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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany
Autoren: Felix Thijssen
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aber es gab einen genügend großen Brennholzvorrat, und ich nahm mir vor, Feuer im offenen Kamin zu machen, sobald ich mein Gefühl der Lustlosigkeit überwunden hatte.
    Ich beobachtete die Schwärme zurückkehrender Stare, die sich, solange noch keine Kirschen an den Bäumen hingen, die Langeweile damit vertrieben, diverse Angriffsformationen zu üben.
    Ich schaute mir auch die Fotos und Beschreibungen aus Windhofs Umschlag an. Das Haus sah ansprechend aus und lag in einer ebenso friedlichen – und langweiligen – Umgebung wie Margas Bauernhof. Vielleicht hätte, an einem anderen Tag, mein Herz bei diesem Anblick höher geschlagen: Blühender Lavendel säumte den Gartenweg, und die Holzrahmen der Schiebetüren unter dem hübschen Reetdach waren weiß gestrichen. Doch dies war ein Tag der vagen Unruhe und des unentschlossenen Abwartens, und an der Stelle, an der sich mein Herz befand, fühlte ich nichts als eine trübsinnige Leere.
    Ich verschüttete ein wenig von meinem Kaffee, als ich ein Auto ankommen hörte. Niemand wusste, dass ich hier war. Ich schob die Fotos zurück in den Umschlag, stand leise auf und schlich zurück ins Haus. Ich schloss die Tür zur Tenne hinter mir und rannte zu dem kleinen Metallfenster an der Seite, von wo aus ich den Obstgarten und Margas neue Garage überblicken konnte. Ich dachte an Theos Einfallsreichtum und meinen eigenen Mangel an Verstand, der daran schuld war, dass Tiffany in den Besitz meiner Pistole gelangt war.
    Zwei Männer stiegen aus einem Pkw, den sie unter dem blühenden Apfelbaum abgestellt hatten. Sie blieben stehen und betrachteten mein Auto, das in der offenen Garage stand. Der eine sah aus wie ein Steuerberater, trug einen blauen Anzug und eine Brille mit Goldrand. Der andere, in sportlicher Jacke und Jeans, die sich um seine Beinmuskeln spannte, hätte sein Leibwächter sein können. In meinem momentanen, paranoiden Gemütszustand sah für mich jeder aus wie ein Verbrecher.
    Die Männer verschwanden beunruhigenderweise in zwei verschiedene Richtungen um den Bauernhof herum, als wollten sie eine Zangenbewegung ausführen. Kurz darauf hörte ich die heisere Klingel an Margas Vordereingang, den kein normaler Mensch je benutzte, während der Leibwächter dicht neben mir an die Tennentür hämmerte. Mich zu verstecken erschien mir sinnlos, da sie genau wussten, dass ich hier war. Ich suchte mir einen rostigen Spaten aus Margas Gartengeräten aus und öffnete die Tennentür einen kleinen Spalt weit.
    Der Leibwächter grinste mich mit gesunden Zähnen an. »Meneer Winter?«
    »Ja?«
    Er brüllte hinüber zur anderen Seite und drückte gegen die Tür. »Herman! Hier rüber!«
    Ich hielt seinem Druck gegen die Tür stand. »Nun mal langsam, was wollen Sie denn überhaupt hier?«
    »Wir sind schon ein paar Mal hier gewesen und haben auch unter Ihrer Nummer in Amsterdam angerufen. Wollen Sie den Garten umgraben? Na ja, ist ja auch die richtige Zeit dafür.«
    Der Steuerberater kam um das Haus herum. »Das ist aber keine Antwort auf meine Frage«, sagte ich.
    Der Leibwächter nickte dem Steuerberater zu, der neben ihm stehen geblieben war. »Das ist Herman«, stellte er ihn vor. »Wir kommen wegen des Umzugs. Nach Irland, richtig?«
    Langsam befreiten sich meine Gedanken aus dem tiefen Tal von Tod und Gewalt. »Können Sie sich ausweisen?«
    Sie schauten mich überrascht an. »Kuipers Internationale Umzüge. Wir müssen das Inventar vorher begutachten.« Der Steuerberater zog eine Visitenkarte hervor. Ich stellte den Spaten beiseite und öffnete die Tür. Der Steuerberater holte ein von Marga mit der Hand geschriebenes Fax aus seiner Aktentasche, eine Inventarliste sowie meine Telefonnummern. Vielleicht waren sie für das Klicken auf meinem Anrufbeantworter verantwortlich und nicht Tiffany. »Wir packen alles in einen Container«, sagte er. »Und vorher müssen wir feststellen, wie viele Kubikmeter wir brauchen.«
    »Natürlich«, murmelte ich lahm.
    »Es ist doch auch ein Töpferofen dabei«, sagte der Leibwächtertyp. »Was wiegt denn so ein Ding?«
    Ich zeigte ihnen den Weg zu Margas Atelier. Der Steuerberater fing an, alles Mögliche auf einem Klemmbrett zu notieren. Ich stand an der Tür, in nostalgische Erinnerungen versunken, als ich noch ein Auto hörte.
    »Erwarten Sie noch mehr Leute von Ihrer Firma?«, fragte ich.
    Der Leibwächter grinste. »Hiermit werden wir gerade noch zu zweit fertig.«
    Richtig. Wieder durchquerte ich die Tenne, auf dem schnellsten Weg nach
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