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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten
Autoren: Rainer Stecher , andere
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kümmern sich die Beamten darum, die kleine Lilly wieder zu finden. Die Männer waren an einem weit entfernten sehr großen Fluss gefahren und mit Lilly in einem höhlenartigen Unterschlupf verschwunden, in dem sie Hunderte Kadaver getöteter Robbenbabys und deren kostbare Felle aufbewahrten. Lilly hatten sie während der Fahrt ein Mittel gegeben, bei dem sie einschlief, um sich bloß nicht den Weg merken zu können. Als das kleine Mädchen zu sich kam, saß sie gefesselt auf einem Stuhl.
    Das Erste, was sie sah, war ein blutiger Robbenkopf. Lilly schrie, als hätte sie der Blitz getroffen. Sofort rannten die Männer zu ihr.
    Lilly weinte schrecklich.
    »Was ist das? Wie komm ich hierher? Wo ist meine Mami? – Ich will zu meiner Mami!«
    »Deine Mami kommt nicht«, unterbrach ein Entführer Lilly drohend. »Keiner kommt, um dich zu holen. Du hast nun gesehen, dass wir all die Robbenbabys töten und du könntest uns verpfeifen. Das können wir leider nicht zulassen. Wir zeigen dir, was mit den Robben passiert, wenn wir sie töten. Du solltest gut aufpassen, denn das könnte mit dir auch passieren!«
    Es waren noch nicht alle vier Männer versammelt. Der vierte sollte vor der Höhle Wache schieben, während sie die Kleine entführen. Als dieser in den Raum kam, sah er das Mädchen und ihm stockte der Atem. Dieses Gesicht kennt er doch – aber, woher? »Bind sie los!«, befahl einer der Männer. »Wir wollen ihr zeigen, wie wir Robbenbabys erledigen. – Wir warten draußen!«
    Der Mann ging langsam auf sie zu. Er sah, dass sie völlig aufgelöst war und schrecklich weinte. Er kniete sich nieder und sagte zu ihr mit sanfter Stimme: »Keine Sorge, Kleines, alles wird gut! Ich pass auf dich auf, dir wird nichts passieren. Ich verspreche es dir. Und jetzt nicht mehr weinen! Ok? – Aber du darfst zu den bösen Männern draußen nichts sagen, ja? Weißt du, ich mag das gar nicht, dass sie den Robbenbabys so schrecklich wehtun, kleine Lilly. Das sind nämlich ganz liebe Tiere. Und sie sehen so kuschlig aus, findest du nicht?« Erschrocken darüber, dass er ihren Namen kannte, blickte Lilly auf und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Er band sie vorsichtig los und trug sie auf dem Arm zum Auto.
    »Warum hat das so lange gedauert«, brüllte einer der Komplizen ihm entgegen. »Bring sie endlich her und steig ins Auto!« Lilly saß im Auto und sah mit einem seltsamen Ausdruck des Bedauerns auf den Entführer, der zuvor mit warmherzigen Worten zu ihr gesprochen hatte. Wo bringen sie mich bloß hin, dachte sie und fragte sich im Stillen, werde ich jetzt sterben, wie die kleinen Robbenbabys? Erneut fing sie an zu weinen. Doch niemand, außer diesem einen Entführer, schien das zu kümmern, der sie anblickte und mit den Augen zu sagen schien: Hab keine Angst. Dir passiert nichts! Das Mädchen wischte sich hastig die Tränen aus den Augen und blickte nach vorn auf die Windschutzscheibe.
    Das Auto erreichte sein Ziel – das Nordkap.
    Das Mädchen schaute sich durch die Autoscheiben erstaunt um und sah nur noch wenige Robbenbabys am Kap. »Wozu braucht ihr die Robben?«, fragte sie.
    »Nerv nicht, Kleine!«
    »Ich will es aber wissen!«
    »Mann, wir töten sie, um in der Untergrundwelt gutes Ansehen zu haben. Wenn sie wissen, dass wir viele Robben töten und dass auch noch ohne Scheu, dann haben sie großen Respekt vor uns, verstehst du das, du Nervensäge?!«
    Das Mädchen wurde für die Entführer langsam unerträglich, aber Lilly war ein sehr wissbegieriges Kind und setzte zu einer neuen Frage an. »Was ist denn eine Untergrundwelt ? Wer ist denn da alles?«
    »Halt die Klappe!«, riefen die drei Entführer zur gleichen Zeit.
    Das Mädchen wich sofort zurück und war mucksmäuschen still. Die Entführer stiegen aus, und der Sympathische von ihnen nahm die Kleine vorsichtig aus dem Auto und brachte sie zu den anderen Männern, die schon gierig nach Robbenbabys Ausschau hielten.
    »Da ist eins! Seht ihr? Da drüben!«, rief Sam seinem Komplizen zu.
    »Nichts wie hin!«
    »Lasst uns Geld machen, Jungs!«, warf der nächste Entführer ein. Die drei stürzten sich auf das kleine Robbenbaby und schlugen ihm mit Baseballschlägern brutal den Schädel ein. Immer und immer wieder droschen sie auf das Robbenbaby, bis es reglos in seinem eigenen Blut lag.
    In dem Moment, als sie das erste Mal auf die Robbe einschlugen, drehte der sympathische Entführer Lilly um und sagte leise: »Schau nicht hin!«
    Lilly fürchtete sich plötzlich
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