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Tiffany Duo 40

Tiffany Duo 40

Titel: Tiffany Duo 40
Autoren: Unknown
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landete etwas früher in Billings. Aufmerksam musterte Madelyn die
    kleine Gruppe, die in der Ankunftshalle auf die Passagiere wartete, entdeckte aber
    keinen einzelnen Mann, der nach ihr Ausschau zu halten schien. Sie atmete
    erleichtert auf, froh über die kleine Galgenfrist, und nutzte die gewonnene Zeit, um in der Damentoilette zu verschwinden. Plötzlich war sie viel nervöser, als sie
    erwartet hatte.
    Als sie die Toilette verließ, hörte sie, wie ihr Name mit blechener Stimme ausgerufen wurde. »Miss Madelyn Patterson, kommen Sie bitte zum Informationsschalter.«
    Ihr Herz schlug ein bisschen zu schnell, aber sie fand das keineswegs unangenehm.
    Dieses Gefühl der Erregung gefiel ihr. Nun war der große Augenblick gekommen, die
    Neugier kaum noch zu ertragen.
    Trotz ihrer inneren Unruhe zwang sie sich, lässig zum Schalter zu schlendern. Ihre
    Augen glänzten vor Abenteuerlust. Der Billings Airport mit dem großen Brunnen war
    viel hübscher als die üblichen Flughäfen mit ihrer nüchternen Atmosphäre, und
    Madelyn ließ die angenehme Umgebung
    besänftigend auf sich einwirken. Ihre Nervosität ließ nach, und was davon noch
    übrigblieb, merkte man ihr nicht an.
    Das musste er sein. Er lehnte am Informationsschalter und trug einen Hut, so dass
    sie sein Gesicht nur undeutlich sah. Doch sie stellte fest, dass er schlank und groß war. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Was für eine unmögliche Situation
    - ein sinnloses Unterfangen. Sie würden sich kennenlernen, einander höflich
    behandeln, einen Tag zusammen verbringen. Und morgen würde sie ihm die Hand
    schütteln, ihm sagen, sie habe den Besuch auf seiner Ranch sehr genossen. Und das
    wäre dann das Ende. Zivilisiert, emotionslos - genau, wie sie es mochte.
    Er richtete sich auf und wandte den Kopf ihr zu. Madelyn spürte seinen Blick, und
    ihre innere Anspannung wuchs wieder. Sie kannte die Bedeutung des Wortes
    »umwerfend«, hatte dieses Gefühl aber noch nie am eigenen Leib erlebt. Ihr lässiger
    Gang wurde unsicher, und dann blieb sie wie festgewurzelt mitten in der Halle
    stehen - unfähig, noch einen einzigen Schritt zu tun. Noch nie war ihr so etwas
    passiert, dieser völlige Verlust ihrer Selbstkontrolle. Sie war hilflos, fast betäubt, als hätte sie einen wuchtigen Schlag bekommen. Jetzt schlug ihr Herz wie rasend, in
    einem wilden, schmerzhaften Rhythmus. Sie musste nach Atem ringen, die Henkel
    der Reisetasche glitten ihr aus den schlaffen Fingern. Mit einem sanften Aufprall
    landete das Gepäck am Boden. Obwohl sie wusste, dass sie sich idiotisch benahm,
    konnte sie nicht aufhören, Ray Duncan anzustarren.
    Es war nur altmodische Begierde, sonst gar nichts. Etwas anderes konnte es nicht
    sein, nicht bei der aller ersten Begegnung. Bei dem Gedanken es könnte etwas
    anderes sein, stieg Panik in ihr auf. Nein, es war nur sinnliche Faszination.
    Dabei war er keineswegs der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte. In New
    York wimmelte es von großartigen Männern. Aber in allem, was zählte - mochte
    man es Chemie, Biologie oder Elektrizität oder sonst wie nennen - erschien er
    ihr überwältigend. Ray Duncan strahlte puren Sex aus. Alle seine Bewegungen
    weckten die Vorstellung von erhitzter Haut, von zerwühlten Bettlaken. Du lieber
    Himmel, warum musste ein solcher Mann eine Heiratsannonce aufgeben?
    Mindestens einsneunzig groß, mit vermutlich eisenharten Muskeln, erweckte er den
    Eindruck, dass er Tag für Tag schwere körperliche Arbeit verrichtete. Er war
    sonnengebräunt, das Haar unter dem Hut dunkel, fast schwarz, das Kinn kantig, der
    Mund klar gezeichnet, mit Grübchen zu beiden Seiten. Für dieses Treffen hatte er
    sich nicht besonders feingemacht, trug ein schlichtes weißes Hemd mit
    hochgekrempelten Ärmeln, alte Jeans und abgewetzte Stiefel. Angestrengt
    konzentrierte sich Madelyn auf Einzelheiten seiner äußeren Erscheinung, während
    sie versuchte, den Aufruhr ihrer Gefühle zu bewältigen. Obwohl er noch kein
    einziges Wort gesagt hatte, übte er eine verheerende Wirkung auf sie aus.
    Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich so etwas ausgemalt. Was
    sollte eine Frau tun, wenn sie endlich den Mann traf, der ihre schlummernden Sinne
    in ein loderndes Inferno verwandelte? Am liebsten wäre sie davongelaufen, aber sie
    konnte sich nicht rühren.
    Ich würde gern mit ihr ins Bett gehen, war Rays erster Gedanke. Aber als Ehefrau
    kam sie nicht in Frage. Sie sah genauso aus, wie er es befürchtet
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