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Tierische und andere Offerten

Tierische und andere Offerten

Titel: Tierische und andere Offerten
Autoren: Rainer Stecher , andere
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Und der Tod war nah, wenn sie nichts mehr zu fressen fand. Karolin bekam es mit der Angst zu tun. Wäre sie bloß nicht weggelaufen. Kläglich meckernd lief sie weiter. Kein Gras, kein Himmel und vom ersehnten Rehbock war weit und breit nichts zu sehen.
     
    Und zu allem Unglück wurde es finster. Die Nacht brach herein. Karolin bekam große Angst.
    In ihrem großen Kummer überkam sie die Müdigkeit und schlummerte an einem geschützten Flecken Erde, den sie sich noch schnell ausgesucht hatte, ein. Bald fing sie an zu träumen von ihren Eltern Erna und Willi, ihren anderen drei Zicklein, von Bauer Lemke, der immer für sie da war, ihnen Futter brachte und den Stall sauber hielt. Und dann war da noch der Rehbock, in den sie sich heimlich verliebt hatte. Warum ist keiner von ihnen jetzt bei mir? Wer tröstet mich nun?
    Die Nacht verging wie im Fluge. Karolin wachte auf. »Wo bin ich?«, meckerte sie.
    Karolin lag neben Erna und Willi. Beide beschnupperten ihre kleine Zicke, während Bauer Lemke in den Stall trat, das Frühfutter brachte und Karolins Rücken zärtlich streichelte.
    Das Zicklein verstand die Welt nicht mehr. War das alles denn ein Traum gewesen? Fragen wollte sie lieber nicht. Vielleicht ging dann ein Donnerwetter los. Kaum gedacht, schon ging es los.
    Auf einmal stand ihr lieber Rehbock vor ihr. Was will der überhaupt, überlegte sie. Und schon bekam unser Zicklein eine Standpauke gehalten, was sie angestellt hat, wie sie einfach weglaufen konnte. Karolin wurde immer kleiner und kleiner. Ganz verschämt fragte sie, was in der Nacht passiert sei.
    Der Rehbock war wie immer noch einmal auf der Pirsch. Er wollte einen letzten Versuch starten. Irgendwo musste doch Karolin sein. Er lief in die Richtung, wo sie verschwand. Und plötzlich stand er vor dem widerspenstigen Zicklein. Ganz einsam lag es da, vor sich hinschlummernd. Ihn packte die Wut, er packte das Zicklein und sprang mit großen Schritten in Richtung Stall.
    Sanft legte er Karolin dann neben Erna und Willi und war froh, sein Zicklein gefunden zu haben. Dabei schwor er sich, noch einmal läufst du mir nicht davon. Ich werde dich behüten wie meinen Augapfel. Auch Karolin war froh, wieder zu Hause zu sein, bei ihrer Familie und natürlich bei ihrem Rehbock. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute!
     
    Frank Gründig
    Marianne Marquardt
    Monika Gründig

Das Leben der anderen
    Ich ärgere mich immer wieder, dass ich, sobald ich meine Wohnung verlasse, mit diversen Telefongesprächen meiner Mitmenschen unfreiwillig konfrontiert werde. Egal, ob ich in der S-Bahn sitze, auf der Straße laufe oder im Supermarkt  in der Schlange stehe, immer klingelt irgendwo ein Handy. Und schon werde ich Zeuge von belanglosen Gesprächen, die sich manchmal aber endlos hinziehen können. Das Schlimme ist nur, ich muss nicht nur zuhören, sondern mir auch vorstellen, mit wem mein Nachbar spricht, und vor allem, was der andere eventuell antwortet. Das ist zugegebenermaßen ganz schön anstrengend, zumal wenn sich das Gespräch um grundlegende Dinge des Lebens dreht.
    So wurde ich einmal Zeuge eines Gespräches, in dem sich  zwei Freundinnen darüber austauschten, ob die eine sich nun scheiden lassen solle oder nicht. Da kamen schon intime Sachen zur Sprache, die mir persönlich sehr nahe gingen. Plötzlich sah ich meine eigene Ehe in einem ganz anderen Licht und Zweifel regten sich bei mir, ob ich eigentlich mit dem richtigen Mann verheiratet bin. Ich brauchte Wochen, um mich von diesem Gespräch zu erholen.
    Es gibt aber auch ganz lustige Telefonate. Besonders, wenn sich zwei vermeintliche Kolleginnen über ihren Chef auslassen. Ich persönlich möchte nicht in der Haut dieses Chefs stecken, aber ich fand es ganz amüsant, wie seine Eitelkeit durch den Kakao gezogen wurde. Wenn der wüsste, was ich nun auch weiß, er würde freiwillig seine Kündigung einreichen.
    Die überflüssigsten Telefonate werden nach Feierabend in der S-Bahn geführt. Sie sind sehr einseitig und auch sehr kurz, meist mit dem gleichen Wortlaut: »Schatz, ich komme gleich, bin jetzt Mehrower Allee!« Für mich völlig nervig, denn die einzige Information, die ich daraus entnehmen kann, ist mir bereits bekannt. Wir sind tatsächlich Mehrower Allee.
    Sitzt jedoch ein junges Mädchen neben mir, das gerade Schulschluss hat und nun ihre beste Freundin über Handy informieren muss, was alles in den Schulpausen passiert ist, dafür habe ich volles Verständnis. Es ist ja auch
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