwortete Hal wieder so leise, dass man ihn kaum hören konnte.
    »Na also«, freute sich Tom.
    »Klasse«, sagten Tim und Franklin im Chor.
    Ich umarmte Hal kurz. »Gib den Jungs eine Chance. Sie wollen dir wirklich helfen. Und ich kann kaum erwarten, das Ergebnis zu sehen.« Franklin schubste mich sanft zur Seite.
    »Fürs Umarmen bin ich ab sofort zuständig«, bestimmte er und zwinkerte mir zu. »Ich weiß, wir waren gerade ziemlich hart zu dir. Und weißt du was? Es wird noch viel schlimmer. Tim und Tom werden dich auseinander nehmen und komplett neu zusammen setzen. Wenn du eine Umarmung und Aufmunterung brauchst, kommst du zu mir. Das ist von nun an mein Job. Verstanden?« Damit umarmte er Hal. Dieser hielt ihn fest.
    »Ja«, murmelte er, seinen Kopf an Franklin‘s Brust gedrückt. Dieses Mal antwortete Hal immerhin in einer verständlicheren Lautstärke. In seiner Stimme lag Hoffnung, aber auch Unsicherheit und eine gehörige Portion Angst. Als er Franklin ihn losließ, hatte er aber ein Lächeln auf den Lippen. Etwas, das man bei Hal nur selten zu sehen bekam.
    »Morgen nach dem Frühstück, um zehn Uhr geht‘s los«, erklärte Tim. »Wir treffen uns am Baseballplatz. Und wehe du bist zu spät, dann kommen wir dich holen«, drohte er mit einem breiten Grinsen. Franklin hob Hal wieder hoch, warf ihn sich über die Schulter und brachte ihn an den Platz zurück, an dem er ihn aufgelesen hatte. Den Rest des Abends verlor niemand mehr ein Wort zum ihrem Projekt.

    Nach dem Frühstück am nächsten Morgen stand ich mit Tim vor unserer Hütte. Wir waren die ersten aus unserer Gruppe, die mit dem Essen fertig waren. Zusätzlich hatte Tim sogar schon eine halbe Stunde im Wasser verbracht. Ich fragte mich, woher er diese Energie nahm.
    »Meinst du, Hal taucht nachher auf?«, fragte ich ihn.
    »Er kennt den Deal. Wenn wir ihn jetzt bereits drängen müssen, werden wir rein gar nichts erreichen. Er muss es selbst wollen. Wenn er es will, wird er von alleine kommen. Wenn nicht, ist es für uns besser, es jetzt zu wissen. Bevor wir eine Menge Arbeit in die Sache investieren.«
    »Soll ich mitkommen? Ich müsste nur schnell jemanden finden, der mich beim Bogenschießen vertritt.«
    »Nein«, antwortete Tim. »Ich denke, es ist besser, wenn wir das erstmal unter uns machen.«
    »Okay«, stimmte ich zu und wünschte ihnen viel Glück bei ihrem Projekt. Dann machte ich mich auf den Weg zum Bogenschießen.

Kapitel 6: Tim
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    Tom, Franklin und ich trafen uns wie verabredet am Baseballplatz. Es war kurz vor 10:00 Uhr. Pünktlich um 10 sahen wir Hal in unsere Richtung schlurfen, langsam und zögerlich, den Kopf gesenkt. Wir begrüßten ihn freundlich und fragten ihn nochmal, ob es ihm ernst sei.
    »Ja«, antworte Hal, gewohnt leise, schüchtern und unsicher.
    »Also Hal«, begann Tom. »Als erstes hörst du mit dem Geflüster auf. Auch das gehört zu deinem Problem. Stell dich gerade hin, nimm den Kopf hoch und schau uns in die Augen.«
    Hal richtete sich auf und sah Tom an. »Ich will mich ändern«, sagte er, lauter und deutlicher als zuvor.
    »Du tust alles, was wir dir sagen, ohne Diskussion. Okay?« Hal nickte. »Fein. Lasst uns ein Stück in den Wald gehen«, schlug Tom vor. Die Unsicherheit und Angst kehrte in Hal‘s Augen zurück.
    »Wieso? Was ist da?«
    »Das wirst du schon
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